Osterholz-Scharmbeck. Jörn Mangels ist zurück. Der Osterholz-Scharmbecker hat in Köln seine Stammzellen gespendet. Dafür hatte sich Mangels – wie berichtet – im Rahmen einer Aktion der Deutschen Knochenmarkspender-Datei (DKMS) im Herbst typisieren lassen. Einige Wochen später kam der Anruf, dass er ein geeigneter Spender sei. Es folgten Voruntersuchungen und jetzt die Spende in Köln. Nach viereinhalb Stunden war der Osterholz-Scharmbecker mit seiner guten Tat durch. Als er die Nachricht bekommen habe, ein „hervorragendes Produkt“ abgeliefert zu haben, sei er vollends zufrieden gewesen, meint Mangels.
Die Spende selbst, im Fachjargon Apherese, ging aus seiner Sicht professionell und routiniert über die Bühne. Die Mitarbeiter der Klinik legten ihrem Spender jeweils einen Zugang am rechten und am linken Arm. Über die rechte Seite fließt das Blut durch den Zellseparator und wird links in den Körper zurückgepumpt. Technisch war es aus seiner Sicht problemlos. Trotzdem habe er sich nach der Rückkehr ein wenig „emotional ausgelaugt“ gefühlt. Den Grund dafür sieht Mangels darin, dass er sich mit dem Thema Stammzellenspende sehr intensiv befasst hatte.
Anonymer Kontakt
Damit ist es jetzt jedoch nicht vorbei, im Gegenteil. Mangels steht für den Empfänger seiner Stammzellen in den kommenden zwei Jahren bereit, falls eine weitere Spende notwendig ist. Er erfährt von der DKMS lediglich das Geschlecht, das Alter und das Herkunftsland seines Empfängers. Was für Außenstehende und zuerst auch für Mangels unverständlich ist, hat durchaus System. Diese sogenannte Anonymitätsfrist ist in Deutschland und den meisten anderen Staaten sogar gesetzlich verankert.
Würden sich Spender und Patient innerhalb der Anonymitätsfrist früher persönlich kennenlernen, „wäre es für den Spender schwerer, frei und ohne emotionalen Druck zu entscheiden, ob er zu einer weiteren Spende bereit ist“, schreibt die DKMS auf ihrer Internetseite. Und: „Die eigene Genesung beansprucht den Patienten voll und ganz. Es dauert meist einige Monate, bis er wieder einigermaßen bei Kräften ist und in seinen Alltag zurückkehren kann. Er benötigt diese Zeit, um das Erlebte für sich und mit seinen Angehörigen zu verarbeiten. Einer so emotionalen Situation wie der persönlichen Kontaktaufnahme mit der Person, die die lebensrettenden Stammzellen gespendet hat, sind manche Patienten in dieser Zeit nicht gewachsen.“
Gleichwohl muss Mangels in den kommenden zwei Jahren nicht auf Informationen über seinen Empfänger verzichten. So kann er brieflich Kontakt aufnehmen – allerdings anonym. Deshalb wird er sich demnächst hinsetzen und einige Zeilen schreiben und ihn der DKMS übermitteln. Die Organisation leitet das Schriftstück anschließend an ihren Patienten weiter. Immerhin findet Mangels, dass allein durch die drei Eckdaten „das Bild des Menschen konkreter wird.“ Mangels ergänzt: „Man bekommt eine stärkere Bindung.“
Der Osterholz-Scharmbecker lässt denn auch schon jetzt durchblicken, dass er sich auf den Moment des ersten Treffens freut. Es sei „ein besonders wichtiger Moment, denn nun kann der Spender unmittelbar erleben, dass durch seinen persönlichen Einsatz ein Menschenleben gerettet wurde“, schreibt die DKMS dazu auf ihrer Internetseite. Hierzu zählt etwa die Geschichte von Daniel aus Schafhausen und Simon aus Dettelbach, wie sie ebenfalls auf der Seite der DKMS dokumentiert ist. Simon sei 17 Jahre alt gewesen, als er an Blutkrebs erkrankte. Daniel hatte sich bei der DKMS als möglicher Spender gemeldet. Als sich beide das erste Mal trafen, seien sie sich in die Arme gefallen. Diese und ähnliche Geschichten sind es, die auch Mangels motivieren. Da er als Marathon- und Ultrasportler seine Stammzellen schon rund um den Erdball getragen hat, „wissen sie, was es heißt zu kämpfen“, sagt Mangels schmunzelnd. Er ergänzt mit Blick auf den Empfänger: „Das längste Rennen haben sie jetzt vor sich.“