Das Datum wurde nicht zufällig gewählt: Am Europäischen Tag des Fahrrads, der seit 1998 jährlich am 3. Juni stattfindet, hat die "AzweiO", zu der sich Achim, Ottersberg und Oyten zusammengeschlossen haben, nun am Donnerstag sowohl ihr erstes bauliches Projekt als auch eine eigene Mobilitätsapp vorgestellt. Das wollten sich diverse Gäste ebenso wenig entgehen lassen wie eine anschließende Radtour, an der auch Birgit Honé, Niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung und seit zwei Wochen auch Klimabotschafterin der Europäischen Kommission, teilnahm. "Das ist ein Projekt, mit dem ich mich daher überall gut sehen lassen kann", lobte die Ministerin, denn zum einen stärke es die Region, zum anderen den Klimaschutz. Ihr Ministerium hatte übrigens rund 120.000 Euro beigesteuert.
Die kommunale Anstalt des öffentlichen Rechts, die es seit 2012 gibt, hatte nach ihrer Gründung zunächst etwaige Energieprojekte verfolgt und bis vor zwei Jahren ohne vorzeigbare Ergebnisse oder Projekte nur Geld verschlungen. Dann aber sattelte die AzweiO um und setzte fortan auf das Thema Mobilität, das mit der neuen Fahrradschließanlage am Achimer Bahnhof in direkter Nähe zum Bahnhofsgebäude nun auch baulich angekommen ist. Langfristig soll das Projekt "Mobilitätsregion" die Nachbarn Achim, Ottersberg und Oyten vernetzen und die Erreichbarkeit untereinander optimieren sowie insbesondere Radfahrern mit einheitlichen Schließanlagen und Service-Punkten ein leichteres Leben verschaffen und darüber hinaus weitere Menschen zum Umstieg auf "Bus, Bahn und Bike", wie Oytens Bürgermeisterin Sandra Röse es sagte, verleiten.
Sicherer Platz für 152 Räder
Sie merkte lachend auch an, dass es vielleicht nicht die allerbeste Idee gewesen sei, den Einweihungstermin direkt unter der Brücke neben den Gleisen abzuhalten, wo diverse Züge zwischenzeitlich für eine entsprechende Lärmkulisse sorgten. Dann aber wäre den Gästen – unter ihnen Politiker aus dem Bundestag, Landtag sowie aus dem Achimer Stadtrat, Vereins- und Firmenvertreter, Landrat Peter Bohlmann und Ottersbergs Bürgermeister Tim Willy Weber – der direkte Blick auf die große Sammelanlage verwehrt worden, die Platz für 152 Räder sowie zehn Einzelfahrradgaragen bietet. Achims Bürgermeister Rainer Ditzfeld, der wie Röse die sehr gute Zusammenarbeit zwischen den drei Hauptverwaltungsbeamten ebenso lobte wie Stefanie Schleef für ihr AzweiO-Engagement, sprach bereits von einer "Erfolgsgeschichte".
Die Mobilitätsapp „A2O“ soll dann in Kürze im AppStore und Google Play Store als Testversion verfügbar sein und ist mehr als nur Bestandteil eines digitalen Schließsystems. Sie könne dem Nutzer Staus mitteilen, alternative Routen berechnen und seine Ankunftszeiten mit dem Bürgerbus und mit dem VBN-Verbund abgleichen. Mit ihr lassen sich Fahrradabstellplätze in den Sammelanlagen reservieren und buchen. Die offizielle Einführung der App ist für die Europäische Mobilitätswoche (16. bis 22. September) geplant.
Attraktive Angebote
Wie wichtig regionale Lösungen für globale Probleme sein können, darauf wies Landrat Bohlmann die Zuhörer hin: "Zwei Drittel der bundesdeutschen Bürger leben in Städten und Gemeinden, die unter 55.000 Einwohner haben." Daher müssten Verkehrsfragen direkt vor Ort gelöst werden und derlei Projekte wie die Mobilitätsregion helfen dabei. Der Radschnellweg, der von der Grenze Bremen-Mahndorf/Achim mal bis nach Dörverden reichen soll, sei ein weiterer Bestandteil und daher arbeite der Kreis Verden an den Konzepten mit.
Wichtig sei aber auch, dass den Radfahrern entlang der Strecke attraktive Angebote gemacht werden – etwa ihre Räder sicher abstellen oder Luft in die Reifen nachzufüllen zu können. Welchen Stellenwert das Radfahren inzwischen und wohl auch durch die Corona-Pandemie hat, macht Bohlmann an zwei Zahlen fest: Der Umsatz für Räder sei im vergangenen Jahr um rund 60 Prozent gestiegen und habe sich innerhalb der vergangenen zwei Jahre verdoppelt.