Seit mehr als drei Jahren ziehen Landwirte aus dem Flecken Ottersberg mit der Gemeindeverwaltung bei dem Projekt "Ottersberger Weg" an einem Strang. Ziel des Vorhabens ist es, Flächen auszugleichen, die Landwirte an den Rändern ihrer Äcker überpflügt haben. Diese fehlen als Ackerrandstreifen für Insekten und hemmen die Artenvielfalt. Um nicht jede einzelne Fläche wiederherstellen zu müssen, hatte Landschaftswart Wolfgang Mohr den "Ottersberger Weg" im Frühjahr 2019 initiiert und anhand einer Landkarte die Zielflächen ausgesucht.
Bei dem Projekt legen die Ottersberger Landwirte selbst Hand an und säen die insektenfreundliche, einjährige Verdener Saatmischung aus. Wolfgang Mohr hat mit den Landwirten auf Vertrauensbasis vereinbart, dass die Landwirte auf weniger optimalen Ackerstandorten kompensierend Blühstreifen anlegen sollen. „Der Plan ist aber nicht, die Landwirte zu dirigieren, sondern sie die Blühstreifen nach bestem Gewissen selbst anlegen zu lassen“, sagte Mohr zu Beginn des Projekts. Mittlerweile ist die dreijährige Probezeit abgelaufen und die Verantwortlichen aus Verwaltung und Politik stehen vor der Entscheidung, ob der "Ottersberger Weg" fortgeführt werden soll oder nicht.
Geht es nach der Verwaltung um Bürgermeister Tim Willy Weber, sollte der eingeschlagene Kurs fortgesetzt werden. Dies geht aus der Beschlussvorlage hervor, die an diesem Donnerstag, 9. Februar, in der Sitzung des Ausschusses für Klimaschutz, Umweltschutz und Landschaftspflege behandelt wird. Als Grundlage für die Empfehlung dienen die Daten, die Landschaftswart Wolfgang Mohr über die gesamten Blühflächen erstellt hat und im Rahmen der Sitzung präsentieren wird. Um die umgesetzten Maßnahmen zu ermitteln, waren zuvor die 23 an dem Projekt teilnehmenden Ortslandwirte der Ortschaften Fischerhude, Otterstedt, Ottersberg und Narthauen gebeten worden, Statusberichte vorzulegen.
Fast 100 Flurstücke beackert
Nach den Erkenntnissen des Landschaftswartes würden demnach rund 20 Hektar an öffentlichen Wirtschaftswegen und Flächen in Otterstedt, Fischerhude, Ottersberg und Narthauen „fremdgenutzt", aus denen sich die entsprechenden Ziele für Ausgleichsmaßnahmen berechnet hätten. Aus Narthauen wurden demzufolge Maßnahmen für die Artenvielfalt auf sieben Flurstücken gemeldet. Die dortigen Ausgleichsflächen erstreckten sich über insgesamt 0,8 Hektar. In Otterstedt säten die Landwirte auf 17 Flurstücken insgesamt 2,4 Hektar, in Ottersberg waren es – verteilt über 22 verschiedene Flurstücke – 4,9 Hektar und aus Fischerhude wurden Ausgleichsmaßnahmen auf zehn Hektar, verteilt über 53 Flurstücke, gemeldet.
Ausgleichsmaßnahmen für die Ortschaft Posthausen waren derweil nicht vorgesehen. Dort komme es wegen der Dammlage der Wege und der begleitenden Entwässerungsgräben nicht zu dieser Problematik, heißt es. Die Zahlen ergänzt die Verwaltung in ihrem Bericht derweil um Lagepläne, auf denen die einzelnen Flurstücke gekennzeichnet sind. Rund 20 Hektar überackerter Gemeindeflächen stehen demzufolge nunmehr 18,1 Hektar neu geschaffene Blühflächen gegenüber. Damit gilt das 2019 erklärte Ziel, zum Ende der Probezeit eine Fläche von insgesamt 16,1 Hektar durch die Landwirtschaft als Blühstreifen angelegt zu haben, als erreicht. Nachdem das Soll rechnerisch mehr als erfüllt wurde, gehen die Beteiligten somit folgerichtig am Donnerstag ins Gespräch, wie genau es mit dem "Ottersberger Weg" weitergehen soll.
Der Ottersberger Ausschuss für Klimaschutz, Umweltschutz und Landschaftspflege wird in seiner Sitzung am 9. Februar, die um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses beginnt, über weitere Themen beraten. Auf der Themenliste steht auch ein Sachstandsbericht zum Zustand des Otterstedter Sees. Zudem wird ein Experte vom Abwasserzweckverband einen Vortrag zum Thema "Mikroplastik" halten.