Jeden Morgen um Sechs werden Ute und Rudolf Winter aus Nedden vom Geheule ihrer Siberian Huskys geweckt. Hündin Dewi (13) und die beiden Rüden Baleno (12) und Juky (7) halten das Ehepaar aus der Gemeinde Kirchlinteln ganz schön auf Trab, wollen schließlich rund um die Uhr bewegt werden. „Sie sind unglaublich verschmust und auch sehr kinderlieb“, erzählt Ute Winter, was für sie persönlich den Charme dieser Hunderasse aus dem hohen Norden ausmacht.
Als ihr Sohn Holger um die Jahrtausendwende den ersten Husky namens Esco mit ins Haus gebracht hatte, wussten seine Eltern überhaupt nicht, was da auf sie zukommt. Aus einem Tier wurden ratzfatz drei und auch der erste Trainingswagen wurde schon bald angeschafft. Heute weiß die Neddener Familie, dass sie nur mit Huskys als Haustieren ihrem Nachnamen – also Winter – alle Ehre machen kann. Das Husky-Trio verbringt nämlich bei Wind und Wetter, selbst bei den aktuellen Temperaturen, seine Nächte unter freiem Himmel, begibt sich höchstens einmal auf wärmendes Stroh. „Sie sind nun einmal keine Etagen-Hunde“, erzählt Rudolf Winter lachend.
Nomen est omen
In der heimischen Stube reihen sich die gut polierten Medaillen und Pokale aneinander, die Holger Winter im Laufe seiner sportlichen Karriere als Musher (Schlittenhundeführer) eingeheimst hat. „Unser Sohn war nicht nur Deutscher Meister, sondern auch Europameister und sogar Weltmeister“, berichten seine Eltern voller Stolz. An seinen größten Triumph erinnert das entsprechende Schild am Bahnhof Neddenaverbergen. Heute wird er in der Saison lediglich noch vom Kleinbahn-Express angefahren.

Rudolf und Ute Winter toben mit ihren Huskys durch den tief verschneiten Garten.
Auch Vater Rudi war bei den Rennen immer mit von der Partie und gerät ins Schwärmen, wenn er vom gemeinsamen Training in Nordschweden, nur unweit des Polarkreises, erzählt. Familie Winter hat in Nedden selbst lange Zeit Husky-Rennen mit bis zu hundert Teilnehmern ausgerichtet. „In der Szene kennt man sich, das ist eine sehr eingeschworene Gemeinschaft“, erzählt Rudolf Winter und ergänzt: „Mein Sohn und ich hatten damals sogar eine eigene Fahne.“ Aus Zeit- und Altersgründen hat er die Stakeout, an der die Tiere für Rennen festgemacht werden, aber mittlerweile an den Nagel gehängt. Rollwägen und Mountain Bikes, die von Huskys gezogen werden, beobachtet er heute lediglich noch aus der Ferne. Den Ton geben vorne jeweils die beiden Leader-Tiere an, gefolgt von den sogenannten Wheel Dogs. „Langstrecke sind wir früher nie gefahren, wir haben immer nur einen vier bis sieben Kilometer langen Sprint mit einer Durchschnittsgewindigkeit von 25 Stundenkilometern hingelegt“, erinnert sich Rudi Winter.
Sage und schreibe 14 Siberian Huskys haben sich einmal auf dem Grundstück rund um die ehemalige Neddener Bahnhofsgaststätte pudelwohl gefühlt. Die restlichen Hunde erhalten dort ihr Gnadenbrot. Mit eingeweichtem Trockenfutter wird das Husky-Trio gefüttert. Siberian Husky Foxi, die Ende vergangenen Jahres das Zeitliche segnete, hat es in der Obhut der Winters auf stolze 16 Menschenjahre gebracht. „Die Hunde zeigen ein ausgeprägtes Rudelverhalten“, sagt Rudi Winter und rät allen Husky-Interessierten, immer mindestens zwei Tiere zu halten.

Benötigt viel Bewegung: der Husky.
Rufen Ute und Rudolf Winter heute ihre Tiere aus dem tief vereisten Garten ins Haus, verwenden sie nicht mehr die bei Rennen gängigen Befehle wie haw und gee, sondern ganz einfach die Begriffe links und rechts.
Sinkt das Quecksilber in diesen Tagen immer wieder in den zweistelligen Minusbereich, kann Familie Winter – Nomen est omen – nur milde lächeln. „Beim Trainingslager am Polarkreis hatten wir damals minus 32 Grad.“
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!