Mit einem Großaufgebot von 150 Einsatzkräften rückte die Verdener Feuerwehr in der Nacht zum 9. Januar an der Verdener Artilleriestraße an. Jetzt wurde bekannt, dass es sich um ein Lager der Bürgerbewegung Campact handelte, die ihren Sitz im Ökozentrum hat.
Die Polizei geht von einem Brandanschlag auf die angemietete Lagerhalle aus, in der Aktionsmaterialien untergebracht waren. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, über mögliche Täterinnen oder Täter sei bisher nichts bekannt, teilte Campact-Pressesprecherin Svenja Koch mit. Polizeisprecher Helge Cassens bestätigte das am Freitag. Nach Schätzungen der Polizei dürfte der Sachschaden im fünfstelligen Bereich liegen.
Doch für die Organisation geht es nicht nur um den reinen finanziellen Schaden. In der Halle lagerten über 2500 Aktionsmaterialien auf über 200 Quadratmetern, die Campact für Protestaktionen und Großdemonstrationen nutzte. Darunter vieles, das sich immer wieder in den Abendnachrichten oder auf den Titelseiten von Tageszeitungen und Online-Portalen fand: Vom Fracking-Bohrturm und Kohleschlot im Kleinformat über Chlorhuhn, übergroße Glyphosat-Flaschen und aufblasbare Kettensäge bis zu Politiker-Köpfen im Großformat.
Zudem fielen auch unzählige Banner, Kostüme, Masken, Fahnen, Megafone und Werkzeuge den Flammen zum Opfer.
Agrar-Demo gesichert
Das Material für die Demonstration gegen die Agrarindustrie „Wir haben es satt!“ am kommenden Sonnabend, 20. Januar, lagerte glücklicherweise schon in Berlin, berichtete Koch. Darunter befindet sich auch eine etwa acht Meter große tote Biene. Sie weist auf das Insektensterben hin, das im Zusammenhang mit dem Pestizid Glyphosat stehen soll.
„Es gibt viele, mit denen wir uns über die Jahre angelegt haben, aber wir haben keine konkreten Drohungen bekommen“, sagte die Pressesprecherin. Campact hat sich zum Ziel gemacht, organisierten Lobbygruppen Bürgerengagement entgegenzusetzen. Über eine Online-Plattform können Privatleute auch selbst Petitionen starten.
Campact wurde 2004 in Verden gegründet und hat auch einen Sitz in Berlin. Bundesweit bereitet die Organisation den Boden für politische Kampagnen. Zu den jüngsten Themen gehörten Ceta und TTIP sowie die Nutzung von Glyphosat. Auch Massentierhaltung, Erdgasförderung und der Klimawandel brachten die Menschen auf die Straßen, Protest richtete sich auch gegen die AfD. Campact finanziert sich über Spenden, 2016 waren es 8,9 Millionen Euro. Nach eigenen Angaben stehen knapp zwei Millionen Menschen hinter Campact.