Walter Meeßen ist ein großer Bauherr des Kleinen. Er baut kleine Häuser, kleine Brücken und kleine Straßen. Die dann in den Landschaften von Modelleisenbahnen ihren Platz finden.
Die lange Treppe führt nach oben in das Dachgeschoss des kernsanierten Bauernhauses. Oben angekommen mag man sich fragen, ob man im Atelier von Walter Meeßen gelandet ist oder doch hinter den Kulissen des Miniatur Wunderlandes in Hamburg. Überall stehen Regale mit Modellen aufgereiht. Ein großer Tisch mit zahlreichen Werkzeugen steht in der Mitte. In einer Ecke hat er eine Eisenbahnstrecke aufgebaut. Sogar ein weißes Zelt findet Platz. Walter Meeßen arbeitet aber nicht der großen Ausstellung in der Hansestadt zu, sondern stellt eigene Modelle für Modelleisenbahnen her. Weder eine Lok noch ein Waggon, sondern Häuser, Brücken oder Straßen werden in seiner „Modellbaumanufaktur“ gebaut.
Bis ein Objekt den Weg zum Kunden findet, kann auch schon mal ein wenig Wasser die Weser hinunterfließen, denn allein die Trocknungszeit beträgt laut Meeßen eine Woche. „Wie lange ein Modell insgesamt dauert, das ist schwer zu sagen“, erzählt der Berufstherapeut. Denn er bearbeite nicht ein Modell von Anfang bis Ende, sondern jeden einzelnen Schritt mehrmals. Daher stehen in seinen Regalen auch zahlreiche weiße Nachbildungen von Häusern oder Brücken, die noch bemalt werden müssen.
Jedes Modell ein Unikat
Nachdem der Gips getrocknet ist, beginnen die Malerarbeiten. „Ich male von hell auf dunkel“, lässt er wissen. Das bedeutet, dass er mit der hellsten Farbe beginnt und dann immer dunkler wird. Viele Modellbauer würden erst mit der dunkleren Farbe beginnen. „Da habe ich meine eigene Technik entwickelt“, erzählt er. Dann werden die Modelle mit Ölfarbe gewaschen, damit sich ein schöner Kontrast bilden könne. Schließlich werden sie am Ende mit Mattlack zum Schutz versiegelt. Alles natürlich per Hand.

Für die Bemalung hat er seine eigene Technik entwickelt. Er beginnt mit der hellen Farbe.
Das sorgt dafür, dass jedes einzelne Element eine individuelle Note bekommt, auch wenn sie auf den ersten Blick alle gleich aussehen. Da Meeßen auch die Farben selbst mischt, könne kein Modell dem anderen gleichen. Ärgerlich sei es einmal gewesen, weil ein Kunde von seinem Objekt derart begeistert war, dass er noch ein weiteres im selben Ton habe bestellen wollen. Das sei dann etwas schwierig geworden, sagt er und lacht.
Seine Kunden können allerdings keine sauberen Gebäude erwarten, denn Meeßen hat sich darauf spezialisiert, seinen Modelle einen alten Anstrich zu verpassen. „Sie altern künstlich und übertrieben“, sagt er über seine Werke. Das sei aber realistisch.
Das Interesse an den kleinen Nachbauten hat ihn schon im Kindesalter begeistert. Die Faszination hat auch mit zunehmender Lebenserfahrung nicht losgelassen. Dabei war es mehr Zufall, dass Meeßen zum Verkauf seiner Bauten gekommen ist. Er hat vor Jahren im Internet nach Modellen für einen gewissen Maßstab, der sogenannten Spur null, gesucht. Allerdings sei die Größe mit 1:45 recht selten. „Leider habe ich ziemlich wenig gefunden, deshalb musste ich mir das selbst bauen“, erzählt er über den Anfang seiner Modellbaukarriere. Das war 2013.
Mittlerweile sind ein paar Jahre vergangen und der Langwedeler widmet sich mindestens zwei Tage die Woche dem Gipsen oder Bemalen der kleinen Bauten. Nach 22 Jahren der Vollzeitarbeit als Berufstherapeut habe er auch mal was anderes machen wollen. Heute kann er auf ein Repertoire von 150 Artikel zurückgreifen, die er über seinen eigenen Shop auf seiner Internetseite (www.waller-modellbau.de) vertreibt. Auch eine weitere seltene Größe hat er in seinen Bestand aufgenommen, Spur eins im Maßstab 1:32.
„Ich bediene eine Nische“, weiß Meeßen. Eine Nische, die gerne bedient werden will. Denn er hat so viel zu tun, dass er sogar einen Mitarbeiter einstellen musste, um die Anfragen bewältigen zu können. Und die kommen nicht nur aus Deutschland. Auch wenn nach eigenen Angaben 85 Prozent aus der Republik kämen, habe Meeßen schon seine Nachbildungen über den Großen Teich, nach Florida, geschickt. Ein Modell fand sogar einen Abnehmer in Grönland. Nicht nur Walter Meeßen ist von seinen Gebäuden begeistert, auch seiner Frau Anne gefallen die kleinen Objekte. Sie findet: „Die Modelle sehen wie in echt aus, nur kleiner.“
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