Wenn Aron Tesfagerges von seinem Leben erzählt, dann fällt oft das Wort Flucht. Flucht aus einem Land, in dem er sich nicht mehr sicher gefühlt hat. Und obwohl der 23-Jährige wusste, dass es gefährlich werden würde, hat er sich auf den Weg gemacht. Er hat Eritrea verlassen. „Das war nicht schön und es hat mir oft Angst gemacht“, verrät er, wenn er daran zurückdenkt. Nun aber ist die Flucht vorbei. „Und das ist auch gut so“, findet er. Er lebt jetzt in Thedinghausen, seit gut einem Jahr. Und nicht nur das. Er hat hier schnell Anschluss gefunden und als Bundesfreiwilligendienstler (Bufdi) täglich alle Hände voll zu tun.
Die meiste Zeit ist er im Haus auf der Wurth, der Ort in Thedinghausen, wo die meiste Integrationsarbeit stattfindet. „Aron ist nun der dritte Bufdi mit Flüchtlingsbezug, den wir haben. Und den Beitrag, den er leistet, den möchten wir nicht missen“, sagt Judith Lübke, Flüchtlingsbeauftragte der Samtgemeinde Thedinghausen und Koordinatorin für Interkulturelle Begegnung. „Er ist ein wichtiger Ansprechpartner für die Menschen, die ins Haus kommen, er kann zum Beispiel als Dolmetscher fungieren und wird auch ansonsten vielfältig eingesetzt.“
Deutsche Sprache das A und O
Wenn Aron selbst über seine Arbeit redet, dann wirkt er eher schüchtern, will die Bedeutung seines Einsatzes fast schon herunterspielen. Er erzählt, dass zu seinen Aufgaben unter anderem das Kaffeekochen gehört, er aufräumt oder sich um die Spülmaschine kümmert. Klar, das gehört dazu. Aber es ist eben doch mehr. So ist es vor allem auch der Kontakt zu anderen geflüchteten Menschen, den er täglich hat. „Ich rede viel mit den anderen Geflüchteten oder spiele auch mit den Kindern“, erzählt er. Und so nimmt er auch eine Art Vorbildfunktion ein. Denn wie auch Aron weiß, ist das Erlernen der deutschen Sprache das A und O für eine funktionierende Integration.
Er muss allerdings zugeben: „Leicht ist die deutsche Sprache nicht.“ Mittlerweile hat er zwei Sprachkurse besucht. Er könne alles gut verstehen und auch antworten. „Wenn es aber zu schnell wird, dann kann es auch mal schwierig werden.“ Da kommt ihm seine Arbeit aber ganz entgegen. „Da ich hier viel Kontakt mit Menschen habe, muss ich auch oft Deutsch reden. Das übt.“ Dreimal in der Woche arbeitet er im Haus auf der Wurth, die anderen beiden Tage ist er im Jugendzentrum.
Gefährliche Flucht
Dass er einmal in Deutschland landet und hier auch arbeiten würde, daran hat er während seiner Flucht nicht gedacht. Viel zu aufreibend sei sie gewesen. Zu Fuß hat er sich von Eritrea auf den Weg nach Äthiopien gemacht, wo er neun Tage in einem Camp untergebracht war. Dann ging es weiter in den Sudan und nach Libyen. „Es war eine harte Zeit. Wir haben mit über 200 Leuten in einer Halle gelebt“, erinnert er sich. Das für ihn Schlimmste sollte allerdings noch folgen. Die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer. Mit 750 Menschen habe er auf dem Boot ausgeharrt, bis schließlich Retter eintrafen und er nach Italien kam. Nach Zwischenstationen in Rom und Mailand gelangte er dann schließlich über Österreich nach Deutschland.
Dass er nun in Deutschland eine Chance bekommen hat, macht ihn glücklich. „Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß“, sagt er. Die Tätigkeit als Bufdi soll für ihn allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Für die Zeit danach hat er bereits ganz konkrete Pläne. „Eine Ausbildung will ich machen. Tischler oder Elektriker, das würde mir gefallen“, sagt er. Dass die Arbeit als Bufdi dabei auch als eine Art Sprungbrett dienen kann, weiß Judith Lübke. „Einer unserer vorherigen Bufdis hat mittlerweile einen Ausbildungsplatz“, sagt sie.
Für Aron ist das Ansporn genug. Er zeigt sich ganz selbstbewusst und mit einem klaren Ziel vor Augen. „Ich weiß, wie schwierig solch eine Ausbildung ist, aber ich weiß auch, dass ich es schaffen kann. Das habe ich mir ganz fest vorgenommen.“
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