Wilstedt. Der Fischerhuder Kirchweg macht nicht den besten Eindruck, insbesondere zwischen Richtweg und der Gemüsegärtnerei Krentzel ist der Belag arg holprig. Etliche Vertiefungen und Bodenwellen ziehen sich durch den Asphalt – was Radfahrern das Leben erschwert, wie ein Bürger in der jüngsten Sitzung des Wilstedter Finanzausschusses anmerkte. Tatsächlich hatte sich die Gemeinde die Reparatur des Wegs für dieses Jahr vorgenommen – 50 000 Euro waren dafür vorgesehen, nach alter Wilstedter Tradition zur Hälfte finanziert von der örtlichen Jagdgenossenschaft.
Doch jetzt hat der Finanzausschuss das Projekt auf Eis gelegt. Erstens sei die Reparatur „aus Sicht der Nutzer noch nicht erforderlich“, erklärte der Vorsitzende Stephan Kück-Lüers. Außerdem habe die Gemeinde das Geld für ihren Anteil gerade nicht übrig, ließ er durchblicken: Durch die Verschiebung der Investition werde „der Haushalt unproblematisch“. Es blieben aber 10 000 Euro im Haushalt stehen, die für die Verbesserung von Wegen ausgegeben werden könnten.
Als problematisch gilt der Haushalt 2020, weil die Ausgaben in diesem Jahr wohl wesentlich höher ausfallen werden als die Einnahmen. Selbst nach der Streichung des Kirchweg-Projekts liegt die Unterdeckung immer noch bei mehr als 200 000 Euro. Relativiert wird das Problem allerdings dadurch, dass die Gemeinde Wilstedt über liquide Mittel in Höhe von 946 000 Euro verfügt. Die vergleichsweise komfortable Situation hat aber ihren Preis: Vorsorglich sind im Etat erstmals Strafzinsen eingeplant, 5000 Euro.
Einnahmen gehen an den Kreis
Investieren will die Gemeinde Wilstedt in den Endausbau des Baugebiets Nr. 16 „Vordere Wüllenheide“ (113 000 Euro), in die Erschließung des Baugebiet Nr. 17 „Zum Klusberg“ (277 600 Euro), in die Einrichtung eines öffentlichen WLAN-Hotspots im Bereich Sportgelände/Schützenhaus/Freibad (20 000 Euro) und in die Erweiterung der Straßenbeleuchtung (3000 Euro). Weitere 80 000 Euro stehen bereit als Zuschuss für den geplanten Neubau des kirchlichen Gemeindehauses Am Brink. Die Bauvoranfrage der Kirchengemeinde für das Gebäude sei positiv beschieden worden, sagte Bürgermeister Traugott Riedesel, „an einer Genehmigung ist nicht zu zweifeln“. Vor Baubeginn müsse allerdings das Pastorenhaus samt Grundstück verkauft werden, denn ohne den Erlös daraus könne die Kirche den Neubau nicht bezahlen. Ein Käufer sei wohl gefunden, deutete Riedesel an. Derzeit würden die notariellen Verträge „sehr sorgfältig“ geprüft, was noch einige Wochen, vielleicht Monate, in Anspruch nehmen könne.
Die Gemeinde Wilstedt rechnet für 2020 mit Einnahmen in Höhe von 1,96 Millionen Euro. Größter Posten ist der Anteil an der Einkommensteuer (826 000 Euro), gefolgt von Gewerbesteuer (501 000 Euro) und der Grundsteuer B (250 000 Euro). Einen Großteil der Steuereinnahmen müssen die Wilstedter allerdings an höhere Ebenen weiterreichen: Für die Kreisumlage sind aktuell 676 600 Euro eingeplant, für die Samtgemeindeumlage 465 600 Euro.