Die historische Bibliothek ist der große Stolz des Verdener Domgymnasiums. Ein bedeutender Teil der Bücher stammt aus dem Besitz von Verdens einstigem Bürgermeister Christoph Gottlieb Pfannkuche. Einen genauen Blick auf diesen Schatz, der gleich aus dreierlei Gründen bedeutsam ist, bietet nun ein Buch. Unter dem Titel „Die Bibliothek des Verdener Bürgermeisters Pfannkuche“ veröffentlichte das Gymnasium das Werk, das einen Überblick über sein Vermächtnis gewährt.
Die Schenkung Pfannkuches sei zunächst für die Entstehung der Bibliothek von Bedeutung, erklärt Reinhard Nitsche, der nicht nur Lehrer am Gymnasium, sondern auch Betreuer der historischen Bibliothek ist. Doch auch der materielle Wert ausgewählter Exemplare sowie die Bedeutung für die regional- und geistesgeschichtliche Perspektive zeichnen die Sammlung Pfannkuches aus. Nicht zuletzt bieten einige Bände auch Einblick in die Gedankenwelt des ehemaligen Bürgermeisters, der sie mit handschriftlichen Anmerkungen versah. Über 2000 Bücher und Manuskripte vermachte er mit seinem Tod vor rund 150 Jahren der Schule.
Als das Gymnasium 1868 die Bücher erhielt, verliefen erste Bestrebungen, sie zu katalogisieren, im Sande. Damals beschränkte man sich darauf, die Werke aus dem Nachlass mit Klebezetteln zu versehen, erklärt Hartmut Bösche, der zu jener Gruppe an ehrenamtlichen Helfern gehört, die hinter der Veröffentlichung des Nachschlagewerkes steht. Was damals gut gemeint war, würde man heute nicht mehr machen. Insgesamt stehen rund 25 000 Bücher in der Bibliothek. Eines nach dem anderen habe Bösche in die Hand genommen und auf seine Herkunft überprüft, erklärt Reinhard Nitsche das Vorgehen. Denn viele Bücher hatte Pfannkuche der Schule schon vor seinem Tod vermacht. Sie sind nicht an einem Klebestreifen zu erkennen, sondern wurden durch Notizen oder Stempel im Inneren gekennzeichnet.
Eines der ältesten Bücher ist Wandalia von Albert Krantz. Es zählt zu jenen Werken, die nicht stichpunktartig in dem Band genannt werden, sondern auch mit Bildern und zusätzlichen Anmerkungen versehen sind. Es erschien im Jahr 1519 in Köln. Der aus Hamburg stammende Autor war Theologe und Geschichtsschreiber. Unter anderem schrieb er über die Geschichte der slawischen Völker. Dabei unterlief ihm jedoch ein Fehler, denn er setzte die Volksgruppe der Wandalen mit den Wenden gleich. Es ist eine kleine Auswahl von Büchern, denen sich die Ehrenamtlichen im Detail gewidmet haben. „Wir hätten auch über 150 Bücher vorstellen können“, sagen sie. Denn fast jedes Buch birgt spannende Geschichten. Und damit ist keineswegs nur der eigentliche Inhalt gemeint. So sind die Ehrenamtlichen in manchen Fällen auch den Spuren der Vorbesitzer nachgegangen. Der ehemalige Domgymnasiast Kilian Lührs hat sich so beispielsweise der jüdischen Geschichte von Flavius Josephus aus dem Jahr 1581 gewidmet. Das handschriftliche Werk gehörte einst dem Geistlichen Jacob Wigand, und auch einen Einblick in dessen wechselvolle Lebensgeschichte bietet der frisch gedruckte Band des Domgymnasiums.
Ein Leben in Büchern
Im Mittelpunkt steht jedoch Pfannkuche. Über ihn und „sein Leben in Büchern“ hat Hartmut Bösche ebenfalls ein Kapitel verfasst. Auch das Testament des Verdeners ist im Band als Foto sowie als Text abgedruckt. Neben dem Bücherkatalog, der Manuskripte und gedruckte Bücher umfasst, sind zudem Karten und Atlanten aufgeführt. Auf den letzten Seiten hat darüber hinaus ein Nachdruck von Pfannkuches Text „Über die ehemalige Reichsunmittelbarkeit der Stadt Verden“ Platz gefunden, der im Original der Bibliothek vorliegt.
Dass das Buch, an dem das Team aus Ehrenamtlichen gearbeitet hat, nun erscheinen konnte, ist der finanziellen Unterstützung von Stiftungen, Vereinen und privaten Spendern zu verdanken. „Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen“, betont Nitsche. Ob nun auch die Schenkungen von Christian Matthaei, der bereits 1842 der Schule über 600 Schriften vermachte, in einem Katalog zusammengefasst werden, ist noch offen. Die Arbeit geht den Ehrenamtlichen der Bibliothek zumindest nicht aus, versichern sie. Aktuell arbeiten sie daran, alle Bücher aufwendig zu katalogisieren. In einer 36-stündigen Schulung haben sie den Umgang mit einer speziellen Software dafür erlernt. Mehrmals in der Woche beziehen sie daher vor den Schulcomputern Stellung, um das System mit Buchtiteln, Autorennamen, Erscheinungsdaten und weiteren Details zu füttern. Bei besonders alten Werken ist das nicht gerade einfach. „Die haben natürlich noch keine ISBN“, sagt Dietrich Haselbach, ein weiterer ehrenamtlicher Mitarbeiter.
Das Nachschlagewerk über Pfannkuches Nachlass ist in den Verdener Buchhandlungen sowie im Sekretariat erhältlich. 25 Euro müssen Interessierte dafür investieren.
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