Bis vor drei Jahren hatte Merve-Maria Leeske aus Kirchlinteln noch keine einzige Beatles-Platte im Schrank stehen. Das hat sich allerdings „durch ein Event“ anlässlich des 75. Geburtstages von John Lennon grundlegend geändert. Nichtsahnend pilgerte sie damals zum Lennon-Denkmal am Verdener Allerufer, Ecke Mühlentor, steckte sich sofort mit dem Beatles-Virus an. „Die Musik ist mir sofort ins Ohr gegangen“, erzählt die Pilzkopf-Anhängerin. Die Jungs aus Liverpool hätten einfach Emotionen bei ihr ausgelöst, positive Emotionen. „Ich kenne kein Konzert mit Beatles-Musik, bei dem die Menschen nicht irgendwann tanzen.“
Der zehnte Geburtstag des John-Lennon-Denkmals in Verden ist für Merve-Maria Leeske Anlass genug, wieder einmal ein Beatles-Konzert in der Allerstadt zu veranstalten. Es steigt an diesem Sonnabend, 29. September, um 20.30 Uhr im Verdener Domherrenhaus (Untere Straße 13). Leeske hat dafür Eric Paisley, der bereits in vielen internationalen Beatles-Produktionen mitgewirkt hat, verpflichtet. Unter anderem war der Künstler, der mit bürgerlichem Namen Norbert Saric heißt, auch im Beatles-Musical „All You Need is Love“ zu sehen. „Wir haben uns bei einem Matinee-Konzert im Verdener Pferdemuseum kennengelernt und sind seitdem in Kontakt geblieben. So mancher Beatles-Fan denkt, dass Paisley besser singt als das Original“, schwärmt die Kirchlintlerin.
Kontakt mit Yoko Ono
Ihr Idol schlechthin bleibt aber John Lennon. Seit sie im Beatles-Fieber ist, wird sie von ihrem Bekanntenkreis mit Biografien, Bildbänden und CDs überhäuft. „Mittlerweile bin ich sogar auf Facebook mit Yoko Ono befreundet“, freut sich Merve-Maria Leeske, dass die Lennon-Witwe ihre Freundschaftsanfrage angenommen hat. Seit 2016 bietet die langjährige Verdener Gästeführerin regelmäßig Beatles-Rundgänge durch die Stadt an. Neulich gerade wieder als Freda Kelly, als Sekretärin der Beatles. „Die Teilnehmer meiner Gästeführung waren sogar wie die Beatles gekleidet. Das war echt geil“, erzählt Leeske und nimmt ihre auffällige Brille ab: „John Lennon und Yoko Onno haben damals alle Konventionen gebrochen und weltbewegende Dinge wie die Einführung der Antibabypille mitbegleitet. Sie passen einfach in keine Schublade. Ich bin ja selbst auch so gestrickt“, gesteht sie und setzt ihre bläulich schimmernde Brille wieder auf. Love and Peace – das ist eben bis heute das Lebensmotto vieler Beatles-Fans.
Zu Leeskes absoluten Lieblingsstücken zählen „Help“ und „Strawberry Fields Forever“ von den Beatles sowie „Imagine“ von John Lennon. „Letzteres ist bei mir emotional sehr aufgeladen. Tillmann Benfer hat es während meiner Gästeführungen oft auf der Domorgel gespielt“, verrät Merve-Maria Leeske, was sie persönlich mit diesem Song verbindet.
Vor 52 Jahren, 1966, hat John Lennon seinen Antikriegsfilm „Wie ich den Krieg gewann“ im Kreis Verden gedreht. Als Schauplatz taucht neben dem Mühlentor und der Brunnenweg-Kaserne auch die Ueser Brücke auf. „Um den britischen Sarkasmus zu verstehen, sollte man sich den Film aber mindestens drei Mal ansehen“, findet Merve-Maria Leeske. Gern erzählt sie in diesem Kontext die Anekdote mit der Handgranate: „Laut Drehbuch musste John Lennon immer wieder eine Handgranate an die Haustür von Familie Niebuhr werfen. Irgendwann ist es den Mühlentor-Anliegern dann allerdings zu bunt geworden.“ Auch Teelöffel für sein geliebtes Heißgetränk soll der Mime damals angeblich von den Verdenern gefordert haben. „Bis heute kursieren die wildesten Gerüchte darüber, ob Lennon damals einen Blechlöffel oder sogar einen Goldlöffel bekommen hat“, rätselt die Beatles-Expertin.
Unbestritten ist hingegen, dass der Mindener Designer Uwe Blaschke vor über zehn Jahren den Bau des John-Lennon-Denkmals in Verden initiiert hat. Es besteht aus insgesamt drei Beton-Stelen. Eine davon ziert das bekannte Piktogramm mit dem Lennon-Porträt, der Friedenstaube sowie der Filmrolle. „Viele Verdener wissen leider heute immer noch nicht, an welchem Ort das Denkmal eigentlich steht“, wundert sich der Beatles-Fan aus Kirchlinteln. Dabei seien die Pilzköpfe doch heutzutage auch wieder bei der jüngeren Generation beliebt. „Wie schön“, jubiliert die Kirchlintlerin. Und weiter: „Gerade in unseren unruhigen Zeiten erdet einen die Beatles-Musik doch wie keine andere.“
Die Zimmernumnmer, in dem Lennon 1966 während der Dreharbeiten genächtigt hat, kann Merve-Maria Leeske übrigens im Schlaf runterbeten: „Es war die Sieben im Hotel Heide-Kröpke.“ Die Original-Rezepte aus den 1960er-Jahren – die Crew hat in Verden bei Höltje gespeist – hütet die „Beatles-Oma“, wie sie liebevoll von manchen Verdenern genannt wird, wie ihren Augapfel. Und wenn sie mit dem Porträt von John Lennon unter dem Arm – 1966 von Wolfgang Görz geschossen – durch die Fußgängerzone schlendert, dann kommt es ihr so vor, als würde sie gerade ganz zärtlich mit ihrem großen Idol auf Tuchfühlung gehen.
Eintrittskarten für das Konzert zum zehnjährigen Bestehen des John-Lennon-Denkmals sind im Vorverkauf zum Preis von 20 Euro bei der Tourist-Information im Rathaus erhältlich. An der Abendkasse im Domherrenhaus kosten die Tickets 25 Euro.
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