Im Schnitt alle zwei Jahre macht das Labormobil des Vereins VSR-Gewässerschutz in Verden Station, am Montag hat das rollende Labor auf dem Rathausplatz wieder Wasserproben von Hobbygärtnern zur Analyse angenommen. 26 Proben Brunnenwasser wurden abgegeben, wie Harald Gülzow sagt, Pressesprecher des Vereins. Die Ergebnisse liegen voraussichtlich in etwa zwei Wochen vor. "Wir arbeiten bundesweit und sind mit zwei Fahrzeugen unterwegs", erzählt der Physiker. Der Verein bemühe sich, ein Mal jährlich in jedem Landkreis mit seinem Labormobil Station zu machen.
Welches Ziel hat der Verein?
Die gemeinnützige Umweltorganisation engagiert sich seit mehr als 40 Jahren für den Schutz des Grundwassers. Zentrale Ziele sind: sauberes Grundwasser, Wasserverschwendung vermeiden, Leitungswasser statt Mineralwasser trinken sowie Gewässerschutz durch Regenwasserversickerung. Die Belastungen des Grundwassers durch Landwirtschaft, Bergbau und Industrie müssten dringend verringert werden, fordert der Verein. Zudem sei es notwendig, die Neubildung des Grundwassers zu steigern. "So wird kostbares Trinkwasser für künftige Generationen geschützt und die Artenvielfalt im und am Wasser gefördert", teilt der Verein mit. Die Messwerte des eigenen Brunnens verdeutlichten den Bürgern, wie wichtig der Gewässerschutz sei. Am Informationsstand geben die Mitarbeiter zudem Hinweise zur Versickerung des Regenwassers und zum effizienten Gießen im Garten. Die Arbeit des Vereins finanziert sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge.
Was wird getestet?
Zum ersten Mal testen die Experten die Wasserproben auch auf PFAS. Die Abkürzung steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Diese chemischen Verbindungen werden seit vielen Jahren in zahlreichen Alltagsprodukten, etwa Teflonpfannen, und in der Industrie eingesetzt. Die Stoffe können nur schwer oder gar nicht abgebaut werden und reichern sich in der Umwelt sowie im Körper an. "Eine geringe Belastung kann überall auftreten. Starke Belastungen haben Ursachen, etwa der Einsatz von Feuerlöschern", erläutert Harald Gülzow. Aber auch durch Klärschlamm, Kompost und das Reinigen von Textilien können PFAS ins Grundwasser gelangen.
Was wird sonst noch getestet?
Zu den Standard-Analysewerten, die routinemäßig erhoben werden, gehören Nitrat, der Säuregehalt, Salz und Bakterien.
Wie hat das Verdener Brunnenwasser bisher abgeschnitten?
Vor zwei Jahren war vor allem die Nitratbelastung im Brunnenwasser auffällig. Etwa jede sechste Probe lag über dem Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm Nitrat pro Liter. Insgesamt wurde das Wasser von 36 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Dörverden, Verden, Kirchlinteln und Langwedel analysiert. Den höchsten Nitratwert stellten die Umweltschützer mit mehr als 121 Milligramm pro Liter (mg/l) in Walle fest. Weitere stark belastete Brunnen fanden die Umweltschützer in Bendingbostel mit 85 Milligramm pro Liter und in Dörverden mit 101 mg/l. In den Jahren 2017 bis 2019 lag der gemessene Nitratwert bei 68 Prozent der untersuchten privat genutzten Brunnen unter 25 Milligramm pro Liter. 23 Prozent der Proben zeigten einen Wert zwischen 25 und 50 Milligramm/Liter. Sieben Prozent lagen zwischen 50 und 100 Milligramm je Liter, und bei 1,4 Prozent lag der Nitratwert über 100 Milligramm/Liter.

Arno Mittelmeyer (li.) nimmt von Hinrich Bischof eine Probe Brunnenwasser an. Papierkram gehört dazu.
Ein Anzeichen für Nitratabbau ist ein erhöhter Eisengehalt im Wasser. Auch für diesen Stoff gibt es Auswertungen bis 2019. Demnach zeigte fast die Hälfte der Ergebnisse einen nur geringen Eisengehalt von weniger als 0,2 Milligramm pro Liter. 19 Prozent der getesteten Brunnen wiesen einen Wert zwischen 0,8 und drei Milligramm/Liter auf, elf Prozent lagen über drei Milligramm. Ein hoher Eisengehalt im Wasser sei nicht optimal, so Gülzow. Das Wasser könne sich gelb-orange verfärben, nicht schön in einem Pool oder an weißen Mauern. „Außerdem kann es beim Gießen zu Pflanzenschäden kommen“, warnt der Experte. Durch die Ablagerungen komme es zu verstopften Leitungen und Schäden an Geräten.
Wo liegen die Ursachen für die Nitratbelastung?
Gerade in Gebieten mit intensiv bewirtschafteten Ackerflächen sei eine hohe Belastung des Grundwassers mit Nitrat nachzuweisen, so Gülzow. Dagegen stellt die Umweltschutzorganisation nach eigenen Angaben in Gegenden mit ökologisch bewirtschafteten Flächen geringere Nitratbelastungen im Grundwasser fest. Allerdings sei es nicht so, dass viel Dünger automatisch sofort zu erhöhten Nitratwerten führe. „Nitrat wird im Boden auch auf natürlichem Weg abgebaut. Das funktioniert aber nur, solange die Schwefeleisenverbindung Pyrit im Boden vorhanden ist“, erklärt Harald Gülzow die chemischen Abläufe.
Können die Ergebnisse verallgemeinert werden?
Grundsätzlich werden bei der Analyse nur die Werte für den jeweiligen Brunnen ermittelt. „Selbst Brunnen in unmittelbarer Nachbarschaft können ganz unterschiedlich sein, abhängig von der Tiefe, aus der das Wasser gefördert wird“, sagt Harald Gülzow. Das gelte besonders für eine bakterielle Belastung.