Können die Oytener irgendwann in der Zukunft mit der Straßenbahn nach Bremen hineinfahren und natürlich auch wieder zurück? Wenn es nach dem Verein Einfach Einsteigen und dem BUND-Landesverband aus Bremen geht, dann soll genau das möglich sein. Kürzlich haben sie gemeinsam ein Straßenbahnausbaukonzept vorgelegt, um die Diskussion in der Stadt anzuregen, vor dem Hintergrund des Klimawandels den öffentlichen Personennahverkehr erheblich auszubauen. Und zu diesen Plänen zählt auch eine ganz neue Linie 12, die zwischen Universität – Horn – Sebaldsbrück – Oyten verkehren soll.
Sogar einzelne Haltestellen werden auf Oytener Gemeindegebiet genannt: Oyterdamm, Im Deepen Bund, Oyten Mitte, Lienertstraße, Imhof, Allerstraße und Oyten Süd. Doch wie kamen der BUND-Landesverband und der Verein Einfach Einsteigen auf die Idee, die Gemeinde Oyten ans Bremer Straßenbahnnetz anzuschließen? „Oyten liegt in der Reichweite des Netzes. Die notwendige Verlängerung wäre somit relativ kurz“, erklärt Mark Peter Wege, Gründer und Sprecher von Einfach Einsteigen, den Gedanken. Deshalb hält er diese Anbindung auch für „realistisch umsetzbar“.
Dass es potenzielle Fahrgäste geben würde, glaubt Wege auch. Bekannt ist, dass viele Oytener in Bremen für Mercedes arbeiten, eine wie im Plan beschriebene Straßenbahnverbindung über Sebaldsbrück könnte daher für viele Pendler interessant sein. Aber Wege kann sich Pendlerbewegungen auch in die andere Richtung vorstellen. So sei es natürlich denkbar, die angeregte Linie je nach Bedarf zu verlängern und etwa die Gewerbeparks in Oyten mit anzuschließen.
Anregungen zur Diskussion
Ohnehin handele es sich bei allen Ideen im Straßenbahnausbaukonzept nur um Diskussionsanregungen. Nichts davon sei so in Stein gemeißelt. „Wir sind auch keine ausgebildeten Verkehrsplaner“, will Wege betont haben. Dennoch habe man sich natürlich ausführlich Gedanken gemacht und nicht einfach nur irgendwelche neue Verbindungen oder Ergänzungen in den bestehenden Plan eingezeichnet. Auch vor Ort haben sie sich ein Bild verschafft, was in der Umsetzung möglich sein könnte. Natürlich könne sich aber alles im Detail erst im Rahmen einer Planung angeschaut werden. „Wir haben etwa keine Grundstücke vermessen oder so“, sagt Wege. Eine zu klärende Frage im Bezug auf die Erweiterung nach Oyten wäre auch, ob eine Strecke ein- oder zweigleisig angelegt werden sollte.
Grundsätzlich liegt das Hauptaugenmerk des BUND und von Einfach einsteigen erst einmal auf Bremen. Dort wolle man dafür sorgen, dass nicht immer nur einzelne Linien zur Diskussion stehen, sondern eine Gesamtbetrachtung stattfindet – so wie in dem vorgelegten Konzept. Bisher sind die Rückmeldungen laut Wege sehr positiv gewesen, nachdem sie ihr Papier Verkehrspolitikern und Verkehrssenatorin Maike Schaefer in Bremen überreicht hatten. „Es gibt Interesse, wir haben fast von allen Parteien Einladungen bekommen“, berichtet Wege. Natürlich sei die Umsetzung eines großflächigen Ausbaus des ÖPNV etwas, was nur langfristig verwirklicht werden kann. „Richtige Zeitpläne haben wir daher auch nicht.“ Aber angesichts der Klimakrise gewinne das Thema an Bedeutung. „Daher sind wir optimistisch“, glaubt Wege, dass zumindest Teile ihrer Ideen auch umgesetzt werden könnten. Zumal die Arbeiten mit 75 bis 90 Prozent vom Bund förderfähig seien.
„Gerne würden wir den Blick dabei auch ins Bremer Umland werfen.“ Und so sieht das Konzept nicht nur eine Anbindung nach Oyten, sondern etwa auch nach Delmenhorst, Stuhr oder Thedinghausen vor. Entscheidend sei aber letztlich das Interesse der Städte und Gemeinden vor Ort. Was das Beispiel Oyten angeht, so glaubt Wege nicht, „dass die Bremer das ausbremsen würden“. Denn die notwendige Gleiserweiterung auf Bremer Grund wäre sehr gering, sodass ein solches Projekt dann vielmehr von Niedersachsen aus angeschoben werden müsste. Wenn Interesse aus Oyten anklingen würde, wären Wege und seine Mitstreiter auch gerne bereit, vor Ort in den Dialog zu gehen. „Wir müssen drüber reden“, sieht er eine Grundlage für ein solch ambitioniertes Unterfangen. Bürgermeisterin Sandra Röse war für eine Stellungnahme in den vergangenen Tagen nicht zu erreichen.
Der Verein Einfach Einsteigen
Der Ausbau des Nahverkehrs als Teil einer umfassenden Verkehrswende ist das erklärte Ziel des 2017 in Bremen gegründeten Vereins Einfach Einsteigen. Die Mitglieder sind nach eigenen Angaben keine gelernten Verkehrsexperten. „Im Laufe unserer Arbeit haben wir aber eine Menge Wissen und Know-How erworben, mit dem es uns gelingt, auch Fachleute zu überzeugen.“ Das neueste Projekt ist das mit dem BUND erarbeitete Straßenbahnausbaukonzept. Dieses sieht den Ausbau des Netzes um über 120 Kilometer vor. Weitere Infos unter https://einsteigen.jetzt/.