Der Frust sitzt tief bei Andrea und Mirco Bolz: Bei einer Informationsveranstaltung der Kita Oyter Mühle habe das Paar nun erfahren, dass ihre Tochter, die dort aktuell die Krippe besucht, im kommenden Jahr nicht in den dortigen Kindergarten gehen darf. Denn für die 18 Krippenkinder der Einrichtung, die im Sommer 2020 in den Kindergarten wechseln, stünden in dieser Kita wohl nur vier bis sechs Plätze zur Verfügung. Der Großteil der Mädchen und Jungen – dazu zähle aufgrund der Richtlinien des Vergabeverfahrens auch ihre Tochter – werde also mit einer neuen Kita in Oyten vorlieb nehmen müssen. Eine Nachricht, von der Andrea und Mirco Bolz „geschockt“ gewesen seien – und ihrem Unmut nun Luft verschaffen. Das Ehepaar hat ein Beschwerdeschreiben an Bürgermeister Manfred Cordes geschickt.
„Bisher haben wir angenommen, dass das Wohl des Kindes im Vordergrund steht und die Planungen darauf ausgelegt sind, dass Kinder aus der Krippe den Kindergarten der selben Einrichtung besuchen können“, heißt es darin. Nun stünden die Familien im Regen. Da es in vielen anderen Einrichtungen der Gemeinde auch keine freien Kindergartenplätze gibt, sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Kinder, die nicht an der Kita Oyter Mühle bleiben können, weiter weg nach Bassen oder Sagehorn müssen – und damit bei der Platzvergabe zum „Restposten“ werden, wie es die Familie Bolz bezeichnet.
Aber warum gibt es an der erst im vergangenen Jahr eröffneten Einrichtung für das Kitajahr 2020/2021 wahrscheinlich nicht ausreichend Plätze für die „internen“ Kinder? Die Erklärung ist einfach: Derzeit werden dort drei Krippengruppen und eine Kindergartengruppe betreut. Beim Bau wurde Platz für eine weitere Kindergartengruppe gelassen, die aber schon in diesem Sommer eingerichtet werden muss, um allen Mädchen und Jungen in Oyten einen Platz anbieten zu können. Im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen schafft es die Gemeinde auch durch die Maßnahme, für das kommende Kindergartenjahr 2019/2020 sowohl im Krippen-, wie auch im Kindergartenbereich die Bedarfe zu decken.
Und dieses Ziel hatte in Oyten nun oberste Priorität, auch wenn es zur Folge hat, dass ein Jahr später für den neuen Kindergartenjahrgang an der Kita Oyter Mühle nur wenige Plätze frei werden und keine neue Gruppe mehr installiert werden kann. Wie genau die Platzsituation dann im Sommer 2020 aussehen wird, steht aber ohnehin noch in den Sternen, wie Manfred Cordes betont haben will. „Bisher sind es nur grobe Vorstrukturierungen“, sagt der Bürgermeister. Denn auch wenn die Gemeinde natürlich aufgrund von Erfahrungswerten mit Prognosen arbeitet, Planungssicherheit herrscht immer erst nach Ende der Anmeldungszeit. Erst dann weiß die Verwaltung unter anderem, für wie viele Kindergartenkinder eine durch die neue Gesetzgebung mögliche Zurückstellung der Einschulung beantragt wird, durch die noch ein Jahr länger Plätze in einer Kita bereitgestellt werden müssen.
„Inbegriff der Fehlplanung“
Für Andrea und Mirco Bolz ist die Kita Oyter Mühle dennoch schon jetzt „der Inbegriff der Fehlplanung“. Mit dieser Ansicht seien sie im Übrigen auch nicht alleine. „Es gibt mehrere verärgerte Familien“, sagt Andrea Bolz, die sich nicht nur Sorgen darüber macht, wie das Bringen und Abholen ihrer Tochter zur Kita künftig gelingen soll, sondern auch allgemein, was es für Auswirkungen auf ihr Kind haben könnte. Für den Fall, ihre Tochter müsste in den Kindergarten nach Sagehorn oder Bassen, so stünde danach direkt nach dieser Zeit nächste Wechsel an, da die Bolz‘ hoffen, dass ihr Kind dann in die Grundschule Oyten gehen wird. Zwei solche Wechsel in Kindheitstagen machen es schwer, Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen.
Natürlich sei Andrea Bolz auch bewusst, dass viele Städten und Gemeinden aktuell Probleme hätten, genügend passende oder überhaupt ausreichend Plätze bereitzustellen, aber dennoch fordert die Familie nun von der Oytener Verwaltung, sich dieser Thematik anzunehmen: „Suchen Sie das Gespräch mit den betroffenen Familien und finden Sie eine akzeptable Lösung, die nicht darin besteht, die Kinder in die Kita nach Bassen zu schicken.“ Ohne auf einen speziellen Fall eingehen zu wollen, lässt Cordes auf Nachfrage verlauten: „Wir versuchen, sofern es geht, immer, Elternwünsche zu erfüllen.“ Dafür werde im Hintergrund vieles getan. Grundsätzlich aber könne nie eine Garantie ausgesprochen werden, in der gleichen Kita einen Krippen- und einen Kindergartenplatz zu erhalten.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!