Der erste Interkulturelle Tag der Begegnung in Brinkum zieht viele Besucher an „Ein Spaziergang über die Weltkugel“

Stuhr-Brinkum. Sie kamen, um gemeinsam zu essen, zu singen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen – der erste Interkulturelle Tag der Begegnung der Gemeinde Stuhr hat an diesem Sonnabend in der Mensa der Kooperativen Gesamtschule Brinkum stattgefunden und gleich zahlreiche Stuhrer sowie Besucher aus den unterschiedlichsten Ländern angelockt. Ob Somalia, Afghanistan, Eritrea, Iran oder Russland – wer sich für andere Länder und deren Menschen interessiert, war an diesem Tag genau richtig.
29.02.2016, 00:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Femke Liebich

Sie kamen, um gemeinsam zu essen, zu singen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen – der erste Interkulturelle Tag der Begegnung der Gemeinde Stuhr hat an diesem Sonnabend in der Mensa der Kooperativen Gesamtschule Brinkum stattgefunden und gleich zahlreiche Stuhrer sowie Besucher aus den unterschiedlichsten Ländern angelockt. Ob Somalia, Afghanistan, Eritrea, Iran oder Russland – wer sich für andere Länder und deren Menschen interessiert, war an diesem Tag genau richtig. „Lassen Sie uns alle einen Spaziergang über die Weltkugel machen“, forderte auch der Stuhrer Bürgermeister Niels Thomsen die Anwesenden in seiner Begrüßung auf.

Im Vorfeld hatten sich die knapp 30 Aussteller viel Mühe gegeben, um ihre Stände möglichst anschaulich zu gestalten. „Viele haben Plakate gemalt, auf denen sie ihr Heimatland vorstellen, und natürlich spielt das Essen eine große Rolle“, erklärte Fathma Atenhahn. Die Koordinatorin für Flüchtlingsarbeit in der Gemeinde Stuhr hat die Veranstaltung gemeinsam mit einigen engagierten Mitstreitern ins Leben gerufen.

Allerdings präsentierten sich nicht nur die einzelnen Nationalitäten, die derzeit in Stuhr leben, sondern auch zahlreiche Vereine, Verbände und Institutionen, die dazu beitragen, dass das Leben in Stuhr „möglichst bunt ist“, so Atenhahn. Sie freute sich sehr, dass so viele Besucher gekommen waren. „Im Vorfeld konnte ich es überhaupt nicht einschätzen, wie viele es sein werden. Aber alle Aussteller waren mit einer so großen Freude dabei, die muss einfach honoriert werden“, schwärmte sie.

Zwei Tage am Herd verbracht

Waki Hussainzadela und seine Frau Zahra Abdullahi hatten die beiden Tage vor der Veranstaltung vorwiegend am Herd verbracht. „Ich habe vor zwei Wochen von der Veranstaltung erfahren und wollte sofort mitmachen“, berichtete der gebürtige Afghane, der seit 15 Jahren in Stuhr lebt. Als kulinarische Spezialität aus seiner Heimat bot er den Besuchern ein Gericht mit Reis und Kalbsfleisch an, das sehr gut angenommen wurde. An anderen Ständen wurden Pfannkuchen, Teigtaschen, Hähnchencurry und Kuchen verabreicht.

„Essen verbindet scheinbar die Nationalitäten – ähnlich wie die Musik“, stellte Fathma Atenhahn an diesem Tag einmal mehr fest. Und selbst Handarbeit kann ebenso zur Völkerverständigung beitragen – diese Erfahrung hat zumindest Daniela Gräf als Leiterin des Mehr-Generationen-Haus (MGH) in Brinkum in den vergangenen Monaten gemacht. „Unser internationaler Strick-Treff am Dienstagnachmittag wird sehr gut angenommen. Die Frauen lernen dort alle untereinander und voneinander“, berichtete sie.

Aus dieser positiven Resonanz sei auch die Idee von „Stuhrs buntester Decke“ entstanden, die zum Interkulturellen Tag der Begegnung am Stand des MGH vorgestellt wurde. „Jeder darf hier seinen Beitrag zu der Decke leisten und ein Stück mitstricken. Am Ende versteigern wir das fertige Gemeinschaftsprojekt für einen guten Zweck“, erklärte Daniela Gräf. Dass die Decke womöglich eine beachtliche Größe einnehmen wird, wurde schon jetzt ersichtlich, denn alle Plätze am Strick-Tisch waren schnell besetzt und die bereitliegenden Nadeln dementsprechend vergriffen.

Auf viele bekannte Gesichter traf am Sonnabend auch Ute Sydow. Die Stuhrerin wird aufgrund ihres unerlässlichen Engagements von vielen Flüchtlingen nur noch liebevoll „Mama Somalia“ oder „Tante Uti“ gerufen. „Ich wurde mal gefragt, wie viele Flüchtlinge ich in der Gemeinde persönlich kennen würde – da habe ich kurz nachgedacht und gesagt 300 von 350 bestimmt“, verriet sie lachend und umarmte gleich das nächste junge Mädchen, das mit ausgebreiteten Armen auf sie zulief.

Mit offenen Armen empfängt auch Eric Guinebert wöchentlich interessierte Jugendliche in seinem vor knapp einen Jahr gegründeten Graffiti-Atelier im Jugendtreff Haus am Wall, im Jugendhaus No Moor und in Heiligenrode. Beim Interkulturellen Tag der Begegnung stellte er gemeinsam mit einigen Jugendlichen die Kunst des Graffiti-Sprayens vor. „Ich finde diese Veranstaltung sehr gelungen und freue mich besonders, dass ich heute sogar schon Französisch sprechen konnte“, berichtete der gebürtige Franzose.

Ergänzend zu den unterschiedlichsten Begegnungen an den einzelnen Ausstellungsständen hatte das Organisationskomitee für diesen Tag ein musikalisches Rahmenprogramm zusammengestellt. Infolge-dessen trat unter anderem der neu gegründete Interkulturelle Chor Stuhr das erste Mal in der Öffentlichkeit auf. Die etwa 40 Sängerinnen und Sänger aus den unterschiedlichsten Nationen sangen unter der Leitung von Bettina Schmidt und Britta Eidens internationale Lieder wie das südafrikanische Begrüßungslied „Sana Sananina“, das arabische Stück „Assalam Alaikum“ und den Kanon „Bruder Jakob“.

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