Stuhr-Brinkum. Für die Musical-AG der Kooperativen Gesamtschule Brinkum beginnt heute wahrlich ein Abenteuer. Die 50-köpfige Gruppe startet gegen Mittag mit einem Reisebus für drei Wochen in Richtung Marokko. Dort auf dem Programm: ganz viel Musik und Schauspiel. Die Musical-AG wird an vier verschiedenen Orten in dem nordafrikanischen Land ihr aktuelles Stück "blind..." aufführen - wenn alles klappt mit Unterstützung marokkanischer Schüler. "Musik ist eine international verständliche Sprache", sagt AG-Leiter Wilhelm Eugen Mayr, der mit dem Kulturaustausch zum Abbau von Vorurteilen beitragen will.
Mayr ist quasi ein alter Hase, wenn es um das Organisieren solcher Touren geht. Frankreich, Tunesien, Marokko, Ungarn und die Türkei gehören unter anderem zu den Stationen, die er bereits mit Jugendlichen bereist hat. Der Kontakt mit Marokko besteht bereits seit 1989. Ein Höhepunkt der Freundschaft sei der Besuch von zwei marokkanischen Gruppen während der Expo in Hannover gewesen. Um die jetzige Tour zu organisieren, reiste Mayr im vergangenen Sommer mit seiner Frau nach Nordafrika. Über 3000 Kilometer legten sie dabei zurück. "Ich stand ja im Wort bei den Schülern, nachdem es im vergangenen Jahr mit einer Tour nicht geklappt hatte", sagt der Lehrer.
Musik als Schnittpunkt
Dass er in diesem Jahr wieder eine Reise auf die Beine gestellt hat, dafür sind im Miriam Böttcher und Pia Züdel sehr dankbar. "Die Touren sind einfach das Highlight", sagen die beiden Abiturientinnen, die 2008 auch schon mit der Musical-AG in Tunesien unterwegs waren. "Man bekommt auf solchen Fahrten einen komplett anderen Eindruck, als wenn man zum Urlaubmachen in das Land fährt", findet Miriam Böttcher. Durch die Musik als gemeinsamen Schnittpunkt komme man schnell mit den Einheimischen in Kontakt, auch wenn es sprachlich nicht so klappt. Nach Mayrs Erfahrungswerten könne man sich mit Französisch und etwas mit Englisch verständigen, doch auf jeden Fall klappe es "mit Händen und Füßen".
Damit die Schüler wissen, was sie in Marokko erwartet, haben sie sich vorher über das Land informiert. Viel haben sie auch von ihrem Lehrer erfahren. "Marokko ist ein Land, in dem Christen, Juden und Moslems friedlich zusammenleben", sagt Mayr. Die Tour führe die Gruppe in ein "sehr tolerantes Land", was vielen leider nicht bekannt sei. Der Lehrer selbst will mit den Reisen "ein kleines Mosaiksteinchen gegen den Terrorismus" setzen. "Nicht jeder Moslem hat einen Sprenggürtel um", betont er. Das wolle er den Schülern vermitteln.
Praktisch sieht es so aus, dass die Gruppe heute Mittag in Richtung Marokko startet. Im Bus sitzen neben den Stuhrer Schülern auch vier Musiker der Haldern Strings aus Nordrhein-Westfalen, mit dessen Leiter Mayr gut befreundet ist. Dazu kommen fünf Musikstudenten und zwei gerade ausstudierte Musiker sowie einige Betreuer. Gestern hat die Gruppe den Bus und einen Anhänger bereits mit ihrem Gepäck und Equipment bestückt. Instrumente, Scheinwerfer und Tontechnik wurden zum Beispiel verladen. "Wir haben Equipment im Wert von 140000 Euro dabei", sagt Mayr, der sich darüber freut, dass die Zusammenarbeit mit dem Busunternehmen so gut klappt.
Die Fahrt führt mit Zwischenstopps zur Fähre nach Almeria. Von dort will die Gruppe samt Bus am Sonntag mit der Fähre nach Nador in Marokko übersetzen. Erste Station ist dann Timmnay, wo der erste Austausch mit einheimischen Jugendlichen stattfinden soll. Natürlich stehen zwischendurch Proben an, schließlich soll das Musical-Drama "blind...", das sich um das Thema Kindersoldaten dreht, auf die Bühne gebracht werden. "Das Stück ist so aufgebaut, dass ein Motiv immer wieder auftaucht", erklärt Mayr, wie der schnelle Einstieg der Marokkaner in das Stück möglich ist. Dabei gehe es um Percussion-Elemente - "und die liegen den Berbern ja im Blut." Drei weitere Spielorte sind ebenfalls im Programm der Reise.
Die Schüler sollen aber auch selbst etwas vom Land sehen. Neben einem Besuch in Marrakesch werden sie unter anderem die Sahara erkunden. Wenn das Wetter gut ist, können die Teilnehmer sogar auf Luftmatratzen in den Dünen übernachten. "Da kann man sich das Sahara-Fieber einfangen", schwärmt Mayr. "Auf den Sonnenaufgang in der Sahara freue ich mich ganz besonders", sagt auch Miriam Böttcher. Abiturienten Lisa Berg hat besonders den Dromedarritt im Blick. "So eine Fahrt zum Abschluss ist toll", schildert sie ihre Vorfreude. Lehrer Mayr wünscht sich vor allem, dass er alle Teilnehmer wieder gesund nach Hause bringt. "Und wenn gerade die Ängstlicheren in der Gruppe sagen, wie toll es doch war."
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