Ein langer Sprint, der Blick geht nach oben. Kein Mitspieler steht frei. Also entschließt sich Jonas Austermann, nach innen zu ziehen. Der gegnerische Abwehrspieler ahnt die Aktion, kann den Linksaußen des Fußball-Landesligisten FC Verden 04 aber nicht mehr entscheidend stören. Austermann zieht ab, doch der Torhüter pariert den Ball. Es ist eine der wenigen klaren Szenen in der Partie zwischen den Verdenern und der SV Ahlerstedt/Ottendorf. Wenn etwas bei den Reiterstädtern ging, dann über Jonas Austermann. Am Ende stand dennoch eine 0:3-Pleite gegen den Favoriten (wir berichteten).
Nach vier Spieltagen steht die Elf von Trainer Frank Neubarth somit bei zwei Siegen und zwei Niederlagen. „Für so eine junge Mannschaft ist das ein guter Saisonstart. Wir haben gegen Treubund Lüneburg gewonnen. Das war ein Zeichen an die Liga, dass wir mithalten können“, bewertet Austermann den Start positiv. Neben dem Sieg beim Titelfavoriten aus Lüneburg gewannen die Verdener auch ihr erstes Auswärtsspiel beim VfL Breese-Langendorf. Dem gegenüber stehen zwei Heimpleiten. Gerade die 0:2-Niederlage am ersten Spieltag gegen den VfL Lüneburg hat der Mittelfeldspieler noch nicht aus dem Gedächtnis gestrichen. „Das Spiel gegen Lüneburg war bitter. Da haben wir Punkte verschenkt. Man muss aber auch sehen, dass wir viele Verletzte haben“, sagt Austermann.
Einer, der in allen Partien zum Einsatz kam, ist Jonas Austermann. Der 21-Jährige geht bereits in seine vierte Spielzeit bei den Reiterstädtern. „Es war die richtige Entscheidung, damals nach Verden zu wechseln“, sagt Austermann, um gleich warme Worte hinterherzuschieben: „Das ist meine Heimat. Ich habe hier in der Jugend gespielt und fühle mich deshalb richtig wohl.“ Kein Wunder, kam er doch in allen Spielzeiten regelmäßig zum Einsatz. Austermann ist in der Heimat angekommen.
Mehr Tore sollen her
Was bei der Statistik des jungen Mittelfeldakteurs auffällt, ist die Anzahl der Torvorlagen. In der vergangenen Saison legte er seinen Mitspielern zwölf Tore auf. Die erste Saison im Herrenbereich schloss er mit 14 Vorlagen ab. „Ich lege den Ball lieber noch mal quer, weil ich über die Außen komme“, erklärt Austermann die Statistik. Gleichzeitig stehen für den Linksaußen maximal sieben Tore in einer Saison. „Ich würde gerne mehr Tore schießen“, gibt der 21-Jährige unumwunden zu, der sich zehn Saisontore als Ziel gesetzt hat. „Das sollte schon mein Anspruch sein“, sagt er.
Austermann zeichnet sich durch seine Schnelligkeit, das Eins-gegen-Eins und seinen Torabschluss aus. „Das würde ich schon als meine Stärken bezeichnen“, sagt der junge Fußballer, der sich noch im Defensivverhalten und im Kopfballspiel verbessern möchte. Das alles möchte er unter seinem Trainer Frank Neubarth erreichen, von dem er in den höchsten Tönen spricht: „Man lernt taktisch und menschlich viel von ihm. Wenn er eine Ansprache hält, merkt man seine Autorität. Und wenn er Geschichten von früher erzählt, ist es immer spannend zuzuhören.“
Die Landesliga soll für Austermann nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Ich möchte auf jeden Fall noch höher spielen. Ich traue mir die Oberliga zu“, sagt er selbstbewusst, auch wenn er gleichzeitig betont, sich keinen Druck zu machen. Stichwort Oberliga: In der Saison 2016/2017 trainierte er bereits beim Heeslinger SC mit, kam in der fünfthöchsten Spielklasse aber nicht zum Einsatz. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Austermann weist mit seinen 21 Jahren reichlich Erfahrung im Herrenbereich auf, wovon er in der Zukunft profitieren könnte.
Zunächst zählt für den jungen Fußballer aber die Gegenwart – und das ist der FC Verden 04. Für den weiteren Saisonverlauf hat sich Austermann noch einiges vorgenommen. „Vorrangig will ich mit der Mannschaft die Aufstiegsrunde erreichen. Unser Kader ist individuell stark. Wir müssen gegen die vermeintlich schwächeren Gegner die Punkte holen. Aber da bin ich positiv gestimmt“, ist der Mittelfeldakteur optimistisch, dass er mit seinen Mannschaftskameraden um den Aufstieg in die Oberliga spielen kann.
Persönlich will Austermann vor allem verletzungsfrei bleiben. „Außerdem möchte ich die zehn Tore schießen und weiter Spaß mit der Mannschaft haben“, sagt er. Letzteres will der 21-Jährige möglichst lange aufrecht erhalten, in dem Wissen, dass die Stimmung innerhalb der Mannschaft nicht immer gut war. „Man muss sehen, was sich in den letzten drei Jahren getan hat. Das Teamgefüge hat sich verbessert und wir machen privat etwas zusammen“, sieht Austermann eine Entwicklung, die in die richtige Richtung geht.
Ob sich der Linksaußen mit den Verdenern den Traum von der Oberliga erfüllen kann, steht noch in den Sternen. Einen anderen Wunsch will Austermann möglichst schnell wahr werden lassen: Sein älterer Bruder Finn spielt ebenfalls in Verden, kickt nach mehreren Jahren in der ersten Mannschaft aber vorwiegend bei der Reserve in der Kreisliga. „Mit ihm will ich mal zusammenspielen“, hofft er auf einen gemeinsamen Einsatz. Die Austermann-Brüder gemeinsam auf dem Platz hätte einen gewissen Charme. Bis es dazu kommt, wird Jonas Austermann weiter über die linke Außenbahn flitzen und versuchen, seiner Mannschaft mit möglichst vielen Toren und Vorlagen zu helfen.