Neues Bettenhaus Patientenzimmer mit Panoramablick

Aller-Weser-Klinik: Der Neubau in Verden soll im August übergeben werden. Wegen der Preisentwicklung sind die Kosten nochmal angestiegen.
17.03.2023, 15:54 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Patientenzimmer mit Panoramablick
Von Andreas Becker

Ein Ende ist abzusehen: Mit anderthalbjähriger Verzögerung sollen in das neue Bettenhaus der Aller-Weser-Klinik (AWK) voraussichtlich im September die ersten Patienten einziehen. Als Termin für die offizielle Übergabe des Bauwerks nennt Geschäftsführerin Marianne Baer Ende August. "Dafür müsste aber Mitte Juni alles fertig sein, denn wir brauchen alleine acht Wochen, um die Klimatisierung und Belüftung richtig einzuregeln."

Allerdings schwebt über dem Termin noch ein großes Fragezeichen und das bezieht sich auf die Bodenleger. Probleme gibt es mit ihnen, nicht zum ersten Mal. "Wir mussten lange hinter denen herlaufen", erzählt Architekt Christian Merhof. Dazu kommt, dass die Böden teilweise Mängel haben, breite Fugen zwischen den verlegten Bahnen, die mit bloßem Auge deutlich zu sehen sind. Undenkbar in einem neuen Bettenhaus, wo alles perfekt sein soll. Das muss also alles ersetzt werden und kostet zusätzlich Zeit. "Wenn das so weitergeht, können wir Terminverschiebungen nicht ausschließen", sagt Marianne Baer und spricht von "juristischen Auseinandersetzungen" mit den säumigen Handwerkern.

Falsch montierte Kleiderhaken

Bei einem riesigen Projekt wie dem neuen Bettenhaus seien Mängel nun mal nicht auszuschließen, erzählt Architekt Merhof, dessen Büro sich auf die Planung von Krankenhäusern spezialisiert hat. Im Vergleich zu dem Bodenproblem seien die falsch und zu tief montierten Kleiderhaken in einem Patientenzimmer aber Kleinigkeiten. Insgesamt hatte die AWK mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie jeder andere Häuslebauer auch – nur eben in einem anderen Maßstab. "Wir hatten über Monate Lieferprobleme und die Materialengpässe sind teilweise immer noch nicht behoben", erzählt die Geschäftsführerin. Außerdem hätten die beauftragten Firmen mit Personalmangel zu kämpfen. "Für uns hat das Bettenhaus natürlich Priorität, das sehen die Unternehmen aber leider nicht immer so. Die haben ja noch andere Baustellen", beschreibt Baer die Schwierigkeiten.

Die allgemeinen Preissteigerungen und die aktuelle Inflation hätten auch dazu geführt, dass die Kosten für das Projekt nochmals angestiegen seien – von 45 auf etwa 47 Millionen Euro. Laut Baer hätten sich die Kosten im Baubereich um 150 Prozent im Vergleich zu 2017 erhöht. "Die zentrale Notaufnahme haben wir wegen dieser Entwicklung zunächst zurückgestellt, die müssen wir aber auch noch machen." Die AWK-Geschäftsführerin hofft, mit dem Baupreis-Sonderprogramm des Landes die Lücke im Budget schließen zu können. Mit diesem Programm unterstützt Niedersachsen laufende Projekte, die wegen der Inflation Probleme mit der Finanzierung bekommen haben. "Da sind wir im Kontakt und haben gute Chancen, dass wir an dem Programm teilnehmen können", hofft Baer. Zumindest habe die AWK bereits kürzlich die Zusage erhalten, die Unterlagen einzureichen.

Brandschutz modernisieren

Nach der Übergabe des Bettenhauses werden das neue Material und die Ausstattung eingeräumt. Für den eigentlichen Umzug veranschlagt der technische Leiter, Oliver Lausch, etwa eine Woche. Die Abläufe seien bereits gut vorbereitet, erklärt er. Doch damit sind die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen, denn auch Sanierung und Umbau des Altbaus stehen an. Zunächst, so Christian Merhof, sei eine Zwischensanierung vorgesehen, im Zuge derer unter anderem der Brandschutz modernisiert wird. Auch die Ausrüstung aller alten Patientenzimmer mit EDV steht an, was alleine zwischen 500.000 und einer Million Euro kosten wird, schätzt Baer. Wann später die Sanierung des gesamten Altgebäudes beginnen wird, ist noch offen. "Da sind wir noch im Gespräch mit dem Ministerium", sagt die Geschäftsführerin. Geplant ist unter anderem, die bisherigen Patientenzimmer zu Büros für Ärzte und Verwaltung umzubauen.

Mit dem neuen Bettenhaus steigt die Zahl der Patientenplätze von 131 auf 150, zudem verfügt die Klinik damit unter anderem über vier OP-Säle. Durch die zusätzlichen Einrichtungen steige auch der Personalbedarf, vor allem in der Pflege, so Baer. "Wir haben bereits Fachkräfte einstellen können, aber das reicht noch nicht aus. Auch, weil die Vorgaben strenger geworden sind."

Elemente der Reform umgesetzt

Beim Rundgang durch den Neubau erzählt sie stolz, dass ein Element der geplanten Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach bereits umgesetzt werde: die engere Verzahnung von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten. "Die Räume sind so geplant, dass sie von unseren Ärzten für ihre Sprechstunden genutzt werden können, aber auch vom Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KV)." Dazu komme die Nähe der Räume zur Ambulanz. Notfallpatienten könnten so erst vom niedergelassenen Arzt untersucht und dann bei Bedarf auf kurzen Wegen ins Krankenhaus überwiesen werden.

Trotz aller Probleme und Verzögerungen sind auf der Baustelle die Fortschritte allgegenwärtig. Die geräumigen Patientenzimmer (Ein- und Zweibett) sind teilweise schon möbliert, die Aufzüge sind in Betrieb, die Technikzentrale ist fast fertig, ebenso der zentrale Eingang mit der hohen Akustikdecke, die jeglichen Hall verhindern soll. Ein Clou sind die rollbaren Schränke, die bei einer Verlegung des Patienten einfach mit umziehen. Jedes Patientenzimmer bietet WC und Dusche, die Bäder sind mit Bewegungsmeldern ausgerüstet.

Im gesamten Neubau wurde ein Farbkonzept zur besseren Orientierung umgesetzt. Im Erdgeschoss herrschen erdige Töne vor, im ersten Obergeschoss grüne Farben. Das zweite OG ist fliederfarben, im dritten OG kommt blaue Farbe zum Einsatz. Dort gibt es die Station Allerblick als Reminiszenz an den Namen einer längst vergangenen Privatstation in früheren Zeiten. Auch eine Station Burgberg gibt es. Insgesamt bietet sich den Patienten und Besuchern in der obersten Etage, was man in einem Krankenhaus nicht unbedingt erwartet – ein spektakulärer Panoramablick über die Stadt.

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