Der zweite Tag ihrer diesjährigen Sommerreise hat die Präsidentin des Niedersächsischen Landtags, Gabriele Andretta (SPD), am Donnerstag nach Verden geführt. Stand die Tour ursprünglich noch unter dem Motto „Landkultur“, dreht sich für die Sozialdemokratin bei ihren Stippvisiten zwischen Nordsee und Harz nun eben alles um die Bewältigung der Corona-Pandemie. Im seit Monaten zum „Headquarter“ des Krisenstabs des Landkreises umfunktionierten Verdener Kreistagssaal informierte sich die Parlamentspräsidentin umfassend über die Arbeit des Technischen Hilfswerks (THW). Anschließend ließ sich Andretta im Hotel Höltje von den Kreislandfrauen in die Kunst des Maskennähens einweihen.
Bei der Bekämpfung der Corona-Krise stützen sich die THW-Helfer aus dem Kreisgebiet vor allem auf ihre während der Flüchtlingskrise gesammelten Erfahrungen. Schon damals haben sie in Windeseile Turnhallen zu Behelfsunterkünften umfunktioniert. In diesem Frühjahr wurden in den Sportstätten im Nord- und Südkreis vielmehr Not-Lazarette eingerichtet sowie das Corona-Testzentrum am Kreishaus aufgebaut. Bauzäune und Betten aufstellen – was die THWler normalerweise in wenigen Stunden schaffen, hat wegen der vorgeschriebenen Abstandsregelungen einen ganzen Tag in Anspruch genommen. Nach dem Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim in Oyten haben die Helfer vor Ort Hygieneschleusen installiert. Auch die Auswertung der Nachrichtenlage in den sozialen Medien – wie nach dem Infektionsgeschehen in einem Wohnblock in Verden – gehört zu den Aufgaben des Technischen Hilfswerks.
Insgesamt 3500 Einsatzstunden wurden von 148 THW-Helfern aus dem Kreisgebiet während der Corona-Pandemie geleistet. Dabei haben sie rund 20 000 Kilometer Wege zurückgelegt. 120 Anforderungen des Krisenstabs des Landkreises wurden abgearbeitet. Landrat Peter Bohlmann bezeichnete den von seiner Allgemeinen Vertreterin, Erste Kreisrätin Regina Tryta, geleiteten Stab als „Behörde in der Behörde“. Enge Unterstützung erfährt der Katastrophenschutzstab dabei vom Fachdienst Gesundheit. Sowohl Tryta als auch Bohlmann lobten die „sehr gute Zusammenarbeit“ mit der Zivil- und Katastrophenschutzorganisation.
Krisenstab trifft sich wieder
Der Krisenstab des Landkreises ist nach einer Unterbrechung am Freitag erneut zusammengetreten. Die Treffen sollen künftig einmal im Monat abgehalten werden. Stichwort zweite Welle: „Wir haben Erfahrungen gesammelt und gute Pläne in der Schublade, auf die wir zurückgreifen können“, betonte Tryta. Präventiv hätten Vorerkundungen in den Pflegeheimen des Kreises stattgefunden.
Von der Politik wünscht sich die Spitze der Kreisverwaltung klare Zuständigkeiten, eine klare Teststrategie und Materialbeschaffung. Dass die Gesundheitsämter in der Vergangenheit personell nur unzureichend ausgestattet wurden, räumte auch Gabriele Andretta ein.
Zwei THW-Ortsverbände gibt es im Landkreis Verden. Der Achimer besteht aktuell aus 71 aktiven sowie 44 inaktiven Helfern. „Die Fachgruppe Schwere Bergung befindet sich gerade im Aufbau“, erläuterte Ortsbeauftragter Christian Probst. Eines der Aushängeschilder des Ortsverbandes ist die in das Wasserrettungskonzept des Landkreises eingebundene Fachgruppe Wassergefahren mit ihren leistungsstarken Booten. Der Verdener Ortsverband zählt nach Aussage von Michael Schweers hingegen 64 aktive sowie 51 inaktive Helfer und zeichne sich vor allem durch seine schnelle Reaktionszeit aus.
Zum Schulstart hat das THW Waschstationen an Schulen aufgebaut. „Das THW hat es gewuppt“, fasste Gabriele Andretta zusammen. Schweers hob in diesem Kontext noch einmal das besondere Entgegenkommen der Arbeitgeber hervor. Obwohl sich die heimische Wirtschaft selbst in einer schwierigen Situation befinde, stelle sie die freiwilligen Helfer von der Arbeit frei.
Am Ende ihrer Sommerreise durch das große Flächenland Niedersachsen stellte die Landtagspräsidentin Gabriele Andretta fest: „Das ehrenamtliche Engagement in Niedersachsen ist so vielfältig, dass drei Tage nur einen kleinen Einblick geben können, was die Zivilgesellschaft während der Krise leistet. All die kleinen und großen Initiativen helfen, die Herausforderungen der Pandemie erträglicher zu machen. Dafür bin ich sehr dankbar."
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