Zeitenwende '45 Volksbund Kriegsgräberfürsorge bringt Ausstellung in Achimer Gymnasium

"Zeitenwende" war 2022 das Wort des Jahres. Doch auch im Jahr 1945 war dieser Begriff schon gebräuchlich. Welche Bedeutung er damals hatte, zeigt eine Ausstellung des Volksbundes Kriegsgräberfürsorge.
24.05.2023, 16:04 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Gisela Enders

Trotz aller Krisen: Die Europäische Union blickt zurück auf 75 Jahre Frieden, Freiheit und Demokratie und damit auf eine bis dahin nicht gekannte Stabilität. Angesichts der aktuellen Situation sei es gerade jetzt aber wichtig, den europäischen Gedanken weiterzutragen, forderte Schulleiter Dirk Stelling im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Zeitenwende ’45 – Aufbruch in ein neues Europa“, die sich im Gymnasium am Markt (Gamma) an die Schüler des zehnten Jahrgangs richtet. Sein Dank galt „Europafrau“ Stefanie von Richthofen-Klopp, die die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge organisierte Ausstellung an die Schule geholt hatte, und dem Referenten Karl-Friedrich Boese.

„Ich freue mich, dass die Ausstellung am Gamma auf Interesse stößt“, erklärte Landrat Peter Bohlmann in seinem Grußwort und lenkte über auf die Arbeit des Volksbundes. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gegründet, hatte es sich die humanitäre Organisation im Auftrag der Bundesregierung zur Aufgabe gemacht, Kriegstote zu suchen und zu bergen, sie würdig zu bestatten und ihre Gräber zu pflegen. Zudem engagiert sie sich in der Erinnerungskultur und fördert die Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten. Angesichts der vielen Gefallenen, die oft in fremden Ländern gestorben und begraben sind, liege ein weiterer Schwerpunkt des Zusammenschlusses in der Völkerverständigung, beschrieb der Politiker ein auch in die Zukunft gerichtetes Betätigungsfeld und mahnte zum Einsatz für den Frieden in der Welt.

"Nie wieder Krieg"

Der Begriff „Zeitenwende“ sei im vergangenen Jahr zum Wort des Jahres geworden, erinnerte Bohlmann daran, dass die Nachkriegsordnung durch den Einmarsch in die Ukraine infrage gestellt worden war. Auch im Jahr 1945 war dieser Begriff nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht im Mai 1945 schon einmal gebräuchlich und stand für die Sehnsucht nach „nie wieder Krieg“. „Sie müssen sich politisch engagieren“, forderte der Landrat seine jungen Zuhörer auf und erinnerte an den Brexit, der durch eine geringe Wahlbeteiligung zwar keinen Krieg, aber verheerende Folgen nach sich gezogen hatte.

Die Ausstellung „Zeitenwende ’45 – Aufbruch in ein neues Europa“ versuche in einer Rückschau auf das Jahr 1945 die politischen Vorstellungen für eine Friedensordnung europa- und weltweit aufzuzeigen, begann Karl-Friedrich Boese den Aufbau der sechsteiligen Ausstellung zu erläutern. Im Einzelnen werde nach Antworten gesucht, durch welche Mechanismen offensichtliche Fehler in den Friedensverträgen der Vergangenheit künftig vermieden werden könnten oder auf die Frage, was die Bürger in Europa von der EU erwarteten und wo sie heute stünden.

Europa als Friedensmodell

Die erste Station „(K)eine Stunde Null?“ ist ausgerichtet auf den europäischen Kriegsschauplatz und die brutalen Verbrechen im Rahmen des Zweiten Weltkrieges. Es geht vor allem um die Frage, ob von einer Stunde Null überhaupt die Rede sein könne oder ob die Spuren des Krieges zu der Zeit noch viel zu spürbar waren, um von einem Neuanfang zu sprechen. Die zweite Station „Eine neue Ordnung nach dem Krieg“ befasst sich mit den Nürnberger Prozessen und der Aufteilung Deutschlands in die Besatzungszonen. An der dritten Stellwand geht es um Europa als Friedensmodell und um die Konfrontation der Blöcke in Europa und in der Welt. Auch der sogenannte Kalte Krieg ist Thema.

Während der vierte Part die wirtschaftliche Entwicklung, den Weg hin zur Wertegemeinschaft, die Unterzeichnung des Élysée-Vertrages und die Menschenrechte im Blick hat, befasst sich Teil fünf mit der neueren Geschichte Europas. Das Ende der Blockkonfrontation auf europäischem Boden wird beleuchtet und die darauffolgende Osterweiterung der Europäischen Union. Schlussendlich wirft die sechste Station einen Blick auf aktuelle Herausforderungen, auf die EU-Skepsis unter Teilen der Bevölkerung, die Euro-Krise und den Ausstieg Großbritanniens aus der EU.

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