Sie kommen aus Deutschland, England und Frankreich, aber auch aus Südafrika, Argentinien, Israel, Russland oder Armenien: Elf Musiker bringen vom 12. bis 14. Mai die große Musikwelt nach Verden. Von den Bühnen des Nationaltheaters Paris, des London Symphony Orchestras, der Münchner Philharmoniker oder des West-Eastern Divan Orchestras steigen sie für die Maiklänge auf die kleine Bühne des Domgymnasiums.
"Neben großen und bekannten Werken wollen wir wie immer auch unbekanntere Komponisten ein bisschen unterstützen", erklärt Programmmacher Nabil Shehata seine facettenreiche und spannende Auswahl. Mit Beethovens Septett Es-Dur op. 20 und Schuberts Oktett in F-Dur D 803 stehen zwei groß besetzte Gipfelwerke der Kammermusik auf dem Programm. Auch Mozarts Hornquintett Es-Dur KV 407 und das Horn-Trio op. 40 von Johannes Brahms versprechen begeisternde Einblicke ins Kammermusik-Elysium. Dazu kommen selten gehörte Kleinodien wie Griegs Violinsonate Nr. 2 in G-Dur oder das Divertimento für Cello und Kontrabass von Haydn, eine Sonate für Fagott und Kontrabass von Poulenc oder ein Violinsonatensatz von Richard Wagner.
Romantische Komponistin
Auch die romantische Komponistin Louise Farrenc ist wieder einmal dabei, diesmal mit ihrem ersten Klavierquintett. Einen außergewöhnlichen Klangeindruck verspricht das Quartett in Es-Dur des schwedischen Brahms-Zeitgenossen Franz Berwald: Dem Klavier steht hier kein Steichertrio gegenüber, sondern Fagott, Klarinette und Horn übernehmen dessen Aufgaben. Wieder steht eine Uraufführung mit zeitgenössischer Musik auf dem Programm, und auch auf einige faszinierende Werke weniger bekannter Meister darf man gespannt sein.
Mit Nabil Shehata (Kontrabass) José Gallardo (Piano), Natalia Lomeiko und Mohamed Hiber (Violine), Konstantin Sellheim und Gareth Lubbe (Viola), Claudio Bohorquez und Alexander Chaushian (Cello) sowie Ben Goldscheider (Horn), Gilbert Audin (Fagott) und Chen Halevi (Klarinette) teilen sich diesmal elf erstrangige Kammermusiker ein Programm, das durchaus als spektakulär bezeichnet werden darf. Denn in welcher anderen kleinen Stadt kann man bei einem in privater Initiative entstandenen Festival das Schubert-Oktett oder das Beethoven-Septett mit Weltklasse-Musikern erleben?
Einzigartig ist auch die Atmosphäre des Festivals, die man fast als familiär beschreiben kann. Organisiert wird es von einem Team von Musikpädagogen, und eine ganze Schar freiwilliger Helfer aus den Reihen der Domgymnasiasten tragen dazu bei, das Musikfest ebenso professionell wie freundschaftlich und solidarisch zu organisieren. "Unsere Schüler erleben hier ein schönes Beispiel für lohnendes Engagement", freut sich Dietrich Steincke, Erster Vorsitzender des Vereins für Musik und Kunst am Domgymnasium.
Generalprobe für die Schüler
"Die Maiklänge strahlen in die ganze Schule hinein. Die Schüler helfen beim Aufbau, beim Catering, bei der Gestaltung der Programmtexte; einige trauen sich sogar, für den Pianisten die Noten umzublättern." Doch die Musiker geben ihnen auch sehr viel zurück: "Wir haben auch wieder unsere Workshops, und wir können sie diesmal nicht nur den Streichern, sondern auch dem Bläsernachwuchs anbieten." Außerdem, ergänzt Steincke, gebe es eine für die Schüler öffentliche Generalprobe, die stets begeistert angenommen werde. Zu den Workshops mit den Kammermusik-Koryphäen könnten sich auch externe Jugendliche anmelden, die Anmeldefrist läuft noch bis zu den Osterferien.
Und noch etwas macht das Festival so besonders: Es treten nicht etwa feste Kammermusik-Formationen auf, sondern jedes der Ensembles wächst erst während der sehr kurzen Probenphase zusammen – mit meist Aufsehen erregendem Ergebnis. "Unser System besteht darin, dass alle Künstler von Anfang bis Ende vor Ort und auch an allen vier Konzerten beteiligt sind", erklärt Shehata. Und durch all diese Merkmale ist das kleine Festival so attraktiv: "Wir haben immer mehr Anfragen von Musikern und Musikerinnen, die dabei sein wollen", so Shehata. Auch diejenigen, die bereits mehrfach in Verden zu Gast waren, möchten immer gerne wiederkommen, alle Streicher, außer dem Cellisten Chaushian, waren so wie Fagottist Audin und Klarinettist Halevi bei einem oder mehreren Maiklängen dabei.
Komponist ist anwesend
Sogar die Komponisten wurden bereits hellhörig: Der junge Komponist und Fagottist Jakob Fliedl kann hier die Uraufführung seines eigens für die Besetzung mit Fagott und Kontrabass komponierten Duos feiern und wird persönlich anwesend sein. Auch NDR und Deutschlandfunk sind bereits in den Startlöchern; die Kultursender wollen sich das Festivalkleinod nicht entgehen lassen. Und auch das Publikum liebt die Maiklänge: "Wir haben in diesem Jahr Kartenbestellungen bis nach München", freut sich Shehata.
Last but not least hat sich die Niedersächsische Sparkassenstiftung ebenso wie die Kreissparkasse Verden mit einem beträchtlichen Beitrag in die Liste der Sponsoren eingeklinkt: "Wir haben immer große Musik in Verden gefördert", so Beate Patolla, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei der KSK, "und nun, wo es die Niedersächsischen Musiktage nicht mehr gibt, waren die Maiklänge unsere erste Wahl. Das ist so ein tolles Festival, dass wir dabei sein wollen."
Karten für die drei Abendkonzerte und die Sonntagsmatinee gibt es bei der Tourist-Information, im Sekretariat des DoG und unter maiklänge.domgymnasium-verden.de beim eigens eingerichteten Online-Kartenshop.