Die Idee, das Verdener Domgymnasium mit einem Anbau zu vergrößern, ist im Grunde ein alter Hut. „Das ist bestimmt vor 30 Jahren erstmals aufgekommen“, erinnert sich Michael Spöring, stellvertretender Schulleiter. Durch das Ausweichen zur Pestalozzischule hätten die Räumlichkeiten vorübergehend ausgereicht. Ab etwa 2016 seien durch die Brandschutzsanierung einige Räume weggefallen. „Unter den Bedingungen von G8 konnten wir das kompensieren, aber durch die Rückkehr zu G9 war klar, dass wir zusätzlichen Platzbedarf haben“, sagt Schulleiterin Dorothea Blume.
Dieser Platzbedarf sei auch dem Landkreis als Schulträger seit Jahren bekannt. „Wir haben nur auf unserem Gelände keine Möglichkeit gesehen, einen Anbau zu errichten. Und einen dritten Standort haben wir alle ausgeschlossen, weil eine direkte Nutzung der historischen Bibliothek nur vor Ort möglich ist. Das muss auch in der Pause möglich sein“, führt Blume aus. Denn auch die historische Bibliothek soll in den Anbau umziehen. Die Sammlung historischer Bücher des ehemaligen Verdener Bürgermeisters Pfannkuche ist zurzeit im Keller des Domgymnasiums untergebracht – unter nicht gerade optimalen Bedingungen. „Die Wände der historischen Bibliothek sind feucht, weil sie nicht ausreichend isoliert sind. Dadurch entsteht eine permanente Erdfeuchte“, beschreibt Spöring die Zustände. Da in der Bibliothek regelmäßig Ehrenamtliche im fortgeschrittenen Altern arbeiteten, sei diese Feuchte für deren Gesundheit nicht zuträglich. „Für die alten Bücher ist die Feuchtigkeit natürlich auch alles andere als gut“, ergänzt die Schulleiterin. Deshalb soll auch die historische Bibliothek in den geplanten Anbau umziehen, wo Bedingungen entstehen sollen, die für alte Bücher optimal sind. „Da geht es nicht darum, eine gemütliche Bibliothek mit Ledersesseln und dunklem Holz zu schaffen, sondern es geht um die richtige Temperatur und andere Bedingungen“, betont Dorothea Blume. Um die Bücher in Ruhe einzusehen, müssten sie eben in einen anderen Raum gebracht werden.
Doch zurück zur Standortsuche. Diese ist mit der sogenannten Ziegenhof-Lösung auch entschieden, nachdem mehrere Varianten geprüft und verworfen wurden. Der Name leitet sich übrigens von der aktuellen Nutzung der Fläche ab, denn dort leben die vier Ziegen des Domgymnasiums. Auch der Kreis-Schulausschuss hat sich jüngst dieser Variante angeschlossen und dem Bauvorhaben zugestimmt. Die Planung des Anbaus sieht vor, dass der Bau an zwei Seiten an das Altgebäude angebunden wird. Als optischer Kontrast ist ein Putzbau mit großen Glasflächen geplant. Vorgesehen sind drei Geschosse: ein Untergeschoss, in dem die historische Bibliothek und Nebenräume untergebracht werden, sowie zwei Vollgeschosse mit insgesamt acht Klassenräumen. Oben ist ein Flachdach mit Staffelgeschoss vorgesehen, in dem die Technik untergebracht wird, etwa für Fahrstuhl und Klimaanlage. Jedes Stockwerk wird eine Grundfläche von gut 300 Quadratmetern erhalten. „Bei der Raumplanung ist auch der Mehrbedarf berücksichtigt, den wir 2023 haben werden“, sagt Michael Spöring. Denn in jenem Jahr soll der Anbau fertig sein. Der Etat soll nach Angaben des Landkreises etwa 4,4 Millionen Euro umfassen.
Positiver Bescheid
Nachdem die Bauvoranfrage von der Stadt Verden positiv beschieden wurde, soll 2020 der Bauantrag gestellt werden. „Wir haben schon eine Sitzung mit den Architekten gehabt, in der technische Fragen in Bezug auf die Bibliothek geklärt wurden“, sagt Dorothea Blume zufrieden. Für eine Klimatisierung und eine Löschanlage im Falle eines Brandes sei der Landkreis „bereit, das nötige Geld in die Hand zu nehmen, um die Bibliothek gut unterzubringen“. Wegen der Corona-Pandemie mussten die Experten beispielsweise die Lüftungskonzepte komplett überdenken.
Die historische Bibliothek, mit der Sammlung Pfannkuche als Herzstück, besteht aus alten Büchern, Kartenwerken und Handschriften. Die ältesten stammen aus dem 16. Jahrhundert. Genutzt werden sie von Lehrern und Schülern, aber auch von Regionalhistorikern und interessierten Bürgern.