Warum die früher schon erfolgreiche Kooperation vor 20 Jahren überhaupt zum Erliegen gekommen ist, das konnte keiner der Verantwortlichen am Donnerstag so genau sagen. Ist für sie auch nicht weiter wichtig, denn nun soll es wieder losgehen: Die Aller-Weser-Klinik (AWK) bildet ab dem 1. August dieses Jahres erstmals seit über 20 Jahren wieder im Verdener Hospital Krankenpfleger aus und in der Achimer Klinik erstmals überhaupt. Möglich macht dies eine reanimierte Kooperation mit dem Kreiskrankenhaus Osterholz-Scharmbeck und dessen Gesundheitsschule. Die AWK-Häuser starten mit der Ausbildung von insgesamt sechs Gesundheits- und Krankenpflegern, später sollen es einmal mehr werden.
„Wir greifen auf altbewährte Partner zurück“, sagte AWK-Geschäftsführerin Marianne Baehr. Was damals schon gut lief, soll nun frisches Blut in ihre beiden Krankenhäuser bringen, spätere altersbedingte Abgänge kompensieren und die alltägliche Arbeit in den Krankenhäusern in Achim und Verden um eine Facette erweitern. „Ich habe jetzt schon aus den Stationen Bewerbungen zur Fortbildung als Praxisanleiter auf dem Tisch“, schilderte Marianne Baehr die Vorfreude der Belegschaft auf die Wandlung zum Ausbildungsbetrieb.
Praxisanleiter sind notwendig, damit die angehenden Krankenpfleger ihr theoretisch erlangtes Wissen auch in der Praxis anwenden können. Drei Jahre dauert die Ausbildung, insgesamt ein Drittel der Zeit verbringen die jungen Menschen beim theoretischen Blockunterricht an der Gesundheitsschule in Osterholz-Scharmbeck.
„Theorie und Praxis wechseln sich aber immer ab“, erklärte AWK-Pflegedirektorin Christine Schrader. Sie ist, so erzählte es ihre Geschäftsführerin, die treibende Kraft dafür gewesen, dass die AWK ihren Nachwuchs wieder selbst ausbilden wird. „Es ist wichtig für den Landkreis Verden, eine eigene Ausbildungsmöglichkeit für junge Leute zu haben, die sich für den pflegerischen Beruf begeistern können“, findet sie. Zwar gebe es in den AWK-Häusern bisher nur eine sehr geringe Fluktuation beim Pflegepersonal und bisher konnten die entstandenen Lücken mit jungen Menschen aus benachbarten Kreisen oder aus Bremen gefüllt werden – „aber in zehn Jahren geht das wegen des demografischen Wandels vielleicht nicht mehr“, glaubt Christine Schrader.
Die Ausbildung des Nachwuchses sei für die Krankenhäuser kostendeckend, das Geld komme letztlich von den Patienten über die Krankenkassen rein, schilderte Klaus Vagt, Verwaltungsdirektor des Kreiskrankenhauses Osterholz-Scharmbeck. Was aber nicht heiße, dass es nicht mit mehr Aufwand verbunden sei, die Ausbildung zu organisieren. Die zunächst je drei Azubis der Krankenhäuser Achim und Verden würden in Osterholz-Scharmbeck zusammen mit dem Nachwuchs der Partner-Krankenhäuser in Wittmund und Lilienthal sowie Osterholz-Scharmbeck unterrichtet. Laut Vagt ist nicht jeder junge Mensch für den Pflegeberuf geeignet: „Das ist anspruchsvoll und sehr viel mehr, als Essen zu verteilen und Betten zu beziehen.“
Eine Erkenntnis, die Gesundheitsschulleiter Andreas Hinz bestätigte. Denn die Ausbildung habe eine hohe Qualität und erfordere daher passgenaue Kompetenzen. Zumal die Schüler gegen Ende ihrer Ausbildung eine ganze Station nahezu allein am Laufen halten müssen. Die Übernahmechancen stünden im Übrigen sehr gut: „Wenn man drei Jahre in sie investiert hat, wäre man schlecht beraten, die Leute gehen zu lassen“, weiß Hinz, der für sein Krankenhaus derzeit 13 Pfleger ausbildet.
Die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger
Die Ausbildung dauert drei Jahre und umfasst 2100 Theoriestunden in Osterholz-Scharmbeck sowie mindestens 2500 Stunden praktische Ausbildung auf den Stationen im jeweiligen Krankenhaus. Die Fahrt zum Theorieunterricht bekommen die Azubis bezahlt oder können während des Theorieunterrichts in der Krankenpflegeschule Osterholz wohnen. Wer sich für eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger interessiert, sollte mindestens einen mittleren Bildungsabschluss vorweisen sowie gute Schulnoten. Von Vorteil ist es, wenn die Bewerber bereits ein Praktikum oder den Bundesfreiwilligendienst in einem Krankenhaus absolviert haben. Zudem sollten den Interessierten der Umgang mit Menschen sowie das Lernen Freude bereiten. Azubis bekommen im ersten Jahr rund 975 monatlich, im zweiten rund 1040 Euro und im dritten Ausbildungsjahr rund 1140 Euro. Außerdem Jahressonderzahlungen und vermögenswirksame Leistungen sowie 28 Tage Urlaub. Eine Bewerbung ist über die Homepage der AWK unter www.aller-weser-klinik.de möglich. Dort finden sich auch weitere Informationen.
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