Papier ist geduldig, das Sterben der Bienen real. Seit Jahren warnen engagierte Bürger vor dem Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und vor Monokulturen ohne Hecken, Feldraine und Blühstreifen. Seien die Lebensräume der Bienen erst einmal zerstört, litten Käfer, Vögel und letztendlich auch der Mensch. Reiche Obst- und Gemüseernten würden der Vergangenheit angehören, mahnen Naturschützer; die konsequente Auseinandersetzung mit den Folgen unüberlegten Handelns erscheine daher unabdingbar.
Die mehr als 20 Teilnehmer an der „Imkerlichen Grundschulung mit Honigkurs“ des Imkervereins Achim, die sieben Schulungseinheiten und zwei bis vier praktische Arbeitseinsätze umfasst, kennen die Problematik, haben jedoch ein etwas anderes Ziel. Sobald sie im Besitz entsprechender Kenntnisse seien, werde es an die Umsetzung des Erlernten gehen: eigene Bienenstöcke im heimischen Garten oder vielleicht auf Parzellengrundstücken schweben den Anwesenden vor, die am Sonnabendnachmittag im Bürgerhaus Bierden den Ausführungen von Johann Jäger folgten.
Das Wissen an den Nachwuchs weitergeben
Er sei sehr lange Pädagoge gewesen, zuletzt tätig als Rektor der Achimer Realschule, gewährte der Pensionär Einblick in das hinter ihm liegende Berufsleben. Gleich zu Beginn seines Ruhestandes habe er die Liebe zur Imkerei entdeckt und sich umfassend informiert. Das über Jahre gesammelte Wissen würde er nun an den Nachwuchs weitergeben, verriet er im Gespräch mit dieser Zeitung, und er sei froh über das rege Interesse an seinen Ausführungen.
Die Organe der Honigbiene, die Beschaffenheit ihres Stechapparates mit Giftblase, die Entwicklung der Rassen in Europa. Details zur Entwicklung und zum Leben der Spezies füllten einen großen Teil des Unterrichtsprogrammes. So informierte Johann Jäger über den Chitinpanzer der Tiere und lieferte Erläuterungen zur Muskulatur und zu den Sinnesorganen der schwarzgelben Insekten. Futtersaftdrüsen und Gelee Royal, das privilegierte Dasein der Königinnen sowie das Zusammenleben im Stock waren ebenso Thema wie der unermüdliche Fleiß der Tierchen bei der Produktion von Nektar und schließlich Honig. Besonders interessant: der Hinweis auf den hohen Pflegeaufwand, der für den Erhalt von Völkern und Stöcken unabdingbar sei. „Wer zwischen Mai und Juli Urlaub macht, gefährdet den Bestand seiner Zucht“, weiß der Experte und verwies auf die Möglichkeit, dass sich bei unzureichender Kontrolle eine zweite Königin im Stock breitmache. „Das kann zur Folge haben, dass die ursprüngliche Regentin die Behausung verlässt und mit ihr ein Großteil der Arbeitsbienen.“
15-Jähriger will Bienenvölker erwerben
Annette Unger gehörte zu den wenigen Frauen, die sich zur Teilnahme an dem Lehrgang angemeldet hatten. Ganz genau wisse sie noch nicht, wie sie das Erlernte letztendlich umsetzen werde, gestand die Studentin der Psychologie. Auf jeden Fall werde sie in irgendeiner Form Beiträge zum Erhalt der Bienen leisten, versprach sie und kann sich vorstellen, einen Kleingarten anzumieten. Auf jeden Fall halte sie zur Erlangung praktischer Tipps und zur Unterstützung bei auftretenden Versicherungsfragen eine Vereinszugehörigkeit für absolut sinnvoll. Erst 15 Jahre alt und äußerst interessiert am Thema zeigte sich Tim Koberstein. Der Neuntklässler der Thedinghauser Gudewill-Schule hat genaue Vorstellungen und plant den Erwerb eines oder mehrerer Bienenvölker, die er im heimischen Garten hegen und pflegen möchte. Auch die Erstinvestition, die schon mal höher als 1500 Euro ausfallen kann, schreckt den jungen Mann nicht. „Mich interessiert das Thema, und ich möchte sehr gerne einen positiven Beitrag für unsere Umwelt leisten“.