Die Bürgermeister im Landkreis Rotenburg stehen beim Thema Erdgasförderung zusammen. In einem gemeinsamen Brief an Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) schildern sie ihre Sorgen und stellen Forderungen.
Mit einem Brief haben sich die 13 Bürgermeister der Städte, Samtgemeinden und Gemeinden im Landkreis Rotenburg an Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gewandt. In dem Schreiben kritisieren sie, dass die beabsichtigten Gesetze der Bundesregierung zur Regelung der Erdgasförderung bei Weitem nicht ausreichen würden. Inhalte des Briefes sind auch ein Forderungskatalog (siehe Infokasten) und die Bitte an Stephan Weil, dass diese Forderungen in der auf Bundesebene entstehenden Gesetzesvorlage berücksichtigt werden.
Die bisher über 20 bis 30 Jahre betriebene Erdgasförderung sei für die Menschen im Landkreis zu einer großen Gefahr geworden, der man nun mit einer Resolution begegnen wolle, so die Bürgermeister. Rotenburg liege mitten in einem konventionellen Erdgasfördergebiet. Im Landkreis gebe es über 23 Bohrstellen, wo schon häufig mit hochtoxischen Flüssigkeiten gefrackt wurde. „Wir wohnen auf einer der größten Gasförderblasen Deutschlands“, heißt es. Die Bürgermeister monieren, dass es in der Vergangenheit schon erhebliche Störfälle gegeben hätte – von Erderschütterungen bis hin zu Abfackelungen von Erdgas mit gesundheitsgefährdenden Emissionen. Mittelfristig sei auch mit Grundwasserverunreinigungen zu rechnen, befürchten sie. „Wir haben die Sorge, dass unser Trinkwasser aus der eiszeitlichen ,Rotenburger Rinne’ verseucht wird.“
Das Rotenburger Gesundheitsamt untersucht momentan Verdachtsmomente auf eine erhöhte Leukämie-Krankheitsrate in der Gemeinde Bothel, insbesondere in Söhlingen und Umgebung. Der Landkreis hat deshalb Fragebögen an die rund 6900 Bürger in Bothel verschickt. Die Antworten werden wohl im Sommer oder Herbst vollständig ausgewertet sein. Die Bürgermeister schreiben, dass nicht auszuschließen sei, dass die erhöhte Krebsrate bei Männern mit der Erdgasförderung in Zusammenhang stehe.
Es seien Bodenverunreinigungen mit Quecksilber und anderen gesundheitsgefährdenden Stoffen in der Region festgestellt worden. Bohrschlammgruben, die in den vergangenen Jahren angelegt wurden, würden zusätzlich eine Gefahr für das Trinkwasser bedeuten, heißt es weiter.
Forderungen der Bürgermeister
◼ Forderungskatalog:
1. Absolutes Frackingverbot
2. Stopp von Lagerstättenwasserverpressung
3. Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung vor jeder neuen Bohrung
4. kein unkontrolliertes Erdgas-Abfackeln
5. keine umwelttoxischen Stoffe bei der Erdgasförderung mehr verwenden
6. ein ständiges Monitoring von Luft, Boden und Wasser
7. Schutz von Trinkwasserschutzgebieten
8. Einführung einer Beweislastumkehr bei entstandenen Schäden
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!