Stadtrat Verden Abriss-Beschluss für Parkhaus ist vertagt

Das Gremium folgt damit einem Antrag der CDU-Fraktion, die zuerst Pläne für Ersatz-Stellplätze fordert. Diese soll die Verwaltung bis zum Herbst vorlegen.
15.03.2023, 15:47 Uhr
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Abriss-Beschluss für Parkhaus ist vertagt
Von Andreas Becker

Die Zeichen stehen auf Abriss, aber den Beschluss über einen Rückbau des maroden Parkhauses in der Brückstraße hat der Stadtrat Verden in seiner Sitzung am Dienstag bis zum kommenden Herbst zurückgestellt. Bis dahin hat die Verwaltung Zeit, Pläne für einen Ersatz der 100 Parkplätze sowie alternative Mobilitätsvorschläge zu entwickeln und dem Rat vorzulegen. Die Verschiebung geht auf einen Änderungsantrag der CDU-Fraktion zurück. Sprecher Jens Richter begründete ihn damit, dass Parkplätze bereits jetzt in der Süderstadt knapp seien. "Wie wollen wir Ersatzflächen schaffen, die zudem bis zum Herbst 2024 realisiert werden müssen", zeigte er sich skeptisch. Der Antrag auf Verschiebung des Abrissbeschlusses war nicht unumstritten, wurde aber am Ende bei fünf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen angenommen.

Verbreiterung der Straße

Alle anderen Punkte der Verwaltungsvorlage wurden hingegen beschlossen. So nahm der Stadtrat bei zwei Enthaltungen "zustimmend zur Kenntnis", dass das Parkhaus Brückstraße aufgrund statischer Mängel spätestens Anfang 2025 außer Betrieb genommen werden muss. Außerdem votierten die Mitglieder einstimmig dafür, "das Grundstück für den Neubau der Südbrücke als Baueinrichtungsfläche und zur verkehrlichen Anbindung für eine Ersatzbrücke zur Verfügung zu stellen". Für eine sichere Radverkehrsanbindung über die Brückstraße soll mit dem Neubau der Südbrücke das Straßengrundstück entsprechend verbreitert werden.

Einleitend ließ Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann (SPD) die bisherige Entwicklung Revue passieren. Er erinnerte daran, dass 2021 Schäden an der Bausubstanz aufgefallen seien. Daraufhin habe die Verwaltung die Außenverkleidung entfernen lassen und ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses liegt, so der Verwaltungschef, seit Ende 2022 vor. Die Experten stellen in dem Bericht unter anderem Rostschäden fest, die auch die Unterkonstruktion erfasst haben, sowie Risse im Beton und in der Fassade. An der Außenfassade seien Abplatzungen mit freiliegenden Bewehrungsmatten vorhanden. Teilweise löse sich die Bewehrung schon ab. Unter dem Strich ist „die Standsicherheit und Dauerhaftigkeit der jeweiligen Bauteile erheblich beeinträchtigt und die Sicherheit des Bauwerks nur noch für die nächsten zwei bis drei Jahre gewährleistet“. 

Für heutige Autos sehr eng

„Die Schäden insbesondere an den Unterzügen, Wänden, Stützen und der Rampen lassen auf eine Nutzungsdauer bis etwa Ende 2024 schließen. Danach würden umfangreiche Sanierungsarbeiten erforderlich“, so das Gutachten weiter. Verursacher der Schäden sei vor allem das Streusalz, das im Winter von den Autos im Parkhaus verteilt werde. Nach Angaben des beauftragten Ingenieurbüros würde ein Abriss etwa 600.000 Euro kosten, eine Sanierung würde etwa 2,3 Millionen Euro kosten, aber nur geschätzte 15 bis 20 Jahre halten. Zudem sei das Parkhaus ein älterer Bau und für die heutigen Fahrzeuge sehr eng, argumentierte Brockmann für einen Abriss. "Eine Verbreiterung der neuen Südbrücke und der Brückstraße ist notwendig, aber nur möglich ohne das Parkhaus", betonte der Verwaltungschef. Eine Ersatzbrücke für Autos zu errichten, werde laut Experten eine Herausforderung. "Die Innenstadt muss während der Bauzeit der neuen Südbrücke von anderthalb Jahren weiter erreichbar bleiben. Wir müssen Geld in die Hand nehmen, um diese Erreichbarkeit zu sichern", betonte Brockmann.

"Signal an die Kaufmannschaft"

Richter lobte zwar den Bürgermeister für seine klaren Worte. Ein zweispuriger Südbrücken-Neubau sei  Konsens, der CDU-Fraktion falle es allerdings leichter, für einen Abriss des Parkhauses zu stimmen, wenn die Pläne für Ersatzflächen vorlägen. "Aktuell stochern wir im Nebel." Es gehe darum, "ein klares Signal an die Kaufmannschaft und die Kunden" zu senden. "Eine Mehrheit für den Abriss wird sich im Rat aber auch ohne uns finden", zeigte sich Richter realistisch.

Carsten Hauschild (SPD) mahnte ein langfristiges Parkplatzkonzept für die Süderstadt an. Auch wenn der Beschluss über den Abriss vertagt werde, müsse das Parkhaus geschlossen werden, wenn es nicht mehr sicher betrieben werden könne. Henning Wittboldt-Müller (FDP) sagte, dass ein Ersatz für die wegfallenden Stellplätze geschaffen werden müsse, bis eine Dauerlösung vorhanden sei. "Und wenn man die Autos vorübergehend auf die Allerwiesen stellt", schlug er vor. Dieser Anregung erteilte Brockmann sofort eine entschiedene Absage. "Wir müssen uns bei den Ersatzstellflächen innerhalb des vorhandenen Baurechts bewegen, und für die Allerwiesen haben wir kein Baurecht", stellte er klar. "Wir müssen realistisch bleiben." Statt einer einzigen Lösung werde es ein Bündel an Projekten geben müssen. Er verstehe auch ohne einen Beschluss den Auftrag an die Verwaltung so, einen Abriss des Parkhauses vorzubereiten und nicht eine Sanierung.

Für die Grünen sagte Werner Reichmann, er habe den Eindruck, dass das Parkhaus in jedem Fall abgerissen werde. Insofern verstehe er den Sinn einer Verschiebung zwar nicht, seine Fraktion werde aber zustimmen. Anstatt den Fokus nur auf Parkplätze zu legen, sollten besser andere Mobilitätsformen gefördert werden. Und Umut Ünlü (SPD) sagte, er würde lieber sofort auch den Abriss beschließen. Er warf der CDU-Fraktion vor, nicht genug Vertrauen in die Verwaltung zu haben, rechtzeitig für Ersatz-Stellplätze zu sorgen. Ähnlich äußerte sich die SPD-Ratsfrau Claudia Schlosser. "Wenn das Parkhaus sowieso geschlossen werden muss, weil es nicht mehr sicher ist, warum dann warten. Das kann ich inhaltlich nicht nachvollziehen."

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