Nach Informationen der neu gegründeten Bürgerinitiative (BI) „Walle gegen Gasbohren“ ist jetzt das erste Grundstück in Verden-Walle an die Deutsche Erdöl AG (Dea) verpachtet worden, die in der Region weitere Bohrungen plant. Das teilte Sprecher Martin Busch mit.
Auch Ratsherr Carsten Hauschild (SPD) bestätigte diese Informationen. Dea-Sprecher Heinz Oberlach wollte dies allerdings am Dienstag gegenüber unserer Zeitung nicht tun und sagte, die Dea wolle sich nicht „zu jedem Gerücht“ äußern. Man befinde sich nach wie vor in Gesprächen mit Grundstückseigentümern.
Gleichzeitig haben die Fraktionen von SPD und Grünen im Stadtrat jeweils beantragt, die BI zu unterstützen. Die Stadt solle alle Eigentümer auffordern, der Erdgasförderindustrie keine Grundstücke zur Verfügung zu stellen und auch selbst keine entsprechenden Flächen zu vermieten oder zu verkaufen, fordert Carsten Hauschild in dem SPD–Antrag. „Wir müssen fossile Energieträger für die nachfolgende Generation bewahren“, sagt der Politiker. Erdgas in Niedersachsen werde für den heutigen Bedarf nicht gebraucht. Die SPD fordert außerdem, dass die Stadt zum Abtransport von Lagerstättenwasser oder sonstigen Materialien kein Wegerecht einräumt. Es gebe zu viele ungeklärte Fragen, auch in Bezug auf den möglichen Zusammenhang zwischen vermehrten Krebserkrankungen in den Fördergebieten.
Die Grünen wollen, dass der Stadtrat die Dea dazu auffordert, die Akquise im Stadtgebiet unverzüglich aufzugeben. Die Fördertätigkeit würde mit den Flächen in Walle und auch Scharnhorst noch weiter an das Stadtgebiet heranrücken, was „angesichts der zu erwartenden Belastungen und zum Teil noch nicht erforschten Risiken nicht vertretbar“ sei, heißt es in dem vom stellvertretender Fraktionsvorsitzenden Rasmus Grobe formulierten Antrag. Außerdem solle der Rat das Niedersächsische Landesamt für Bergbau auffordern, in allen Genehmigungsverfahren den Interessen der Bürger der Stadt Verden und der Umwelt Priorität einzuräumen.
Die CDU-Fraktion teile die Besorgnis der Bürger ebenfalls, sagt der Fraktionsvorsitzende Jens Richter. „Solange die Risiken nicht geklärt sind und die Frage der Entsorgung von Lagerstättenwasser, sehe ich das kritisch“, sagt er. Gerade der Bereich der „Rotenburger Rinne“, aus der das Trinkwasser gefördert wird, müsse geschützt werden, fordert Richter. „Ob wir unsere Ressourcen jetzt schon bis auf das Letzte ausreizen müssen, ist die Frage“. Inwieweit die Stadt mit ihrem Verhalten überhaupt Einfluss auf die Erdgasförderung nehmen kann, ist allerdings fraglich. Die Privateigentümer leben zum Teil nicht selbst auf Stadtgebiet, einige wohnen nach Informationen der BI auch im Ausland. Auch auf die Entscheidungen des Landesbergamts habe die Stadt keinen Einfluss, betont der stellvertretende Verwaltungschef Wolfgang Leseberg. „Wir können Privateigentümer dazu anhalten, nicht zu verkaufen – ob sie sich daran halten ist ein ganz anderes Thema“, sagt er. Norbert Schaffeld, bei der Stadt zuständig für Baugebiete, sieht das ähnlich. Er fügt aber hinzu, dass die Stadt das Wegerecht auf ihrem Grund und Boden nicht gewähren muss, so lange es sich nicht um öffentliche Straßen handelt.
Carsten Hauschild gehe es in erster Linie darum, die Bürgerinitiative zu unterstützen und als Stadt ein Signal in Richtung der Privateigentümer zu setzen. „Das Begehren der Industrie, die letzte Gasblase aus der Erde zu fördern, ist ökologisch wie ökonomisch abzulehnen“, schreibt er in dem Antrag, für den es in seiner Fraktion volle Rückendeckung gebe.