Verden. Spätestens seit dem VW-Abgasskandal und den Fahrverboten in Stuttgart wegen der hohen Stickoxid-Belastung sind Dieselmotoren in die Kritik geraten. Als Alternative setzen viele auf Elektromobilität, auch im öffentlichen Nahverkehr sind immer häufiger Busse mit E-Motor anzutreffen. Beim Verdener Verkehrsunternehmen Allerbus hegt die Geschäftsleitung ebenfalls Pläne, in die E-Mobilität einzusteigen. „Ich bin überzeugt, dass die Elektromobilität kommt, es ist nur die Frage, wie wir Zugang finden“, sagt Geschäftsführer Uwe Roggatz.
Schwierig sei ein Einstieg deshalb, weil die großen Hersteller noch keine Elektrobusse liefern könnten und allenfalls Testfahrzeuge im Angebot hätten. „Es gibt kleinere Hersteller, die solche Fahrzeuge bauen, aber da gibt es Schwierigkeiten im Detail, etwa bei der Ersatzteilversorgung“, erzählt Roggatz. Trotzdem will das Unternehmen an dem Thema dranbleiben, nicht zuletzt, weil der Landkreis Verden kürzlich einen Anstoß gegeben habe. „Wir hatten ein Treffen, an dem Vertreter des Landkreises und der Stadt Verden, von der EWE und den Stadtwerken Verden sowie von Allerbus teilgenommen haben“, berichtet der Geschäftsführer. Das sei ein Versuch gewesen, um alle Akteure an einen Tisch zu bringen. Denn ohne entsprechende Infrastruktur, wie Ladestationen, sei E-Mobilität nicht zu erreichen.
Förderung beantragen
Als ersten Schritt plant Roggatz, bis Mai die Förderung eines Elektrobusses zu beantragen. Fördergeber ist das Land Niedersachsen, das bis zu 40 Prozent der Anschaffungskosten zuschießt. Er rechnet mit einer Entscheidung über den Antrag frühestens im kommenden Dezember, wahrscheinlicher sei Frühjahr 2018. Dann folge eine Ausschreibung. „Unser erster Elektrobus könnte Ende 2018, Anfang 2019 auf der Straße sein“, hofft Roggatz.
Zusätzlich habe der Landkreis vorgeschlagen, ein kleineres Fahrzeug in Betrieb zu nehmen. Dazu würde sich der Bürgerbus in Kirchlinteln anbieten. „Das sind Kleinbusse für etwa acht Passagiere. Das würde zeitlich passen, weil die Betreiber einen vergleichbaren Zyklus haben und auch alle vier bis fünf Jahre einen neuen Bus kaufen“, erzählt Uwe Roggatz.
In jedem Fall plädiert er dafür, bei Umbauten gleich die technischen Voraussetzungen zu schaffen, um die Infrastruktur für Elektromobilität zu entwickeln. „Wir müssen auf dem Betriebsgelände umbauen, der Busbahnhof in Verden wird neu gestaltet, und Kirchlinteln bekommt einen Haltepunkt. Man sollte zumindest Leerrohre vorsehen, damit die Leitungen, beispielsweise für eine Ladestation, auch später ohne großen Aufwand verlegt werden können“, regt Roggatz an. Nach dem aktuellen technischen Stand könnten die Akkus entweder per Kabel über eine Schnellladefunktion oder über einen Galgen aufgeladen werden, vergleichbar wie bei einer Straßenbahn. Die Kosten für einen E-Bus liegen nach seinen Angaben mit etwa 450 000 Euro etwa doppelt so hoch wie bei einem Fahrzeug mit Dieselmotor.
Zurzeit hat Allerbus 23 Fahrzeuge in Betrieb. „Wir würden mit einem Bus anfangen und dann sukzessive zunächst die Stadtlinien auf Elektrobetrieb umzustellen. Das sind etwa elf Fahrzeuge“, erklärt Roggatz. Auf den Routen im Stadtbereich legen sie zwischen 200 und 350 Kilometer am Tag zurück. „Es würde wohl funktionieren, einen Tag ohne zusätzliches Aufladen zu fahren.“ Klimaanlagen und Heizung seien immer noch ein Problem, weil sie viel Energie verbrauchen würden. „Aber die Technik entwickelt sich schnell weiter. Bis wir soweit sind, gibt es dafür wahrscheinlich auch eine Lösung“, hofft Roggatz. Auf Hybridtechnik, also Diesel- plus Elektroantrieb, zu setzen kommt für Allerbus nicht in Frage, betont er. Elektroantriebe seien technisch reduziert und robust, Hybridtechnik dagegen komplex. „Wir wollen eine Initialzündung geben und hoffen auf den Sogeffekt, dass mehr Menschen den Nahverkehr nutzen“, betont der Geschäftsführer. Das Angebot zu schaffen sei eine Sache, es müsse aber auch eine Nachfrage da sein.