Abpfiff in Uphusen und Achim Hollerieth lässt sich auf seinen Stuhl am Seitenrand fallen und rührt sich Minuten lang nicht mehr. Kopf runter in den Schoß, die einzige Bewegung ist das Tippen mit dem Kugelschreiber auf dem Bein. An ihm vorbei laufen seine Spieler, allesamt mit fassungslosen Mienen. Hollerieth spricht kein Wort, zu niemandem. Sich sammeln und nach einer Antwort suchen, das ist seine Devise in diesem Moment. Fündig ist er binnen dieser wenigen Minuten aber nicht geworden: „Ich verstehe es nicht, mir fehlen gerade etwas die Worte.“ Zur Erklärung: Der TB Uphusen empfing in der Fußball-Oberliga den MTV Wolfenbüttel, spielte eine Halbzeit in Überzahl und kassierte kurz vor Schluss noch den Ausgleich, womit die Partie 1:1 (1:0) endete.
Warum es dazu kam, ist im Grunde ganz einfach: Der TBU war in der zweiten Hälfte trotz nummerischer Überzahl zu passiv. Dass der MTV nur noch zu zehnt auf dem Platz stand, fiel im Grunde nicht auf. Und genau das verstand Uphusens Coach nicht. „Wir haben es in der Halbzeit noch explizit angesprochen, dass wir breit spielen müssen, dass die Kugel permanent laufen muss, dass wir uns mehr bewegen müssen. Aber das war Standfußball in der zweiten Hälfte, das war einschläfernd, das war schlecht, definitiv schlecht“, fand Hollerieth dann klare Worte.
Pechvogel Marafona da Costa
Nichtsdestotrotz hatten die Arenkampkicker auch in Durchgang zwei beste Chancen. Zunächst verzog nach rund 20 einschläfernden Minuten nach Wiederanpfiff Ricardo Marafona da Costa knapp (68.). Wenig später verpasste nach Konter Besir Rogaqi aus rund zehn Metern das 2:0. Die größte Möglichkeit hatte aber Marafona da Costa auf dem Fuß: In der 77. Minute tanzte Rilind Neziri seinen Gegenspieler auf der Außenbahn aus, zog in den Sechzehner und spielte den perfekten Rückpass von der Grundlinie aus. Aus gut acht Metern beförderte der 20-Jährige aber den Ball über den MTV-Kasten. „Wenn du dann die ein, zwei Chancen, die du dennoch hast, nicht rein machst, tja dann – dann brauche ich nicht zu erklären, wie Fußball funktioniert“, spielte Hollerieth auf die Quittung an, die in Minute 83 folgte. Zum Pechvogel des Tages avancierte Marafona da Costa, indem er per Foul an Wolfenbüttels Joscha Plünnecke einen Elfmeter verursachte. Tim Heike trat an und schoss in die linke Ecke. TBU-Keeper Christian Ahlers-Ceglarek hatte den Ball und gleichzeitig doch nicht – 1:1.
Direkt im Anschluss hatte nochmals Rogaqi die Chance, wieder alles zum Guten aus Uphuser Sicht zu wenden, scheiterte aber mit seinem Versuch an MTV-Keeper Marvin Hoffmann (84.). Das war’s, die weiteren Angriffe strahlten nur noch wenig Gefahr aus. Es hätte sogar noch bitterer werden können, spielten die Gäste in der Nachspielzeit doch einen Konter nur ungenügend aus. „Das war zu wenig, ganz einfach. Ich kann nicht erklären, warum, wieso und weshalb. Bis jetzt haben wir immer eine gute und eine nicht so gute Halbzeit gespielt“, suchte Hollerieth weiter nach einer Erklärung. Sein Aussage traf auch mit dieser Partie überein, denn der TB Uphusen war in Halbzeit eins das bessere Team. Die Defensive ließ bis auf zwei Schüsse aus der zweiten Reihe (8./10.) lange nichts zu und in der Offensive wurden einige Chancen kreiert: Faruk Celik (6. und 17.), Neziri (12.), Philipp-Bruno Rockahr (35.). Erfolgreich war einzig Robert Littmann in Minute 24. Ein Freistoß wurde kurz ausgeführt, Littmann zog ab und traf per tükischem Aufsetzer aus 30 Metern zum 1:0. Aufgrund der weiteren Chancen hätte der TBU schon zur Pause höher führen können, musste sich zugleich aber auch bei Burak Yigit bedanken, dass es nicht doch schon 1:1 stand. Nach Doppelfehler Youness Buduar und Littmann hatte Wolfenbüttels Tim Heike schon Ahlers-Ceglarek umkurvt, Yigit kratzte den Abschluss aber noch per Grätsche von der Linie (37.). Abgeschlossen wurde Halbzeit eins durch den Platzverweis von Sebastian Schlüschen, der in Minute 44 Gelb-Rot sah.
Es war also alles angerichtet für Uphusens zweiten Sieg in Folge. Warum es nicht so kam, machte nochmals Achim Hollerieth deutlich: „Ich habe das Gefühl, man ist zu schnell zufrieden. Wir haben es aufgrund der zweiten Halbzeit nicht verdient, als Sieger vom Platz zu gehen. Wenn ich weiß, ich bin 45 Minuten in Überzahl, dann will ich hier nach dem Spiel elf Spieler sehen, die fast auf den Platz kotzen – auf gut deutsch gesagt.“ Doch verausgabt hatte sich keiner der Arenkampkicker, weshalb am Ende eine gefühlte Niederlage verbucht werden musste.
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