Paula Bischoff aus Fischerhude hat einen Beruf in einer noch recht jungen und unbekannten Branche gewählt, die sich erst seit 1996 in Deutschland etabliert hat. Als Pferdeosteopathin behandelt die 28-Jährige ihre tierischen Patienten bei Beschwerden, die durch Zahnprobleme, falsche Pflege, Überanstrengung oder einen rutschenden Sattel entstanden sind. „Die Ursachen für die Probleme sind ganz unterschiedlich“, weiß die junge Frau aus ihrem Erfahrungsschatz zu berichten. Oftmals sei das Pferd auch einfach nur in der Box oder auf der Weide ausgerutscht.
Für ihre Aufgabe, die Pferde in ihren Ställen von Schmerzen zu befreien, benötigt Paula Bischoff einen speziellen Zugang zum Tier und vor allem das richtige Gefühl in den Händen. Denn Technik ist in diesem Metier eine Grundvoraussetzung. Wenn die junge Pferdeosteopathin zu ihren vierbeinigen Patienten in den Stall kommt, sind diese am Anfang nicht gerade begeistert. Da gilt es zunächst einmal, Vertrauen zum Tier aufzubauen. Um den ohnehin schmerzgeplagten Pferden unnötigen Stress zu ersparen, finden die Behandlungen in vertrauter Umgebung statt. „Ich fahre zu den Besitzern. Dort ist es ruhiger und entspannter für das Pferd“, erklärt Paula Bischoff, die sich in den folgenden zweieinhalb Stunden ganz und gar auf das sensible Huftier einlassen muss.
Nachdem sie sich im Vorfeld über die Eigenarten und die Symptome des Tieres erkundigt hat, geht es für die 28-Jährige an die therapeutische Arbeit. Dafür reicht der Pferdeheilerin ein äußerst überschaubares Equipment. Zwei Behandlungsstäbe, Taperollen, eine Schere, Haargummis für die wilden Pferdemähnen, ein Stift für Notizen sowie Behandlungsbögen – mehr braucht Bischoff nicht. Und natürlich ihre Hände, mit denen sie die Pferde abtastet. Zur Vorsicht trägt sie spezielle Schuhe mit Schutzkappen, denn nicht jedes Pferd hält sofort still.
„Die Tiere können halt nicht mit uns sprechen und sagen, wo es wehtut. Es sind Herden- und Fluchttiere. Und ich kann ihnen nicht mitteilen, dass es gleich besser wird“, spricht Paula Becker die größte Barriere zu ihren Patienten an. Um das tierische Problem lösen zu können, ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt. Ehe die eigentliche Untersuchung beginnt, inspiziert die Pferdeosteopathin den Körperbau und das Verhalten des Pferdes. Dann tastet sie die Muskulatur auf Auffälligkeiten ab. „Jedes Gelenk bis hin zum Schulterbereich“, erklärt Paula Bischoff den Umfang. Hat sie eine Diagnose gestellt, geht es in die Besprechung mit dem Pferdebesitzer und anschließend in die Behandlung. So wie bei einem ihrer letzten Fälle, als sie die Schulter eines Patienten mobilisieren musste. Der Pferdeosteopathin sind allerdings auch Grenzen gesetzt, dann muss der Tierarzt ran – etwa bei operativen Eingriffen. Aus ihrer Passion zu den mächtigen Huftieren hat die ausgebildete Physiotherapeutin im April dieses Jahres eine Berufung gemacht.
Im März 2014 legte die Fischerhuderin den Grundstein für die berufliche Neuausrichtung, als sie sich an der Fachschule von Barbara Welter-Böller in Schneverdingen – eine von drei anerkannten Ausbildungsschulen in Deutschland – zur Pferdeosteopathin schulen ließ. Den Gedanken, später mit Tieren arbeiten zu wollen, trug Paula Bischoff derweil schon seit ihrer Kindheit in sich. Über den Kontakt zum eigenen Pferd sei sie zum Beruf gekommen. „Mein Pony Fino hatte vor einigen Jahren gelahmt“, erinnert sich Paula Bischoff. Weil die Tiermediziner dem Pferd nicht weiterhelfen konnten, entschied sich die damals Jugendliche für eine osteopathische Therapie. „Mein Pferd war blitzschnell wieder gesund.“ Als Grund des Übels hatte Paula Beckers späterer Berufskollege eine Blockade im Becken und an der Lendenwirbelsäule festgestellt.