Es wäre sicherlich nicht richtig, zu sagen, dass der Trend der vegetarischen und veganen Ernährung auch endlich in den Wohnküchen angekommen sei – vielmehr kommt er daher. Denn während in vielen Lokalen und auf öffentlichen Plätzen tierische Produkte noch die Speisekarte dominieren, kreieren Bewusstesser und Fleischverzichter schon seit vielen Jahren vegetarisch-vegane Gerichte daheim. Inzwischen hat auch der Einzelhandel reagiert, vielerorts mit ganzen Regalen und vollen Tiefkühltruhen. Dabei geht das Angebot längst über Obst, Gemüse, Getreide und Nüsse hinaus.
"Das ist natürlich stark steigend in den vergangenen Jahren", sagt Robert Romanski, Hausleiter des Kauflands in Verden-Dauelsen. Sein Geschäft in der Nähe des Berufsschulzentrums hat ein sehr vielfältiges vegetarisches und vor allem auch veganes Angebot. "Im vorderen Bereich haben wir unsere To-Go-Sachen, da ist auch viel Veganes dabei." In dem Regal finden sich Wraps, Salate und Tofu-Schnitzel für unterwegs oder die Mittagspause. Aber damit nicht genug. "Dann haben wir ein komplettes Regal in der Molkereiabteilung." Dort ist so ziemlich alles zusammengefasst, was jemand während oder nach seiner Ernährungsumstellung vermissen könnte: Mandel-, Hafer-, oder Kokosmilch, Sojajoghurt, Wurst- und Fleischersatz, pflanzlicher Käse und eine große Auswahl an Brotaufstrichen. "Die veganen Lebensmittel sind mittlerweile fast genauso zahlreich vertreten wie die vegetarischen", so Romanski. Dabei würde das Angebot des andauernden Trends wegen stetig erweitert. Mittlerweile gebe es auch günstige Fertiggerichte ohne Tier, wie zum Beispiel Tiefkühlpizzen. "Ich denke, das wird auch in Zukunft noch so weitergehen mit der Nachfrage."
Vegan in aller Munde
Das kann auch Matthias Havigehorst, Marktleiter beim Edeka Redling in Langwedel, bestätigen. "Früher war das eine Nische, da hatten wir vielleicht mal zwei Meter Regalfläche. Inzwischen sind es 16." Die vegetarische Ernährung sei natürlich schon länger Thema, aber inzwischen sei vegan in aller Munde. Wir haben einen ganzen Kühlmeter mit Molkerei und Wurstprodukten, Frikadellen, und Käse auf Pflanzenbasis." Auch in seinem Supermarkt könne man beobachten, wie es zwar schon eigentlich alles im Angebot gebe, aber trotzdem immer noch mehr neue Sachen im veganen Bereich dazukämen. "Im Tiefkühlbereich könnte das noch mehr werden, auch wenn wir inzwischen sogar schon vegane Tiefkühlpizzen anbieten", sagt Havigehorst. Er denkt, dass der Trend weiter anhalten wird, weshalb er weitere Artikel ins Sortiment aufnehmen möchte. "Die Kunden fragen auch gezielt danach."
Auch die Fleischverzichter in Achim geben sich schon lange nicht mehr nur mit Obst und Gemüse zufrieden. Uwe Uhlenberg, Filialleiter des Rewe-Marktes in der Marktpassage, kann diesen Trend ebenfalls bestätigen. "Das Sortiment wird immer größer, vor allem im Kühlbereich", verrät er. Angebot und Nachfrage seien seiner Erfahrungen nach gerade in den vergangenen zwei Jahren stark angestiegen. "Wir haben auch einige Kunden, die speziell fragen." Einige würden auch immer dieselben Marken kaufen, die für eine vegane oder vegetarische Ernährung stehen. Manche Kunden, so Uhlenberg, hätten beispielsweise auch eine Milchunverträglichkeit. "Bio-Lebensmittel werden auch immer gefragter, vor allem Obst und Gemüse, aber auch im Trockensortiment mit unserer Hausmarke." Dem Trend der tierleidfreien Ernährung räumt er zwar noch Wachstumspotenzial ein, allerdings mit Einschränkung: "Vegetarisch wird ganz sicher noch mehr. Vegan, mal sehen, ich habe das Gefühl, dass das jetzt so ungefähr auf diesem Level bleiben könnte." Dabei seien beide Ernährungsformen zur jetzigen Zeit schon gleichermaßen relevant.
Bewusste Ernährung ist nicht nur in klassischen Supermärkten ein Thema. Auch Drogerieläden ziehen mit pflanzlichen Lebensmittel im Sortiment nach. "Das läuft wirklich sehr gut", sagt Vanessa Büssow, Leiterin der Rossmannfiliale in der Verdener Fußgängerzone. Die Kunden würden oft gezielt nach den Produkten fragen, allerdings auch nur im Lebensmittelbereich. "Eher selten bei den kosmetischen Produkten, wobei wir eine Eigenmarke haben, die zum Beispiel komplett ohne Tierversuche auskommt."
Das Angebot beim Thema Essen ist in der Filiale vielseitig: Fruchtgummis ohne Gelatine, vegane Schokolade, Suppen und Tassenmahlzeiten, Tofubratwürste und mehr füllt die Regale. Vanessa Büssow rechnet mit noch mehr Produkten und noch mehr Marken. "Es dauert ja immer, bis sich so etwas bei den Konsumenten herumgesprochen hat." Bei den Menschen im Landkreis Verden, so viel ist sicher, ist die vegan-vegetarische Ernährung schon lange angekommen.
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