Tarmstedt. Die Zukunft der Tarmstedter Straßenbeleuchtung könnte so aussehen: Um noch mehr Strom zu sparen als durch die in Folge der Energiekrise reduzierten festen Einschaltzeiten, könnten die Straßenlampen so geschaltet werden, dass sie beispielsweise nach 20 Uhr nur bei Bedarf leuchten – einzelne Straßenzüge wären per Smartphone-App individuell einschaltbar und würden sich dann wieder von selbst ausschalten.
Die Idee dazu stammt von Bernd Ilper, Chef einer gleichnamigen Tarmstedter Elektronikfirma, der sein Konzept jetzt dem Bau- und Wegeausschuss vorgestellt hat. Demnach müssten die 25 Schaltpunkte, die in 13 im Ort verteilten Schaltkästen sitzen, erst einmal so umgerüstet werden, dass sie einen Fernzugriff per Internet erlauben. Dann wäre es Ilper zufolge möglich, dass Spaziergänger mit der Licht-an-App in ihrem Handy in der Straße, in der sie gerade sind, die Laternen anknipsen. Dabei würden nur die Standortdaten des Telefons verwendet und keinerlei persönliche Daten, wie etwa die Telefonnummer. Mit Hilfe der GPS-Daten würde auch verhindert, dass jemand, der gar nicht vor Ort ist, aus Spaß die Lampen zum Leuchten bringt.
Zentral am Rechner einstellbar
Mit solch einem System würde die Verwaltung der Straßenlampen insgesamt einfacher, so der Experte, da sämtliche Funktionen zentral am Rechner einstellbar seien, zum Beispiel auch die Brenndauer der Lampen während der Tarmstedter Ausstellung. Gleichzeitig werde die Sicherheit der Menschen erhöht, etwa wenn jemand nach Mitternacht am Busbahnhof ankäme und es im ganzen Dorf dunkel sei. Ilper sprach von einem "Pilotprojekt", seines Wissens gebe es ein solches System noch nirgends. Es sei praktisch universell einsetzbar.
Über die Kosten wurde im Ausschuss nicht gesprochen. Preise zu nennen sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, so Ilper auf Anfrage, da es noch zu viele Unbekannte gebe. Der Preis des Systems hänge unter anderem von der Qualität der vorhandenen Schaltkästen ab. Die meisten seien alt und nicht mehr ganz dicht. Wenn sie nicht erneuert werden, müssten die neuen Elektronikbauteile besser gegen Feuchtigkeit geschützt sein, sie wären dann teurer.
Suche nach Fördertöpfen
Der Ausschuss war sich jedenfalls einig, dass die Gemeinde Tarmstedt an dem Thema dran bleiben solle. Bernd Ilper versprach zu ermitteln, ob es Fördertöpfe für dieses System gibt. Das Ergebnis könnte nach Ostern feststehen, so Cord Rosenbrock vom Bauamt.
Um die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine drastisch gestiegenen Stromkosten wenigstens ein wenig zu dämpfen, haben die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Samtgemeinde Tarmstedt im Herbst beschlossen, in diesem Jahr die Straßenbeleuchtung einzuschränken. Generell werden die Straßenlampen in der Samtgemeinde bis zu eineinhalb Stunden später ein- und bis zu zwei Stunden früher ausgeschaltet. Manche Gemeinden schalten aber auch jede zweite Laterne aus oder wollen im kommenden Sommer ganz auf deren Gebrauch verzichten. In Tarmstedt rechnet die Verwaltung für 2023 mit einer Verdreifachung der Stromkosten für die Straßenbeleuchtung: von 10.000 auf mehr als 31.000 Euro.