Westertimke. Generationswechsel beim Segelflugverein in Westertimke: Nach 23 Jahren als Vorsitzender hat Rolf Struckmeyer (69) sein Amt abgegeben. Nachfolger ist der 34-jährige Bremer Ingenieur Lars Hagemann. Struckmeyer wurde bei der Hauptversammlung des Vereins einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Rolf Struckmeyer hatte den Vereinsvorsitz 1997 von Werner Paulsen übernommen, der Ende der 1950er-Jahre Mitbegründer des Vereins und des Flugplatzes war. Schon ein Jahr nach seiner Amtsübernahme schoben Struckmeyer und sein Vorstandsteam ein ambitioniertes Investitions- und Erneuerungsprogrammes an. Ein Pachtgrundstück an der Straße zwischen Westertimke und Hepstedt, auf dem das Vereinsheim steht, wurde der Stadt Bremen abgekauft. Bereits ein Jahr später wurde am Rand der Flugbetriebsfläche eine neue Halle in Eigenarbeit der Mitglieder errichtet und die Flotte der vereinseigenen Flugzeuge um ein neues Hochleistungssegelflugzeug ergänzt, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Es folgten weitere Modernisierungen. Zur damaligen Zeit noch ein Novum für Sportstätten, stattete die Segelfluggruppe die neue Heizung ihres Vereinsheims mit Sonnenkollektoren aus.
Zwei Vereine zusammengeführt
Nachdem Investitionshilfen für den Segelflugsport durch das Land Bremen fortgefallen waren, wurden Struckmeyer und seine Vorstandskollegen zurückhaltender mit den Investitionen. Statt neuer Flugzeuge wurden gezielt gut erhaltene gebrauchte gekauft und die teure Schleppmaschine gegen einen kostengünstigeren und zugleich umweltverträglich leisen, aber schleppfähigen Motorsegler ausgetauscht. 2010 sah sich der Verein gezwungen, die bis dahin gepachtete Hauptlandebahn des Flugplatzes zu kaufen. Eine völlig ungeplante Belastung, die den Verein an seine finanziellen Grenzen führte. Nur durch den Verkauf eines hochwertigen Segelflugzeuges, Spenden, zinslose Mitgliederdarlehen und einen Bankkredit habe der Verein den Kaufpreis aufbringen können. „Das war eine finanzielle Kraftanstrengung, von der anfangs nicht abzusehen war, wann wir uns davon erholt haben würden“, erinnert sich Struckmeyer. „Wir hatten die finanzielle Durststrecke auf zehn Jahre angelegt.“ Doch selbst in dieser schwierigen Phase habe der Verein den Mitgliedern noch eine ansehnliche Flotte verschiedenster Segelflugzeugtypen bereitstellen können. „Gerade in finanziell angespannten Zeiten muss man für seine Mitglieder ein weiterhin attraktiver Verein bleiben“, sagt Struckmeyer.
Fast schon ein Glücksfall sei es gewesen, dass ein anderer Segelflugverein nicht mehr auf dem Werkflughafen Lemwerder fliegen durfte und ein neues Gelände suchte. Struckmeyer setzte sich frühzeitig für eine Verschmelzung beider Vereine ein, die vor drei Jahren umgesetzt wurde. Zu den Mitgliedern aus der ehemaligen Segelfluggruppe Bremen kamen dann etwa ebenso viele aus Lemwerder, die zu einem Großteil aus Mitarbeitern von Airbus und der Ariane Group bestanden und den Firmennamen auch in ihrem Vereinsnamen führten. Die aus zwei Vereinen entstandene Gruppe ist seitdem die „Airbus Segelfluggemeinschaft Bremen e.V.“. Die Flieger aus Lemwerder brachten ihre wertvollen Flugzeuge ein, mit rund 100 Mitgliedern zählt der Zusammenschluss heute zu den größten Segelflugvereinen Norddeutschlands.
Bei aller Vorstandsarbeit ist Struckmeyer immer wieder gerne in den Flieger gestiegen. Erst im vorigen Sommer flog er zusammen mit Björn-Christian Michaelis die bisher längste Strecke, die vom Flugplatz Tarmstedt-Westertimke ausging und nach 1001 Kilometer im reinen Segelflug dort auch wieder endete. „Ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man nach elf Stunden Flugzeit die ersten heimatlichen Gemeinden wieder unter sich sieht und weiß, dass man Westertimke sicher erreichen wird“, resümiert Struckmeyer. Aber auch über Schottland und den Pyrenäen ist er schon öfter mit Segelflugzeugen geflogen.
Die für die Zukunft anstehenden Veränderungen will Struckmeyer als Ehrenvorsitzender jetzt mit etwas mehr Distanz, aber dennoch nicht unbeteiligt begleiten. Als Ehrenvorsitzender bleibt er Mitglied des Vorstandes. „Um einen Verein lebendig zu halten, sind immer Anpassungen und Erneuerungen nötig“, sagt er. „Man muss nicht jede Mode mitmachen, aber man darf den Anschluss an die Zukunftsentwicklungen nicht verlieren. Und man muss Chancen erkennen und nutzen.“