Herbst wie Frühling. Kräuterpädagogin Jutta Herbst buddelt gemeinsam mit ihren beiden Mitstreiterinnen Bianca Beck und Heike Henze im wilden Garten vor dem Dörverdener Kulturgut Ehmken Hoff. Schließlich sollen die Beete bis zum Pflanzenmarkt an diesem Sonntag, 8. April, in neuem Glanz erstrahlen. Die drei Frauen aus der Kräutergruppe innerhalb des Ehmken-Hoff-Vereins schneiden die Pflanzen zurück, zupfen Unkraut und tragen frischen Rindenmulch auf die Wege auf.
„Unser Kräutergarten ist ein wilder Garten. Besitzer von Nagelscheren-Gärten bekommen schnell die Krise, wenn sie unsere Wilden Karden sehen“, erzählt die Stedorferin Heike Henze mit einem Schmunzeln im Gesicht. Bereits zum achten Mal organisiert sie nun den Pflanzenmarkt auf dem Areal des historischen Gebäude-Ensembles im Herzen von Dörverden (In der Worth). „Wir bieten hier keine Gewächshaus-Ware an. Unsere Marktbeschicker kommen mit den Pflanzen aus ihren eigenen Gärten“, erklären Jutta Herbst und Bianca Beck. Pflanzenmarkt-Organisatorin und Kräutergruppen-Mitglied Heike Henze hatte schon erst die Befürchtung, dass so mancher Aussteller absagen könnte. „Der Frühling stand ja in diesem Jahr erst spät in den Startlöchern.“ Der Pflanzenmarkt hat sich jedenfalls in den vergangenen Jahren von einem Geheimtipp zu einer Großveranstaltung entwickelt.
Edles Kunsthandwerk
Kunsthandwerker wie Joachim Heuer mit seiner Kosmetik aus Rosenblüten oder Astrid Grabe-Meyer mit ihren Seifen flankieren den Dörverdener Markt. Daneben gibt es Bünkemühler Käse und frisch geräucherte Forellen. Wolfgang Henze und seine Mitstreiter salzen den Fisch zwei Tage vorher ein, räuchern ihn anschließend in ihrem Räucherofen auf dem Ehmken-Hoff-Gelände. Anlässlich des Pflanzenmarktes eröffnet das Hofcafé an diesem Sonntag bereits um 11 Uhr. Die Nienburgerin Tanja Keppler stellt dort an diesem Tag ihre von Hand gefertigten Deko-Artikel aus Holz aus. Die Besucher können sich unter anderem auf Kerzenhalter und Holzschilder im Shabby-Look freuen.
Auf Buchsbaum-Hecken wurde im Kräutergarten allerdings bewusst verzichtet. Stattdessen werden die Hustenpflanzen von einer Spitzwegerich-Einfassung begrenzt, das Schattenbeet von Lungenkraut eingerahmt. „Gerade wilde Gärten benötigen Pflege. Vielleicht sogar mehr als traditionelle“, wissen Jutta Herbst und Bianca Beck nur allzu gut, wie schnell sich die Goldrute ansonsten vermehren kann. Das Zentrum des Kräutergartens bildet jedoch die Brennnessel. Führen gewöhnlich alle Wege nach Rom, führen sie dort eben zur Brennnessel. „Die ist ein richtiges Power-Paket, ein natürlicher Allrounder“, schwärmt Kräuterpädagogin Jutta Herbst aus Hassel von dieser Pflanze. Sie helfe nicht nur beim Wasserlassen und wirke gut bei rheumatischen Erkrankungen, sondern sei darüber hinaus auch eine beliebte Futterpflanze für Raupen, die eines Tages zu schönen Schmetterlingen werden wollten. „Außerdem macht Brennnessel-Samen schöne Haare. Alte Gäule wurden früher vor Ausstellungen immer damit gefüttert“, erzählt Jutta Herbst. Selbst hergestellten Kräuter-Essig sowie getrocknete Kräuter geben die Kräuterfeen beim Pflanzenmarkt gegen eine kleine Spende ab. Außerdem bieten sie dort einen kleinen Workshop zur Herstellung von Kräutersalz an. Mehr als einen Mörser und Meersalz benötigen sie dazu jedoch nicht.
Ein barrierefrei zugänglicher Naschgarten, gerade für ältere Menschen, ist eines der nächsten Projekte, das sich der Verein auf die Fahnen geschrieben hat. An den Himbeersträuchern können sie dann noch einmal den Duft ihrer Kindheit schnuppern. Im Kräutergarten blühen derweil schon der gelbe Huflattich und das bläulich schimmernde Lungenkraut. Die Taubnessel (violett) nicht zu vergessen.
Übrigens: Die Aktionsgruppe Kräutergarten sucht noch händeringend nach weiteren Mitstreitern. „Interessierte können sich im Kulturgut-Büro unter der Telefonnummer 0 42 34 / 9 43 30 07 melden“, sagt Gruppenleiterin Jutta Herbst und wühlt neben der Wilden Karde fleißig weiter in der Erde. Herbst wie Frühling.
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