Landkreise Osterholz/Rotenburg. Haussperling, Kohlmeise und Blaumeise – diese drei Vögel haben bei der Wintervogelzählung Anfang Januar in der Endabrechnung vorn gelegen. Der Naturschutzbund Nabu und der Landesbund Vogel- und Naturschutz hatten zuvor aufgerufen, rund um den Dreikönigstag eine Stunde lang die Vögel im eigenen Garten oder im nahe gelegenen Park zu zählen. „Mehr als 9600 Menschen in Niedersachsen haben sich nicht abschrecken lassen und trotz Regens und weniger Betrieb an den Futterstellen Vögel gezählt“, so Gina Briehl vom Nabu Niedersachsen. „Sie haben insgesamt 233.834 Vögel in 6587 Gärten und Parks bei uns gemeldet.“
Dabei ist das eingetreten, was Vogelkundler im Vorfeld schon vermutet hatten: Die Sichtungen fielen magerer aus als in den vorangegangenen Jahren. „Der bisher eher milde Winter hat dafür gesorgt, dass typische Wintergäste aus Nord- und Osteuropa, wie der Bergfink, vermutlich in ihren Brutgebieten geblieben sind und sich den energiezehrenden Zug gespart haben“, erläutert Briehl. Auch die Waldvogelarten wie Buchfink, Buntspecht und Kernbeißer seien weniger häufig gezählt worden. Hier dürfte das Mastjahr der Grund sein. Durch die große Fülle an Baumfrüchten blieben die Vögel eher im Wald und kämen seltener in die Siedlungen.
Generell sei das kein Problem, weil durch diese Mastjahre mehr Futter im Wald vorhanden sei. Allerdings kämen die Mastjahre in den vergangenen Jahren in immer kürzeren Abständen – vermutliche Ursache sei die Klimakrise. Das häufige Massenfruchten könne die Bäume auszehren und so auf lange Sicht zum Problem für die Vogelbestände werden, so die Experten.
Seeadler und Eisvogel
Das niedersächsische Ergebnis spiegelt sich auch in der näheren Region wider: Im Landkreis Rotenburg haben sich 179 Vogelfreunde an der Zählung beteiligt. Sie entdeckten in 144 Gärten 5498 Vögel. Der Haussperling, die Kohlmeise und die Blaumeise belegten dabei die vorderen Plätze. Im Landkreis Osterholz beteiligten sich 175 Menschen an der "Stunde der Wintervögel". In 135 Gärten zählten sie 4157 Vögel. Hierbei lag die Kohlmeise vor der Blaumeise. Der Haussperling wurde Dritter. Etwas anders das Bild in Bremen-Stadt. Dort wurden in 334 Gärten 9736 Vögel gesichtet. 539 Vogelfreunde haben sich beteiligt und neben Kohl- und Blaumeise die Amsel am dritthäufigsten gesehen. Der Haussperling wurde in Bremen nur Sechster. Vereinzelt wurden auch Seeadler, Austernfischer und Eisvogel gemeldet.
Bei der Bewertung der Ergebnisse kommt es übrigens nicht auf die Gesamtzahl der Sichtungen an. Vielmehr gilt es, die Zahl der Vögel pro Garten oder vergleichbaren Beobachtungspunkten gegenüberzustellen. Bezogen auf Niedersachsen tauchten pro Zählstandort im Durchschnitt 6,9 Haussperlinge, 3,9 Kohlmeisen und 3,4 Blaumeisen auf.
Teilnehmerzahl gesunken
Verglichen mit der Zählung im Vorjahr, bei der der Nabu niedersachsenweit rund 17.800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt hat, fiel die Beteiligung mit 9600 Menschen dieses Mal geringer aus. Laut Nabu-Sprecherin Cornelia Melchior-Becker hat zum einen das nasse und graue Wetter nicht gerade zum Mitmachen eingeladen. Außerdem habe man festgestellt, dass es diesmal sehr viel weniger Erstzählende gegeben habe und vor allem Leute mitgemacht hätten, die schon öfter dabei waren: "Die vielen Neuzugänge der vergangenen zwei Jahre gab es auch aufgrund der Corona-Beschränkungen", teilt Melchior-Becker mit. Während dieser Zeit hätten viele Menschen Aktivitäten gesucht, die man im eigenen Garten oder auf dem eigenen Balkon durchführen kann. "Jetzt, im ersten Winter fast ohne Beschränkungen, stehen offenbar erst einmal andere Aktivitäten im Vordergrund."
Wer die Zählung dieses Mal verpasst hat, bekommt eine weitere Gelegenheit, sich ans Terrassenfenster zu setzen. Die nächste Vogelzählung wollen die Organisationen in der Zeit vom 12. bis 14. Mai veranstalten. Dann ist der Winter vorbei und es steht die „Stunde der Gartenvögel“ an.