Oberschüler beschäftigen sich mit der Ausstellung „African Kids“ / Auch Bürger können sich 69 Bilder ansehen Das Leben in den Elendsvierteln Südafrikas

Bassum. Angelique und Celina stehen eine ganze Weile vor dem Bild. Es hat die beiden Siebtklässlerinnen der Bassumer Oberschule Petermoor gefesselt.
21.10.2016, 00:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Dominik Flinkert

Bassum. Angelique und Celina stehen eine ganze Weile vor dem Bild. Es hat die beiden Siebtklässlerinnen der Bassumer Oberschule Petermoor gefesselt. Auf dem Bild sind zwei südafrikanische Kinder zu sehen, die auf einem bunten Teppich vor einem Bett mit einem rosafarbenen Laken stehen. Rechts in dem kleinen Haus der Kinder liegen Koffer übereinander gestapelt, links ist ein Nachtschränkchen, auf dem Hygieneartikel sind. Zwischen Nachtschränkchen und Bett ist ein Haufen mit Schuhen erkennbar. Die Wände des Shacks – so werden die Häuser in den Elendsvierteln Südafrikas genannt – bestehen aus Holz und Plastik. „Ich finde es toll, dass die Kinder aus den wenigen Sachen, die sie haben, tolle Dinge gestalten“, sagt die 14-jährige Angelique aus der Klasse 7b. Und ihre 13-jährige Mitschülerin Celina ergänzt: „Manche machen auch einfach aus Holzpaletten ein Bett. Das ist toll.“ Die beiden Schülerinnen haben sich gestern mit ihrer Klasse die Ausstellung „African Kids“ angeschaut, die die Fachreferatsleiterin Bürgergesellschaft der Volkshochschule Landkreis Diepholz, Reinhild Olma, für die Schule organisiert hat.

Fast alle Klassen der Oberschule schauen sich die Ausstellung in den nächsten zwei Wochen an. Sie basiert auf dem Buch „African Kids – Eine südafrikanische Township-Tour“ von Lutz van Dijk. In der Ausstellung sind 69 Bilder zu sehen, die das südafrikanische Leben – abseits von schönen Tieren und Stränden – dokumentiert. Die Wanderausstellung bringt der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen in die Schulen. Auf Wunsch können Schulen auch einen Referenten buchen, der Schülern die Hintergründe zu den Bildern erklärt. Gestern hat das Thees Schagon gemacht, der ein Jahr lang während seines Freiwilligen Sozialen Jahres vor Kapstadt in der Nähe eines Township gelebt hat. Townships sind Wohnviertel für Menschen mit dunkler Hautfarbe, die im Zuge der Rassentrennungspolitik in Südafrika entstanden sind.

Schagon berichtete den Schülern von der Zeit der Apartheid, der autoritären, selbsterklärten Vorherrschaft der „weißen“, europäischen Bevölkerungsgruppe. „Die Landflucht kennzeichnete Südafrika. Schwarze durften nicht in die Städte und noblen Gegenden ziehen“, erzählte Schagon. HIV sei lange Zeit als „Schwulenkrankheit“ angesehen worden. Auch heute noch habe Südafrika die höchste HIV-Infektionsrate weltweit. Es gebe eine riesige Oberschicht, Südafrika gelte als Schwellenland und die Schere zwischen Arm und Reich sei extrem groß. Aus Sicht von Lehrer Jörn Rosenthal passt die Ausstellung gut in den Unterricht hinein. Denn er sei mit Schülern im Klimahaus in Bremerhaven gewesen, wo einige Schüler schon die klimatischen und kulturellen Bedingungen von Südafrika kennengelernt haben.

Die Bilder der Ausstellung erzählen ehrlich und optimistisch den Alltag der südafrikanischen Kinder und Jugendlichen. Sie beschreiben, wie die Kinder ihr Leben beurteilen, worüber sie sich freuen, was sie traurig und wütend macht und welche Träume sie haben. Viele träumen wie Kinder und Jugendliche aus anderen Ländern von einem selbstbestimmten Leben, in dem Liebe, Freundschaften und Vertrauen im Mittelpunkt stehen. Die Ausstellung können auch Bürger von montags bis freitags bis 27. Oktober besuchen – von 8 bis 13.15 Uhr. Zuvor müssen sie sich im Sekretariat anmelden.

„Ich finde es toll, dass die Kinder aus den wenigen Sachen, die sie haben, tolle Dinge gestalten.“ Oberschülerin Angelique
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