Die Zahl der Betrugsfälle im Internet steigt deutschlandweit stetig an. Mit 383.000 angezeigten Fällen im vergangenen Jahr habe diese Art von Kriminalität ihren bisherigen Höchststand erreicht, informierte Joachim Kopietz anlässlich einer Veranstaltung im Haus auf der Wurth in Thedinghausen. Etwa 25 Besucher waren der Einladung des Präventionsbeauftragten der Polizeikommission Verden/Osterholz und des Kultur- und Begegnungszentrums Welcome Thedinghausen am Freitagabend gefolgt und mussten sich anhören, dass die Erfolge der Gauner fast ausschließlich auf der Arglosigkeit der Bürger beruhten. Oberstes Gebot sei es also, sorgsam mit persönlichen Daten umzugehen und E-Mails nicht bekannter Absender eine gehörige Portion Misstrauen entgegenzusetzen. „Das Netz an sich ist nicht das Problem; das Problem sind wir“, beschrieb der erfahrene Kriminalbeamte Risiken und Bedrohung. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass unter „polizei-beratung.de“ anhand konkreter Beispiele gezeigt werde, wie man sich schützen könne. Auch die Nutzung des auf der Seite hinterlegten Sicherheitskompasses habe sich in vielen Fällen als hilfreich erwiesen.
Waren- und Warenkreditbetrug, Abofallen, Kartenkriminalität, eingeschleuste Viren und Trojaner: Die Liste ließe sich mit Gewalt, Hass und Radikalisierung fortsetzen, zählte Kopietz Bereiche auf, mit denen sich die Polizei zunehmend zu beschäftigen habe. Er selbst beschränkte sich an diesem Abend auf Betrugsdelikte, durch die, besonders auch während der Pandemie, zahlreiche Männer und Frauen Schaden erlitten hätten. Als Beispiel nannte er hochwertige und entsprechend kostspielige Artikel, die dubiose Anbieter mit erheblichen Preisabschlägen anpriesen. Gleichzeitig werde auf eine geringe Stückzahl hingewiesen, womit sich potenzielle Käufer unter Druck gesetzt fühlen und ihre Bestellung ohne vorherige Recherche auslösten. So sei es generell sinnvoll, sich das Impressum des Unternehmens anzuschauen und niemals gegen Vorkasse, sondern grundsätzlich auf Rechnung zu kaufen. Ist das ausgeschlossen und eine Regulierung des Kaufbetrages auch über den Bezahldienst Paypal oder Lastschrift nicht möglich, sei Skepsis angebracht. „Geben Sie niemals Ihre Pin-Nummer preis und folgen Sie keinen Links unbekannter Urheber", warnte Kopietz und riet in dem Zusammenhang auch eindringlich von Sofort-Überweisungen ab: „Die auf diese Weise auf den Weg gebrachten Beträge verlassen in Sekundenschnelle Ihr Konto und können durch die Banken nicht zurückgebucht werden."
Gefahr durch Phishing
Während die Einbruchskriminalität mittlerweile als „tot“ bezeichnet wird, boomt der Diebstahl und der damit verbundene Missbrauch von Bank- und Kreditkarten. Trotz aller Warnungen durch die Polizei und über die Presse sei es nicht ungewöhnlich, dass in Portemonnaie oder Handtasche neben der Karte auch ein Zettel mit dem Pin-Code verwahrt werde. Als „gnadenlos fahrlässig“ bezeichnete der Polizist diese Unsitte. „Wenn man sich die vier Ziffern nicht einprägen kann, muss man den Hinweis darauf streng getrennt von der Karte verwahren." Der Verlust der Karte an sich sei nämlich kein Drama, denn ohne Pin käme niemand an das Ersparte heran. Gleichzeitig riet er zur Verwendung einer Zahlenkombination, die nicht unbedingt auf den Geburtstag des Inhabers zurückzuführen sei. Gehöre nämlich der Personalausweis ebenfalls zum Diebesgut, sei die Verwendung dieses Datums häufig ein erster Versuch, am Geldautomaten erfolgreich zu sein; auch 1,2,3,4 sei als Pin völlig ungeeignet.
Eine weitere Gefahr ergibt sich durch das sogenannte Phishing. Dabei werden per E-Mail oder Instant-Messaging Empfänger aufgefordert, ihre Zugangsdaten auf einer (präparierten) Website preiszugeben. Typisch ist dabei die Nachahmung des Internetauftritts einer vertrauenswürdigen Stelle, etwa einer Bank. Um keinen Verdacht zu erregen, werden dieselben Firmenlogos und Schriftarten verwendet. Der Benutzer wird dann dazu aufgefordert, in ein Formular die Login-Daten für sein Online-Banking einzugeben. Diese Daten werden dann an den Betrüger weitergeleitet und dazu missbraucht, das Konto zu plündern.