Gedenken an Daniel S. in Weyhe Ein Zeichen für das Miteinander

Zahlreiche Menschen haben sich am Sonnabend am Bahnhof Kirchweyhe eingefunden, um dort Daniel S. zu gedenken. Vor allem die Weyher Bürger setzten dabei ein Zeichen für ein friedliches Miteinander.
11.03.2018, 17:17 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Niklas Golitschek

Weyhe. "Weyhe ist bunt" prangte auf den verschiedenfarbigen Luftballons, die Kinder und Erwachsene am Sonnabendnachmittag auf dem Bahnhofplatz in Kirchweyhe trugen. Etwa 150 Menschen haben sich nach Polizeiangaben zusammengefunden, um an diesem 10. März ein Zeichen zu setzen. Anlass war das Gedenken an den fünften Todestag von Daniel S., der an eben jenem Bahnhofsvorplatz im Jahr 2013 einen Streit zu schlichten versuchte, dabei selbst Opfer wurde und gewaltsam zu Tode kam. Dazu hatten unter anderem die SPD und der "Runde Tisch gegen Rechts – für Integration" aufgerufen.

Das Gedenken habe "in Weyhe immer im Vordergrund" gestanden, betonte Bürgermeister Andreas Bovenschulte in seiner Ansprache, "wir wollen keine Gewalt". Schnell sei allerdings ein zweiter Aspekt hinzugekommen, der mit Anteilnahme nichts zu tun habe: der Versuch rechter Gruppierungen, Daniel S.' Tod politisch zu vereinnahmen, da der Täter ausländische Eltern hat. "Es war der Versuch, Weyherinnen und Weyher zu spalten. Das haben wir eindrucksvoll zurückgewiesen", sagte der Weyher Bürgermeister. Gruppen wie die NPD oder die Identitäre Bewegung seien nach Weyhe gekommen, "doch wir haben den längeren Atem gehabt".

Auch Deniz Kurku, SPD-Landtagsabgeordneter und Sprecher der SPD-Landtagsfraktion gegen Rechtsextremismus, hob hervor, dass sich die Weyher nicht für Ideologien hätten vereinnahmen lassen. Vielmehr hätten sie es als Mahnung verstanden, "dass Hass und Gewalt Leid und Trauer mit sich ziehen".

Tatsächlich war es in den vergangen beiden Jahren ruhiger an diesem Tag gewesen, nachdem 2015 ein interkulturelles Fest wegen Sicherheitsbedenken kurzfristig abgesagt worden war. Etwa 80 Demonstranten, die die Polizei dem rechten Spektrum zuordnete, waren zu einer unangemeldeten Kundgebung gekommen. Angesichts des fünften Jahrestags in diesem Jahr hatten die Weyher Sorge, dass noch einmal eine größere rechte Gruppe den Bahnhofsplatz für sich vereinnahmen könnte. Aus diesem Grund mobilisierte der Runde Tisch gegen Rechts frühzeitig.

Lange schien auch unklar, wie viele Menschen an den Kirchweyher Bahnhof kommen würden. Denn tatsächlich meldete der Göttinger Lars Steinke eine weitere Gedenkveranstaltung an. Steinke ist Landesvorsitzender der Jungen Alternative, der Jugendorganisation der AfD. Aus diesem Grund riefen dann auch Gruppierungen wie die Bremer Basisgruppe Antifa oder AfD Watch Bremen dazu auf, an der Gegendemonstration teilzunehmen.

Deshalb sorgte auch der Fachbereich Ordnung und Soziales der Gemeinde Weyhe vor: Die Veranstaltung des Runden Tisches durfte wegen der früheren Anmeldung direkt auf den Bahnhofsvorplatz. Steinke und seine Anhänger mussten auf das andere Ende des Parkplatzes vor dem Lok-Werk mit dem Gefallenendenkmal ausweichen. Beide Veranstaltungen trennte die Polizei mit einem Sichtschutz in Form von vier aneinander geparkten Fahrzeugen. Etwa 30 Bereitschaftspolizisten und örtliche Einheiten waren im Einsatz.

Antifa-Fahnen und ähnliche Symbole waren auf dem Bahnhofsvorplatz allerdings nur vereinzelt zu sehen. Das Gedenken dominierten die Weyher. Auf der anderen Seite des Bahnhofs zählte die Polizei 16 Teilnehmer. Neben Lars Steinke nahmen auch Andreas Iloff, AfD-Kreisvorsitzender und Kreistagsmitglied, und Frank Magnitz, Landesvorsitzender der AfD Bremen und Mitglied des Bundestags, an der Veranstaltung teil. Mehrfach sprach Steinke in seiner Rede von einer "falschen" oder "verfehlten Politik", in deren Folge Daniel S. gestorben sei, und dessen Tod seiner Ansicht nach Mord sei. "Unsere Leute" würden "verletzt, vergewaltigt und getötet". Nach Steinkes Rede legten die Anwesenden einen Kranz zum Gedenken an S. nieder und stellten Grabkerzen dazu.

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