Verden. Auch wenn das Hochwasser auf der Aller auch in diesem Jahr wieder ausblieb, so hielt die beliebte Tour der Aller-Hochwasser-Rallye entlang einer idyllischen Landschaft dennoch wieder einige Herausforderungen bereit. Über 420 Kanuten stellten sich bei zehn Grad und trüben Wetter der Aufgabe, die insgesamt 112 Kilometer lange Tour, die Aller flussaufwärts entlang zu paddeln.
Bereits um 14.45 Uhr herrscht an dem Anleger des Wassersportvereins Verden reges Treiben. Während quasi im Minutentakt die Kanutinnen und Kanuten, die sich der Aller-Hochwasser-Rallye gestellt haben, am Flussufer anlegen, ist Gitta Meyer vom Wassersportverband Verden damit beschäftigt die Vorräte aufzufüllen. „Als Belohnung für die Teilnehmer“, wie sie verrät. 33 hartgesottene Kanuten sind dabei schon gegen sechs Uhr morgens in Celle an den Start gegangen, festentschlossen, die 112 Kilometer auf der Aller flussaufwärts zu bewältigen. Gegen 8.30 Uhr machten sich die Kanuten der Silberdistanz mit 55 Kilometern Strecke in Hodenhagen auf die Fahrt. Um 10.30 Uhr begaben sich in Rethem schließlich die Teilnehmer der Bronze-Distanz mit knapp 31 Kilometern auf das Wasser.
Nicht nur wegen der sportlichen Herausforderung, die den Wasserpaddlern einiges abverlangt, etablierte sich die Aller-Hochwasser-Rallye mittlerweile zu einem beliebten Event in der Kanu-Szene. Sie vereint Kanuten aus dem ganzen Bundesgebiet, weiß Gitta Meyer: „Fast der ganze norddeutsche Raum ist vertreten. Auch aus Nordrhein-Westfalen sind einige dabei. Wir hatten aber auch schon Teilnehmer aus Holland hier.“
Besondere Teilnahmebedingungen gab es auch in diesem Jahr nicht. Alles, was mit Muskelkraft auf dem Wasser bewegt werden kann, ist zugelassen, auch wenn die Einer- und Zweierkajaks deutlich in der Mehrzahl sind, wie sich unschwer mit einem Blick entlang des Allerufers zeigt. Auf der gesamten Anlage des Wassersportvereins stehen die Boote derer, welche eine der drei Touren hinter sich gebracht haben. „Der jüngste Teilnehmer heute ist sieben Jahre, während der Älteste schon 85 Jahre ist“, erzählt Gitta Meyer.
Oben in der Meldestelle haben Uschi Schlüter und Margots Marks daher alle Hände voll zu tun. Seit 39 Jahren, also seit der ersten Rallye, sind die beiden Damen schon dabei. In Akkordarbeit nehmen sie die Startkarten der angekommenen Kanuten an, tauschen diese gegen einen Aufkleber der Hochwasserrallye, Stempeln die Fahrtenbücher und stellen auf Wunsch noch eine Urkunde aus. Auch bei organisatorischen Fragen, wie etwa der Buskarte, welche die Teilnehmer wieder zurück an den Startpunkt der Tour bringt, helfen die beiden Damen weiter. Es herrscht Hochbetrieb in der Meldestelle. Dennoch bleibt immer Zeit für eine freundliche Plauderei mit den ankommenden Sportlern oder auch für einen Schluck Kaffee. Früher seien sie auch selber raus aufs Wasser gefahren, doch diese Zeiten seien heute vorbei. „Ich würde vielleicht noch in das Boot reinkommen, aber gewiss nicht mehr heraus“, scherzt Margot Marks. Auch zum 40-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr ziehen beide es vor, lieber an Land als auf Wasser zu sein.
Nicht nur Kanus sind dabei
Gerade kommt Olaf Splitt zur Tür herein. Auch er hat sich heute dem Abenteuer auf der Aller mitsamt seinem Stand-up-Board gestellt. Eine absolute Trendsportart und dazu noch gesundheitsfördernd, verrät Splitt. „Man muss aber auch ein bisschen verrückt sein, das zu machen“, erklärt der aus Hann. Münden stammende Mann. Immerhin stehe man die ganze Tour über paddelnd auf dem Board, welches man sich ähnlich wie ein Surfbrett vorstellen kann. Gestartet ist er in Hodenhagen und hat innerhalb von fünfeinhalb Stunden, mit einer kurzen Pause, die 55 Kilometer lange Strecke bewältigt.
Es war das erste Mal, dass Splitt an der Hochwasser-Rallye teilgenommen hat: „Ich bin erschöpft, aber echt glücklich. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Die Temperaturen waren gut und ich hatte nur zwei Mal leichten Gegenwind gehabt.“ Alles in allem sei es also eine gute Tour gewesen, auf welcher er durch sein Stand-up-Paddel einiges an Aufsehen auf dem Wasser erregt hat. „Ich habe viel Respekt und Verständnis für meine Leistung von den anderen Sportlern bekommen“, so der Sportler. Obwohl er bereits im vergangenen Jahr an der Weltmeisterschaft im Stand-up-Paddel teilgenommen hat, war die Aller-Hochwasser-Rallye seine längste Strecke auf dem Board. „Quasi ein Marathon“, scherzt er. Gleichzeitig sei es aber auch ein gutes Warm-up für den Wesermarathon Anfang Mai. Zwischen Hann. Münden und Hameln liegen 135 Kilometer, aufgeteilt in drei Etappen, die von den Kanuten und Ruderern zurückgelegt werden müssen. Für heute hat Olaf Splitt jedoch genug geleistet und genießt, gemeinsam mit seiner Frau, seine sportliche Leistung.
Währenddessen herrscht weiterhin Trubel am Allerufer. Nach einer kurzen Stärkung machen sich die ersten Kanuten für die Abreise bereit. Kanus werden auf die Dachgepäckträger der Autos verladen und für die Rückfahrt gesichert und vorbereitet. Manche Sportler machen noch einen kurzen Abstecher beim Flohmarkt in der Bootshalle, in der Kinderpaddel, Rettungswesten, Bekleidung und sogar ganze Kanus feilgeboten werden.
Die Organisatoren des Verdener Wassersportvereins gaben sich auch in diesem Jahr wieder alle Mühe, den über 400 Wassersportlern eine entspannte und gut geplante Tour zu bieten. Mit Erfolg, denn einige hatten schon angekündigt, im nächsten Jahr wieder die Aller hinauf zu paddeln.