Lisa Rajes ist wieder in der Handball-Bundesliga angekommen. Mit der HSG Blomberg-Lippe spielt die 30-jährige Linkshänderin, die die Drittliga-Frauen des TV Oyten nach der Saison 2019/2020 in Richtung Ostwestfalen verlassen hatte, bislang eine gute Saison. Zurzeit ist sie aber zum Zuschauen verdammt. Denn seit mehreren Wochen fällt Lisa Rajes aufgrund einer Bänderverletzung aus.
Zwei Worte genügen der flinken Handballerin, um den bisherigen Saisonverlauf zu beschreiben, den sie mit der HSG Blomberg-Lippe hingelegt hat. „Sehr gut“, sagt Lisa Rajes während des Telefonats mit unserer Zeitung. Ihre Stimme klingt dabei glücklich. Kein Wunder: Denn mit dem Klub aus dem Lipperland spielt sie eine äußerst gute Rolle. Die Hälfte der Spielzeit, die wegen der Corona-Pandemie unter strikten Auflagen ausgetragen wird, haben Rajes und Co. nun hinter sich. Zu den Auflagen gehören unter anderem Geisterspiele und regelmäßige Corona-Tests.
In der Tabelle liegt die HSG derzeit auf dem vierten Rang. „Von den Minuspunkten sind wir sogar Dritter“, wendet Lisa Rajes ein. Das Tableau im Oberhaus des deutschen Frauen-Handballs ist aufgrund coronabedingter Spielabsagen recht schief: Während die HL Buchholz 08-Rosengarten bereits 16 Spiele absolviert haben, standen Borussia Dortmund und Neckarsulmer Sport-Union erst zwölfmal auf dem Feld. Rajes und Co. stehen bei 13 Spielen – aus diesen holte das Team 19:7 Punkte.
Als Team schnell gefunden
Dass die HSG Blomberg-Lippe mit ihrem Trainer Steffen Birkner bisher eine solch gute Rolle in der Bundesliga spielt, hat Lisa Rajes durchaus ein wenig überrascht. „Damit hat eigentlich niemand so richtig gerechnet. Wir sind ein sehr junges Team, stehen aber dennoch gut da. Das liegt aber auch daran, dass wir uns ziemlich schnell als Mannschaft gefunden haben“, erklärt Lisa Rajes das bisherige positive Abschneiden. Geht es nach ihr, schlägt die HSG Blomberg-Lippe keinen anderen Kurs mehr ein: Es sei das Ziel, am Saisonende unter den besten drei Mannschaften einzulaufen.
Sie selbst hat einiges zu der erfolgreichen Hinrunde beigetragen. Bisher hat sie für die HSG 37 Tore erzielt. Pro Partie war sie im Schnitt 4,1 Mal erfolgreich. Zudem liegt ihre Trefferquote bei 67 Prozent. Darüber hinaus wurde sie bereits mehrfach vom Fachmagazin „Handballwoche“ für die Mannschaft der Woche nominiert – unter anderem nach dem 35:27-Heimsieg gegen den VfL Oldenburg im Oktober.
Dabei sei sie sich direkt nach ihrem Wechsel nach Ostwestfalen – bereits von 2013 bis 2016 hatte sie für den Erstligisten aus dem Lipperland gespielt und kehrte dann zum TV Oyten zurück – überhaupt nicht sicher gewesen, ob sie noch in der ersten Liga mithalten kann. Schließlich wird im Oberhaus wesentlich schneller gespielt als in Liga drei. „Ich war schon etwas zwiegespalten“, sagt sie. Auch ein wenig Angst sei dabei gewesen. Doch aus der kleineren Furcht wurde ziemlich schnell Freude.
Ziemlich fix habe sie sich an das höhere Niveau im Training gewöhnt. „Hinzu kommt dann auch, dass mir unsere Spielweise sehr liegt“, sagt Lisa Rajes. Sprich: Steffen Birkner legt sehr viel Wert auf ein hohes Tempospiel. Das hatte sie auch beim TV Oyten stets ausgezeichnet. „Wir spielen zum Beispiel eine sehr gute schnelle Mitte. Nach Gegentreffern bringt unsere Torhüterin den Ball schnell zum Anwurf und mit unserer Kreisläuferin verstehe ich mich dann schon fast blind“, beschreibt Lisa Rajes die schnellen Anwürfe. Sie war im Sommer auch mit der Absicht zur HSG Blomberg-Lippe gewechselt, sich selbst noch einmal zu beweisen, dass sie in der Bundesliga noch Schritt halten kann. Das sei bisher gelungen.
Wobei Lisa Rajes, deren Vertrag bei der HSG bis zum 30. Juni 2022 datiert ist, ebenso Rückschläge erlitten hat. So verpasste Blomberg die Gruppenphase der European League. In der dritten Qualifikationsrunde schied die HSG gegen den Thüringer HC aus. Dabei sah es nach dem Hinspiel so gut aus für Rajes und Co.: In Thüringen gewann Blomberg mit 31:27. „Die Ausgangslage war wirklich gut. Leider hatten wir beim Rückspiel einen rabenschwarzen Tag erwischt“, erinnert sich Lisa Rajes. In eigener Halle unterlag die HSG dem THC mit 20:30. Die Gruppenphase war verpasst. „Das war nicht schön und natürlich ärgerlich. Im Nachhinein ist es aber vielleicht auch gar nicht so schlimm", sagt die Rechtsaußen. Nun müsse ihr Team während der Pandemie nicht international spielen. "Wir wollen uns in dieser Saison aber auf jeden Fall wieder für den Europapokal qualifizieren. Hoffentlich läuft es dann in der neuen Saison wieder normaler."
Das Rückspiel gegen den Thüringer HC wurde am 21. November 2020 ausgetragen. Für Lisa Rajes war es das bis dato letzte Pflichtspiel. Es folgte die längere Pause aufgrund der Frauen-Europameisterschaft in Dänemark. Für Lisa Rajes ging es nach der Unterbrechung nicht zurück in den Bundesliga-Alltag. „Am 27. Dezember habe ich mir eine Bänderverletzung zugezogen“, bedauert die Linkshänderin, die seitdem an ihrem Comeback arbeitet. „Ich bin nun wieder ins leichte Lauftraining eingestiegen. Es wird von Tag zu Tag besser. Zurückkehren werde ich aber erst, wenn ich wieder komplett schmerzfrei bin“, schildert sie.
Lisa Rajes hofft, im Februar wieder für die HSG Blomberg-Lippe auf Torejagd gehen zu können. Ihren Humor hat sie wegen ihres Ausfalls aber noch längst nicht verloren: „Da muss ich schon 30 Jahre alt werden, um mir mal eine schwerere Verletzung zuzuziehen.“