Stuckenborstel. Es riecht nach frischem Essen, als Diana Lohmann den Deckel der Wärmebox hebt. Gerade hat die Vorsitzende des 1998 von einer Elterninitiative gegründeten Vereins "Kinderladen Stuckenborstel" die warme Mittagsspeise für die quirligen Mühlenzwerge von dem Ottersberger Caterer Kocheria in Empfang genommen, während draußen die Racker noch ausgelassen toben. "Heute gibt es Eier-Omelette mit Kartoffelpüree und Brokkoli", sagt die erste Vorsitzende des 15 Mitglieder starken Vereins, die gleichzeitig froh ist, dass die Monate der Ungewissheit vorbei sind und die Zukunft der staatlich anerkannten Kinderkrippe Mühlenzwerge nunmehr gesichert ist.
Ein erneuter Wasserschaden, der dritte in recht kurzer Folge, hatte den zehn Jungen und Mädchen und ihren Betreuerinnen im Januar 2017 das Domizil an der Mühlenstraße in Stuckenborstel von heute auf morgen genommen und für einen unfreiwilligen Tapetenwechsel gesorgt. Die Decke des Gruppenraums war abgeblättert, es hat weitläufig getropft und der Fußboden war komplett im Eimer. Er hat einige Zentimeter unter Wasser gestanden. Kurzum: Es war alles nass. Auf der Suche nach einer Interimslösung hatte der Verein großes Glück, denn Sönke und Katharina Jäger hatten spontan ihre Hilfe zugesagt und die zehn Mühlenzwerge kurzerhand in den unteren Bereich ihres Hauses einziehen lassen. Dieser Teil war nach dem Tod des Großvaters von Katharina Jäger unbewohnt.
Dass aus dem Provisorium eine Dauerlösung werden könnte, daran hatten Diana Lohmann, ihre Vorstandskollegin Jessica Leonhardt und die Erzieherinnen Sabrina Heitmann und Kathrin Henze jedoch nicht zu denken gewagt. Doch weil auch der Nachwuchs der Jägers zu den Mühlenzwergen gehört und Katharina Jäger überdies als zweite Vorsitzende zum Vorstand gehört, war der Verbleib der Lütten in dem Domizil an der Stuckenborsteler Straße auch eine Herzenssache. Fast komplett in Eigenregie stampfte Herbergsvater Sönke Jäger in den vergangenen Wochen einen Anbau aus dem Boden, der den Bedürfnissen der Kinder vollauf gerecht werden und Ende April bezugsfertig sein soll.
Familiäres Flair
Mehr als 70 Quadratmeter Platz umfasst der Gruppenraum, dessen Konturen schon deutlich sichtbar sind. Die Mühlenzwerge erhalten eine Kochzeile, eine Toilette mit Wickelkommode und ein separates Bad sowie eine Kuschel- und Spielecke. "Es war sehr turbulent und wir sind von Herzen dankbar, dass wir diesen Leerstand nutzen durften", sagt Diana Lohmann, die das familiäre Flair ihrer Kinderkrippe als Besonderheit hervorhebt. In den Tag starten die Kinder mit einem gemeinsamen Frühstück. "Darauf legen wir großen Wert. Unser Kühlschrank ist prall gefüllt, bei uns bringt kein Kind sein Brot in der Brotdose mit", erklärt Lohmann die Philosophie des Hauses.
Sind die kleinen Mägen gefüllt, geht es raus in die Natur. Jeden Tag sind Kathrin Henze und Sabrina Heitmann mit den Kindern an der frischen Luft. Der Spielplatz und der Wald gehören zu den regelmäßigen Zielen der kleinen Gruppe. Genauso stehen regelmäßige Besuche auf den Bauernhöfen sowie die wöchentliche Stunde in der Turnhalle auf dem Programm. Für den Weg dorthin gibt es einen knallgelben Handwagen-Bus, in dem sechs Kids Platz finden, sowie ein Zwillingskinderwagen.
Einen Platz in der Kinderkrippe "Mühlenzwerge" zu ergattern, ist derweil kein leichtes Unterfangen. Die Einrichtung, die im Januar 2004 die Betriebserlaubnis als „Kleine Kindertagesstätte“ erhalten hat und seitdem bis zu zehn Kinder im Alter von einem bis dreieinhalb Jahren betreuen darf, hat einen guten Ruf und ist bei Eltern heiß begehrt. "Wir haben eine Warteliste", weiß Diana Lohmann zu berichten. Obwohl im Sommer fünf Jungen und Mädchen die Krippe in Richtung Kindergarten verlassen, gibt es keine freien Plätze in der Einrichtung, deren Betreuungszeit um 13 Uhr und bei Buchung des Spätdienstes um 13.30 Uhr endet. Los geht es morgens um 8 Uhr oder im Frühdienst um 7.30 Uhr. „So haben wir sogar eine längere Öffnungszeit als viele andere Krippen“, erläutert die Vorsitzende.