"Wochenend' und Sonnenschein" klingt es weit über die Aller hin, und ein frisches Bierchen zu zünftigem Dixieland-Sound macht das Glück der Verdener Jazz- und Bluesfans perfekt. Für den traditionellen Pfingst-Frühschoppen ist die Atmosphäre direkt an der Aller einfach ideal, und auf der Wiese des Wassersportvereins herrscht frühsommerlich heitere Stimmung.
Volkmar Koy, Vorsitzender des ausrichtenden Vereins, freut sich, dass das beliebte Event, das bis 2015 alljährlich am Pfingstmontag auf dem Gelände der Verden-Walsroder Eisenbahn und ab 2016 an der Aller stattgefunden hatte, nach der langen Corona-Phase wieder zur festen Tradition des Jazz- und Blues-Jahres werden kann.
Mit der Band Tuba Libre hat der Verein ins Schwarze getroffen: Zu Dixieland-Klassikern und vielen beliebten Evergreens sieht man die Menschen mitklatschen und mit den Füßen wippen, und in den Pausen mischen sich die Musiker unter das Volk und genießen das angeregte Gespräch mit dem Publikum.
Klangvolle Geburtstagsparty
"Schönes Wetter heute, und so nette Leute", singt die Band zur Begrüßung. Vergnügt wandern die vier Musiker zwischen den Sitzgruppen umher, marschieren auf den dicht besetzten Balkon und auf der anderen Seite wieder hinunter. Sie spielen, singen, lachen und scherzen mit dem Publikum wie auf einer familiären Party, und so ist es ja auch, gewissermaßen: Der Verein Verdener Jazz- und Bluestage feiert sein 25-jähriges Bestehen, und darum wird in diesem Jahr jede Veranstaltung zu einer Geburtstagsparty. Sogar am Domweihumzug wird der Verein in diesem Jahr erstmals teilnehmen. "Wir freuen uns schon riesig auf den kommenden Sonnabend und haben alle Hände voll zu tun", betont Volkmar Koy. "Mehr als zwanzig Freiwillige sind mitten in den Vorbereitungen, und Silvia Voige hat schon kiloweise Bonbons eingekauft." Und das Beste: Tuba Libre wird auch am Sonnabend dabei sein und den Verein begleiten. "Das ist heute also so etwas wie 'Vorglühen' für den Domweihumzug", sagt Koy und lacht. Und auch das lange Anstehen für Bier-Nachschub darf als Vorübung zur Domweih gelten. Das zieht auch die Pause ein wenig in die Länge, logisch: "Ein Auto fährt ja auch nicht ohne Benzin", erklärt Manfred Kröhnert, der Mann mit dem Sousafon. So ein Rieseninstrument mit sich herumzuschleppen, das kostet doch Energie.
Was man sieht und hört, wenn man vom Balkon des Vereinslokals über das Gelände blickt, erinnert ein bisschen an "Sommer in Lesmona": Fröhliche, hell gekleidete Menschen sitzen an großen Biertischen oder auf den umliegenden Bänken und Mauern. Einige haben sich mit Decken einfach auf die Wiese gelegt und gönnen sich ultra-relaxten Genuss.
In der Region unterwegs
Tuba Libre gibt es seit mehreren Jahrzehnten. Die Musiker kommen "aus Bremen und umzu". Kröhnert hat nach Verden den kürzesten Weg: Er kommt aus Luttum. Mit Lars Graner (Klarinette und Saxofon), Andreas Eden (Banjo) und Andreas Schnisa an der Trompete ist das Quartett mit New-Orleans, Dixieland und allem, was man "verjazzen" kann, in der gesamten Region unterwegs. "Wir spielen auf Jubiläen, Stadtfesten, runden Geburtstagen", zählt Kröhnert auf. "Wir spielen auch bei Geschäftspleiten, aber nur gegen Vorkasse", scherzt Graner und grinst.
Mit "Hello Dolly", "What a Wonderful World", dem "Kleinen grünen Kaktus" und allem, was Laune macht, wandert Tuba Libre auf dem Platz umher und hinterlässt einen Kometenschweif voll "good vibrations".
Stadt mit Charme
In der Pause steht Rolf Thiele bei den Musikern. Der Drummer der Generation Bluesband kennt sie alle: "Ich habe schon mit jedem von ihnen gespielt. Wir Jazzer sind eine riesige Familie, da hilft jeder mal aus, wenn irgendwo ein Musiker gebraucht wird." Thiele wird mit seiner Generation Bluesband am Freitag, 23. Juni, auf dem Gelände des Domgymnasiums den nächsten Act des Jubiläumsjahres bestreiten und freut sich schon jetzt darauf: "Ich finde es einfach toll, dass es diesen Verein gibt und kann nur bewundern, was die alles auf die Beine stellen!" Der gebürtige Duisburger ist im Laufe der Jahre "ein leidenschaftlicher Verdener geworden, und das nicht nur wegen der Musik, sondern diese Stadt hat auch so viel Charme".
Und mit dem protzt sie heute tüchtig: Glitzerndes Wasser, strahlende Sonne, rauschende Bäume, neugierig vorübergleitende Boote – wer kann da widerstehen? Der Daverdener Michael Schmitz jedenfalls nicht. Er hat sich auf diesen Vormittag gefreut und genießt die Atmosphäre. "Die Band ist genau das Richtige für einen Pfingst-Frühschoppen", findet er. "Ich mag es, wie die von Tisch zu Tisch gehen – ein echter Walking Act. Und das hier ist einer der schönsten Orte in ganz Verden."