Weit hatte es Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Montagmorgen nicht bis nach Verden, denn schließlich ist der 43-Jährige im Nachbarlandkreis Nienburg zu Hause. Der Minister hatte gleich ein halbes Dutzend mit dem Niedersachsenross verzierte Bewilligungsbescheide im Gepäck, die er den Leitern der städtischen Schulen in der Oberschule Verdener Campus übergab. Aus den Mitteln des Digitalpakts Schule fließen insgesamt 150 000 Euro an die Verdener Bildungseinrichtungen.
„Wir haben davon jeweils 48 mobile Endgeräte für die fünf Verdener Grundschulen sowie 64 Endgeräte für die Oberschule angeschafft“, erklärte Sabine Mandel, Fachbereichsleiterin Bildung und Kultur im Rathaus. Der Schulträger, sprich die Stadt Verden, hatte sofort reagiert und die Tablets Anfang April aus dem entsprechenden Corona-Sofortprogramm beantragt. Um Schülern während der Corona-bedingten Schulschließungen das Lernen mit digitalen Medien zu ermöglichen, wurde die Beschaffung der Geräte erleichtert. Sie wurden bereits ausgeliefert und können ab sofort von den Schulen ausgeliehen werden. Insgesamt stehen der Stadt Verden als Schulträger 850 000 Euro aus dem Digitalpakt zur Verfügung, die in den kommenden Jahren abgerufen werden können.
Gerade in Zeiten wie der Corona-Krise geht es nicht mehr ohne digitales Lernen von zu Hause aus – Stichwort Homeschooling. Weil nicht jedes schulpflichtige Kind daheim ein Endgerät besitzt, mit dem es an Videokonferenzen teilnehmen oder auf den Schulserver zurückgreifen kann, ist Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann (SPD) froh, dass die Stadt nun die mobilen Endgeräte an bedürftige Mädchen und Jungen verleihen kann. Für den Schulträger bedeutet dies Teilhabe und Chancengleichheit.
Lernort außerhalb des Elternhauses
Im Beisein von Dörte Liebetruth (SPD-Landtagsabgeordnete) und Schuldezernent Jörg Rokitta erläuterte der Kultusminister das Besondere am Digitalpakt des Bundes, aus dem allein 522 Millionen Euro an das Land Niedersachsen fließen. „Dabei handelt es sich um ein hundertprozentiges Förderprogramm, an dem jede Schule – von der Grundschule bis zur Berufsschule – partizipieren kann, und zwar frei von jeglichen Eigenanteilen des Schulträgers.“ Gerade den pädagogischen Fachkräften komme bei der Nutzung der digitalen Medien im Unterricht eine Schlüsselfunktion zu. Sie sorgen nach Ansicht des Ministers dafür, dass die Kids die neuen Medien nicht unkontrolliert und ungesteuert nutzen. „Als ich damals zur Schule ging, haben wir zur Vervielfältigung unseres Wissens noch mit Matrizen gearbeitet und konnten, wenn unsere Eltern gut ausgestattet waren, im 24-bändigen Lexikon nachschlagen. Heute geben die Schüler einfach den passenden Begriff in die Suchmaschine ihrer Wahl ein.“ Dabei obliege es dann den Lehrkräften, gemeinsam mit den Kindern zu filtern, was wertvoll und was Unfug sei. Technik in der Schule finde eben immer unter dem Primat der Pädagogik statt. Primat – auch so ein Wort, das die Elterngeneration früher im Lexikon nachschlagen musste, während die Kinder heute danach ganz einfach im Internet suchen.
„Von unserem städtischen IT-Team kümmert sich ein Mitarbeiter ausschließlich um die Schulen“, erzählte Brockmann. Alles in allem laufe der pandemiebedingte Unterricht ganz gut, waren sich die Leiter der kommunalen Bildungseinrichtungen einig. Lediglich um die Kinder, die daheim von ihren Müttern und Vätern nicht ausreichend unterstützt werden, vielleicht mit drei weiteren Geschwistern im überfüllten Kinderzimmer lernen, sorgt sich Carola Reinecke, Leiterin der Verdener Nicolaischule. Sie befürchtet, dass bei ihnen nach den Ferien große Wissenslücken auftreten könnten. Ihrer Forderung nach einem verlässlichen Ort außerhalb des Elternhauses, an dem diese Kinder lernen können, schloss sich auch der Niedersächsische Kultusminister an. Um den Kindern gerade auch in den bevorstehenden sechswöchigen Sommerferien einen Anker, etwas Halt bieten zu können, feilt die Stadt Verden nach Aussage des Bürgermeisters gerade an einer Ferienbetreuung. Natürlich unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften. Tonne befürwortete dies, setzt bei der Ferienbetreuung allerdings auf Freiwilligkeit statt auf Verpflichtung. Die hiesige Parlamentarierin Dörte Liebetruth verwies in diesem Kontext noch einmal darauf, dass Jugendarbeit gemäß der aktuellen Corona-Verordnung des Landes bereits in begrenztem Maße wieder möglich sei.