Anders als viele andere Kommunen in der Region verfügte die Gemeinde Oyten lange Zeit nicht über einen Gemeindearchivar. Erst 2014 war mit Johannes Grote erstmals ein solcher Posten besetzt worden. Nun ist der 89-Jährige mit viel warmen Worten und Applaus im Rahmen der Gemeinderatssitzung am Montagabend verabschiedet worden. Aus gesundheitlichen Gründen gibt er das Amt ab. Ein Amt, welches er in den sieben Jahren zu seinem Bedauern nicht so ausüben konnte, wie er es sich ursprünglich vorgenommen hatte. Nicht nur, dass bis zur offiziellen Ernennung drei weitere Jahre vergingen, für Grote konnte in all der Zeit schlichtweg kein Arbeitsplatz im Rathaus geschaffen werden, von dortigen Räumen für das Archivmaterial ganz zu schweigen. Ein Umstand, für den sich Bürgermeisterin Sandra Röse bei der Verabschiedung vielfach entschuldigte: "Ich bedauere von Herzen, dass wir Sie nicht besser unterstützt haben. Das war nicht in Ordnung."
Umso mehr Anerkennung und Dank habe Grote für sein Wirken "im Verborgenen" verdient. Wenn es in den vergangenen Jahrzehnten um Heimatgeschichte in Oyten gegangen ist, sei er "immer vorneweg" gewesen. Mit der Zeit hatte sich Grote ein beeindruckendes Privatarchiv aufgebaut und wurde durch seine Leidenschaft zum "öffentlichen Gedächtnis unserer Gemeinde". An zahlreichen historischen Publikationen der Vergangenheit wirkte der 89-Jährige federführend mit, etwa dem Bildband "Oyten in Bildern", der Jubiläumschronik des TV Oyten oder insbesondere der umfangreichen Gemeindechronik zum 800-jährigen Bestehen Oytens. Besonders durch Letztere habe Grote "sichergestellt, dass wir uns erinnern", sagte Röse.
Zum Wohle der Gemeinschaft
Der Hobbyhistoriker hatte sich in Oyten auch noch durch vielfältige weitere ehrenamtliche Tätigkeiten in die Gemeinschaft eingebracht – sei es etwa im Wahlausschuss, dem Heimatverein als Mitbegründer, der Feuerwehr oder fast 20 Jahre lang als Schiedsperson. Bei letzterer Tätigkeit habe er im Übrigen 98 von 100 Fällen erfolgreich abschließen können, wie er bei der Verabschiedung erzählte. Ansonsten wollte er betont haben, dass er die heimatgeschichtliche Arbeit stets "mit vielen zusammen" und nicht alleine geleistet habe. Als Archivar habe er sich als Schnittstelle zwischen der Verwaltung und den Vereinen und Bürgern gesehen. "Ich danke allen, die an der Zusammenarbeit beteiligt gewesen waren und besonders bei meiner Frau Christa", sagte Grote, der seinen Nachfolgern alles Gute wünschte.
Das Erbe von Grote werden Reena Saschowa und Hermann Wahlers antreten. Saschowa sprach von "riesengroßen Fußstapfen" und nannte ebenso wie Röse zuvor ihre Hoffnung, dass Grote – sofern es die Gesundheit zulasse – mit seinem Wissen auch weiterhin das neue Führungsduo unterstützen werde. Denn eines sei laut Saschowa sicher: "Es ist irrsinnig viel zu tun."
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