Für die Unternehmen mit Wildtieren könnte es in Zukunft in Verden keinen Platz mehr geben, zumindest auf den städtischen Flächen.
Nach einem Antrag der Grünen-Fraktion soll die Stadt für Zirkusse mit Exoten keinen eigenen Grund und Boden mehr zur Verfügung stellen. Das Thema wurde am Mittwoch im Marktausschuss diskutiert. Eine Beschlussempfehlung wurde noch nicht gefasst.
Nach dem Antrag der Grünen sind unter dem Oberbegriff Wildtiere insbesondere Affen, Amphibien und Reptilien, Bären, Raubkatzen, Krokodile, Elefanten, Zebras, Flusspferde und Giraffen zu verstehen. „Für uns steht hinter dem Antrag die Frage, wie wir in Verden in Zukunft mit den Zirkussen umgehen wollen. Alles, was wir machen, soll ja hochwertig sein und bestimmten Ansprüchen entsprechen“, begründete Grünen-Sprecherin Johanna König den Antrag ihrer Fraktion.
Wildtiere könnten im Zirkus nicht artgerecht gehalten werden, so die Kritik der Grünen. Dazu sei ein Zirkus während der Saison ständig unterwegs. Zeit, welche die Tiere in engen Transportboxen oder -wagen verbringen müssten. Auch in den meisten Zoos würden die Tiere heute nicht mehr in kleinen Betongehegen gehalten, sondern hätten vielfach große Freiflächen zur Verfügung. „Im Zirkus geht es auch ohne Wildtiere“, plädierte Johanna König für das Anliegen ihrer Fraktion.
Thomas Müller (CDU) erinnerte daran, dass auch in Bremen keine Zirkusse mit Wildtieren mehr zugelassen seien. Allerdings sei hier prinzipiell der Bund gefordert, eine Regelung zu treffen. „Sonst macht das jede Stadt und jede Gemeinde anders, und es wird ein fürchterlicher Flickenteppich“, kritisierte er. Anja Döhle (SPD) sicherte den Grünen Unterstützung zu. „Es werden immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz festgestellt. Deshalb sind wir für den Antrag“, sagte sie.
Zwei Gerichtsurteile
Fachbereichsleiter Rüdiger Nodorp berichtete, dass die Stadt bis zu einer Entscheidung der Politik keinen Zirkus mit Wildtieren mehr zulassen werde. Bisher hätten zwei Verwaltungsgerichte über entsprechende Streitfälle geurteilt: Einmal hätten die Richter zugunsten des Zirkus, einmal zugunsten der Stadt geurteilt. Tierschutz sei ein wichtiger Aspekt, das Thema sei aber vielschichtig, so Nodorp. Ohnehin hätte selbst ein Rats-Entscheid keine Auswirkungen auf private Flächen in der Stadt. Am Ende der Diskussion einigten sich die Ausschussmitglieder einstimmig auf die Empfehlung, innerhalb des Kulturprogramms der Stadt keine Veranstaltungen mit Wildtieren zuzulassen. An Privatleute wird appelliert, sich dem anzuschließen.
Nach Auskunft der Veterinärbehörde des Landkreises Verden müssen alle Zirkusse mit Wildtieren nach dem Tierschutzgesetz strenge Auflagen erfüllen. Nach Paragraf elf werden Anforderungen an die Räumlichkeiten der Unterbringung, an Sachkenntnis und Zuverlässigkeit der Betreuer gestellt. Die Einhaltung dieser Auflagen werde regelmäßig kontrolliert. „Allerdings nur, wenn wir von dem Gastspiel des Zirkus Kenntnis haben. Manchmal erfahren wir das von den Plakaten“, ist aus der Kreisverwaltung zu hören. Die beiden öffentlichen Plätze im Landkreis, der Warwickplatz in Verden und das Gelände am Achimer Freibad, seien kein Problem. Anders sehe es auch, wenn der Zirkus sich auf privatem Grund niederlasse.
Im laufenden Jahr habe es in Verden nur einen Zirkus mit exotischen Tieren, darunter ein Schimpanse, Kamele und Elefanten, gegeben. Die Zahl sei insgesamt rückläufig, so der Eindruck der Amtstierärzte. Auf der anderen Seite hätten sich die Haltungsbedingungen der Tiere im Zirkus insgesamt gebessert. Die Unternehmen bemühten sich zunehmend um eine adäquate Unterbringung.
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