Ottersberg. Als der Niedersächsische Wissenschaftsminister Björn Thümler am 14. Januar 2019 zum letzten Mal den Campus der Ottersberger Hochschule besucht hat, um den Förderbescheid des Landes für den neuen Forschungsbau auf dem Gelände an der Großen Straße zu überbringen, war die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen auf das Bildungswesen noch kein Thema. Am Montagvormittag war der CDU-Politiker auf Einladung der Hochschulleitung erneut zu Gast auf dem Areal. Doch diesmal ging es nicht um den Startschuss für das gesamte Bauvorhaben der Erweiterung des HKS-Campus in Ottersberg, sondern darum, im kleinen Kreis unter Corona-Auflagen die offizielle Einweihung des neuen HKS-Forschungsgebäudes zu feiern.
Er sei völlig beeindruckt, versicherte Thümler schon vor dem Rundgang durch die Räume des Gebäudes. „Der Neubau ist eine gute Wegmarke für die HKS. Dadurch ist der Standort dauerhaft gesichert“, zollte er der Entwicklung des Baus, der im Modell ganz anders ausgesehen habe, und dem HKS-Team für seine Zuverlässigkeit bei der Umsetzung des Projekts großen Respekt. Die „raue Ehrlichkeit“, wie HKS-Geschäftsführer Ralf Rummel-Suhrcke den Charakter des Baustils im Atelierbereich beschrieb, bekamen Björn Thümler und auch der hiesige Landtagsabgeordnete Axel Miesner schon zu Beginn der Führung im Erdgeschoss zu sehen. Eine von den Studierenden selbst entwickelte Beschilderung dient derweil als Orientierungshilfe für die Besucher.
Blick auf die Wümmewiesen
Zunächst führte die Hochschulleitung die kleine Delegation in die Medienwerkstatt mit ihren 15 Arbeitsplätzen für Foto- und Filmbearbeitung und dem schönen Ausblick auf die umliegenden Wümmewiesen. „Die Deckenheizung hat einen schönen akustischen Effekt“, informierte Rummel-Suhrcke über die Besonderheiten des Raumes, ehe es – vorbei an einer kleinen Ausstellung im Flur – weiter in den Bürotrakt mit Räumen für die wissenschaftlichen Mitarbeiter der HKS ging. Auch im Tanzraum hatte Rummel-Suhrcke dem Wissenschaftsminister viel zu berichten – etwa über den Schwingboden, den speziellen Tanzteppich und das dimmbare Licht. Zudem befänden sich im ersten Obergeschoss noch zwei Duschen und ein Raum für Tanz-Requisiten.

Im Inneren besticht das Gebäude mit laut Ralf Rummel-Suhrke "rauer Ehrlichkeit" und einer von den Studierenden entwickelten Beschilderung.
Besonders hob Rummel-Suhrcke jedoch den großen Tanz- und Bewegungsraum mit einem riesigen Seitenspiegel hervor, in dem die Besucher noch einen Kurzfilm mit Beispielen aus der täglichen Arbeit in der Tanz- und Theaterpädagogik geboten bekamen. Und auch die Kunstateliers im zweiten Obergeschoss waren Teil der Führung. Dort war es vor allem die komplizierte Dachkonstruktion, die für Staunen sorgte. Denn das Dach sei so konzipiert, dass die Studierenden unter optimalen Sicht- und Lichtverhältnissen arbeiten können. Weil einige Bauteile aus Frankreich kamen und es Lieferschwierigkeiten wegen Corona gab, sei es zu Verzögerungen im Bau gekommen, erklärte Rummel-Suhrcke.
Endabnahme ohne Beanstandungen
Die behördliche Bauendabnahme des Forschungsgebäudes hatte derweil bereits am 16. Februar stattgefunden. „Ohne Beanstandungen“, wie der HKS-Geschäftsführer betonte. Das Forschungsgebäude umfasst insgesamt eine Netto-Raumfläche von mehr als 1100 Quadratmetern und ist zum Beginn der Lehrveranstaltungen im Sommersemester am 8. März in Betrieb genommen worden. „Coronabedingt finden die künstlerisch-praktischen Lehr- und Forschungsveranstaltungen nur in Kleingruppen statt. Ganz überwiegend wird Online-Lehre angeboten“, so Rummel-Suhrcke. Mit dem dritten Änderungsbescheid ist die Fördersumme für den Forschungsbau auf insgesamt rund 3,7 Millionen Euro gestiegen. Der ursprüngliche Zuwendungsbescheid belief sich derweil auf 3,125 Millionen Euro.
In einem ersten Schritt seien laut Rummel-Suhrcke die um 18 Prozent gestiegenen Baukosten im Vergleich zur Kostenberechnung zu 90 Prozent durch EU-Gelder abgefedert worden. Im zweiten Schritt habe das Niedersächsische Wirtschaftsministerium coronabedingte Baukostenerhöhungen mit 58.500 Euro aufgefangen.
Erweiterungsbau am HKS-Campus
Der neue HKS-Campus an der Große Straße in Ottersberg ist momentan durch den zweiten Bauabschnitt immer noch eine große Baustelle. Derzeit und auch noch bis in den April hinein soll es noch letzte Anlieferungen von technischer Ausstattung wie EDV und Präsentationstechnik geben, die durch globale Engpässe bei Rohstoffvorhaltung und Logistik bedingt sind. Der Studienbetrieb läuft derzeit in halben Gruppen mit bis zu acht Studierenden, zum Wintersemester soll der komplette Neubau einschließlich der momentan im Bau befindlichen Seminarräume bezugsfertig sein und der Studienbetrieb wieder im Vollmodus aufgenommen werden.