Wittlohes Pastor Wilhelm Timme ist nun wirklich alles andere als wasserscheu. Schuhe aus, Socken weg, Talar hochgekrempelt und ab in die Aller. Ob die kleinen Täuflinge es nun immer so gut finden, dass Wasser das Element des Theologen ist, bleibt dahingestellt. Sie ließen die feierliche Taufzeremonie im Wasser aber wieder einmal geduldig über sich ergehen.
Rund 50 Eltern aus vier evangelischen Kirchengemeinden hatten ihre Lütten für das große Tauffest an der Aller angemeldet. Nach sechs Jahren Pause feierten Kirchlinteln, Wittlohe, Dörverden und Westen am Sonntag wieder ein solches gemeinsames Fest. Für die Taufgesellschaften ging es gleich nach dem Gottesdienst in der Westener St.-Annen-Kirche (feiert in diesem Jahr ihren 800. Geburtstag) hinunter zum Fluss. An mehreren Stationen wurden die Mädchen und Jungen dann von den Pastoren Merle und Dennis Oswich (Kirchlinteln), Wilhelm Timme (Wittlohe), Rolf Görnandt (Dörverden) und Corinna Schäfer (Westen) zu beiden Seiten der Aller getauft. Während die Dörverdener vor dem riesigen Birkenholz-Kreuz am Fluss inne hielten, musste Familie Troschka aus Wittlohe extra mit der Solar-Aller-Fähre ans andere Ufer übersetzen. „Eine Taufe an der Aller ist einmal etwas anderes als in der Kirche“, sagte Torben Troschka. Töchterchen Freyja (2) fand das auch und beobachtete auf dem schützenden Arm haargenau, was der bis zu den Knien im Wasser stehende Pastor dort mit ihr veranstaltete.
Wasser des Lebens
„Gerade wenn schön öfter die Überlegung zur Taufe bestand, sich aber bisher nie die Gelegenheit dazu ergeben hat, kann ein außergewöhnlicher Rahmen wie unser Tauffest ein schöner Anlass sein“, sagten die fünf Pastoren von diesseits und jenseits der Aller. Für die Theologen ist Wasser nämlich die Grundlage des Lebens. Ihrer Auffassung nach ist es auch die Grundlage allen Handelns, denn erst als Jesus von Johannes dem Täufer mit Jordanwasser getauft wurde, trat der gelernte Zimmermann auch ganz offiziell als Gottes Sohn auf. Im gleichnamigen Tauflied heißt es: „Wasser des Lebens, Worte des Himmels, die sich verbinden, mächtig sie sind, denn Gottes Segen fließt überströmend: Du wirst getauft, du bist Gottes Kind.“ Nicht nur den Pastoren, auch den Kirchenvorständen kam beim Fest eine wichtige Aufgabe zu. Sie mussten Obacht geben, dass das Lichtlein im Sturmglas nicht erlöscht. Die Taufkerze wird traditionell an der Osterkerze entzündet.
Nach den Zeremonien traf sich die riesige Tauffestgemeinde schließlich wieder zu Kaffee und Kuchen auf dem Westener Kirchhof. Im Schatten der mächtigen Eichen klang das große Tauffest gemütlich aus. Wenn ihnen ihre Eltern später erzählen, dass sie mit Allerwasser getauft wurden, kommen Freyja und die anderen kleinen Täuflinge bestimmt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die wenigen Tropfen auf ihrem Haupt wurden jedenfalls blitzschnell von der gleißenden Sonne wieder getrocknet.
„In der Taufe erfahren Kinder und Erwachsene, dass Gott an ihrer Seite ist. Er begleitet sie mit ihrer Liebe durch das Leben und stärkt ihnen den Rücken. Durch die Taufe gehören wir zur Gemeinschaft der Christen. Wir vertrauen darauf, dass Jesus Christus uns zum Leben führt“, erläuterte das fröhliche Pastoren-Quintett noch einmal den Sinn des Tauffests.
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