Nachdem die neue Mehrheitsgruppe (SPD, Grüne und Freie) im Kirchlintler Gemeinderat beantragt hatte, die Baugebietsplanung "Ritterallee II" einzustellen und stattdessen alternative Bebauungsmöglichkeiten im Kernort Kirchlinteln zu prüfen, meldet sich nun die Kreisgruppe Verden des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu Wort. Vorsitzender Udo Paepke und seine Mitstreiter begrüßen den Vorstoß der Ratsgruppe.
„Wir sind erleichtert, dass der Wald erhalten bleiben soll“, erklärt Paepke. Seit dem Aufstellungsbeschluss im Mai 2018 gibt es von den beiden kreisweit aktiven Naturschutzverbänden BUND und Nabu heftigen Gegenwind gegen die umstrittene Erweiterung des Baugebiets. Besonders kritisch sieht Paepke, dass das Planvorhaben "ohne Umweltprüfung im beschleunigten Verfahren durchgeboxt werden sollte".
„Angesichts des dramatischen Klimawandels und des massiven Artensterbens appellieren wir seit dreieinhalb Jahren an die Politik und die Gemeindeverwaltung, die verfehlte Bauleitplanung bei der Ritterallee aufzugeben – nun tut sich endlich etwas", lobt der Umweltschützer den Kurswechsel der Kirchlintler Sozialdemokraten, die sich ursprünglich noch für die mit der Erweiterung des Baugebietes verbundene Abholzung des Waldes ausgesprochen hatten. Einzig die Grünen hatten sich von Anfang an dagegen positioniert.
"Wir müssen nicht nur die dortigen Bäume erhalten, sondern das komplexe Ökosystem des Waldes, den Waldboden mit seiner Biodiversität sowie das Waldbinnenklima und den Wald als Kohlendioxid-Speicher schützen", betont Paepke. Durch Bauflächenversiegelung würden die Bodenlebewesen jedoch sterben und damit die Bodenfruchtbarkeit und die Wasserspeicherfähigkeit verloren gehen. Auch bereitgestellte Ausgleichsflächen könnten den ökologischen Schaden nicht auffangen.
Wenn die Ampelgruppe stattdessen eine bauliche Entwicklung in anderen Bereichen wie dem Sonderkamp anstrebe, müsse natürlich auch das Thema Bodenversiegelung mit auf den Tisch, betont Paepke. „Bedenklich stimmt auch, dass in unmittelbarer Nähe des Planvorhabens das Naturschutzgebiet ,Mausohrjagdgebiet Lindhoop' ausgewiesen wurde und den artengeschützten Fledermäuse ein Teil des Lebensraumes genommen würde.“
Protestfrühstück vor Ort
Der Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe erinnert daran, dass er mit dem kürzlich verstorbenen Chef der Nabu-Gruppe Kirchlinteln, Gustav Schindler, in der Vergangenheit immer wieder Front gegen die Baugebietsplanung "Ritterallee II" gemacht hat – unter anderem auch in Form eines Protestfrühstücks vor Ort. Unterstützung erhielten sie dabei von der Anwohner-Interessengemeinschaft, den Kirchlintler Grünen, der Fridays for Future-Bewegung sowie von vielen Kirchlintler Bürgern.
"Bereits bei Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Kirchlinteln im Jahre 2001 war die Entwicklung von Bauland im Bereich des Waldspielplatzes nach Recherchen des BUND schon einmal das Thema und die Begehrlichkeiten waren groß", erläutert Paepke. Die Darstellung von Wohnbauflächen in diesem Bereich sei dann jedoch angesichts der vorgetragenen naturschutzfachlichen Bedenken wieder vom Gemeinderat verworfen worden. "Gemäß Flächennutzungsplan sollten neue größere Wohnbauflächen im Bereich Sonderkamp sowie im Bereich Heidberg realisiert werden", blickt der Naturschützer zurück.
Der Antrag von SPD, Grünen und Freien soll Ende der Woche bei der Sitzung des zuständigen Fachausschuss erstmalig beraten werden. "Beschließt der Gemeinderat später den Antrag der Ampelgruppe, wird das ein guter Tag für die Natur", sagt Paepke. Nach Einschätzung des BUND verstoße die Waldumwandlung im Baugebiet ohnehin gegen das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Verden von 2016. Demnach dürfe eine Umwandlung von Wald grundsätzlich nur dann erfolgen, wenn sie unvermeidbar sei. Die Waldabholzung an der Ritterallee müsse aber nicht zwingend erfolgen, sei also vermeidbar, weil ausreichend Wohnbauflächenreserven in Kirchlinteln und den anderen Ortschaften der Heidegemeinde im Flächennutzungsplan (F-Plan) ausgewiesen seien.
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