Dieses Mal sei sogar ein wenig Liebe im Spiel, versprach Stephan Leenen den Zuhörern, die sich am Donnerstagabend zur Lesung seines Krimis „Dreckiges Geld“ in der Achimer Stadtbibliothek eingefunden hatten. Schummeriges Licht stimmte ein auf den fünften Band seiner Spreenebel-Serie, der erst kürzlich im Books on Demand Verlag erschienen war.
Hatten sich die Kommissare Ralf Ziether und Britt Bredehorst im vergangenen Jahr noch mit einem Mord am Berliner Ostbahnhof, wilden Geiern und nach Tibet führenden Spuren befasst, müssen sie sich im Folgeband nun neuen Herausforderungen stellen: Internet-Kriminalität und Börsenmanipulation. Zweimal 20 Minuten las der Autor aus seiner Neuerscheinung und ließ sich während einer Pause gerne auf persönliche Gespräche ein. Die Lösung des aktuellen Falles ließ er natürlich unerwähnt und animierte augenzwinkernd zum Erwerb seiner Bücher.
Schreiben als Alltagsausgleich
Bereits im jugendlichen Alter habe er sich mit dem Schreiben verschiedener Texte befasst, beschrieb der 61-Jährige seine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Gedichte und Kurzgeschichten seien dabei entstanden, einfach nur so zum Zeitvertreib und ohne jeden Gedanken an eine spätere Veröffentlichung. Halte er sich körperlich durch Schwimmen und Laufen fit – gelegentliches Kicken mit dem fast erwachsenden Sohn inklusive – komme er doch immer wieder auf die Schriftstellerei zurück und finde dabei einen Ausgleich zum Alltag. Ein paar Mal habe er sich auch an Humoristischem versucht, erklärte Leenen im Vorfeld zur Veranstaltung, dieses Metier aber schnell wieder verlassen. „Es ist äußerst schwierig, nicht in die Klamotte abzudriften; Humor gekonnt rüberzubringen, ist eine wahre Kunst", gab er zu.
Die Chance, sich mit seinen Romanfiguren zu befassen, ihre Aktionen akribisch vorzubereiten, ergibt sich bei Leenen vielfach auf Reisen. Er sei gerne unterwegs, bekannte der dreifache Vater, besonders auch in Berlin, und nutze die Besuche in der Hauptstadt hauptsächlich für Recherchen. Die Umgebung zu erkunden, in der die Ermittler unterwegs seien, habe dabei Priorität. Es sei nämlich schon vorgekommen, dass Freunde ihn auf kleinere Ungereimtheiten in Bezug auf Standorte hingewiesen hätten, die er ein wenig von der Realität abweichend positioniert hatte. „Gedanklich bin ich übrigens schon beim nächsten Buch, freue mich auf Ferien auf dem Lande und darauf, die Ziegen meiner Schwester zu hüten“, sagte Stephan Leenen. Bevor er jedoch in den wohlverdienten Urlaub aufbrechen kann, berichtet er noch das eine oder andere Mal über das Unheil, das sich im Spreenebel auf die Protagonisten legt:
Ausgewählte Hörproben
„Vorsichtig betastete Ralf Ziether den frischen Kopfverband, den der Notarzt ihm angelegt hatte. ‚Warum eigentlich immer auf den Kopf, und warum passiert immer wieder mir sowas?‘ Er traute sich nicht, sich zu bewegen. Dafür war ihm immer noch zu schwindlig, und von seinem Hinterkopf sandte ein pochender kleiner Hammer harte Schallwellen durch seinen Schädel", zitierte Leenen aus seinem Buch. Sichtlich entspannt blätterte der Autor in seinem aktuellen Werk, hatte zuvor mit Klebezetteln kenntlich gemacht, was er von der Handlung preisgeben wollte – gerade einmal so viel, dass sich Spannung aufbaut und Neugier für den Fortgang geweckt wurde.
„Unerwartet steckt Ziether mitten in einem neuen Fall“, fuhr Leenen fort. „Während Britt Bredehorst noch in Frankreich Urlaub macht, muss er sich mit spektakulären Diebstählen befassen: Unbekannte haben Geldautomaten darauf programmiert, zu einem bestimmten Zeitpunkt den kompletten Bargeldbestand auszuwerfen. Plötzlich liegt ein Toter am Spreeufer – er trägt dieselbe Maske wie die Mitglieder der Automatenbande. Die Presse wittert eine Sensation.“ Ganz viel mehr wurde vom Achimer Autor dann allerdings nicht verraten an diesem Leseabend im überschaubaren Kreis.