Noch liegt das Areal, auf dem künftig die Veerner Höfe entstehen sollen, brach. Doch es tut sich was auf dem Grundstück, das einst die Kaufhalle beherbergte. Probebohrungen sollen in den kommenden Wochen zeigen, inwieweit das Quartier mit Erdwärme versorgt werden kann. Weitere Untersuchungen laufen bereits seit Monaten fast unbemerkt.
Immer wieder ist es zu Verzögerungen gekommen. Auch von dem Wunsch, bereits im ersten Halbjahr 2023 den ersten Spatenstich zu setzen, sind die Planer inzwischen abgerückt. Das langwierige Genehmigungsverfahren habe ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, sagt Ingo Damaschke, geschäftsführender Gesellschafter der Asset Firmengruppe, die das Vorhaben betreut. Nun soll es im Herbst so weit sein.
Probebohrungen geplant
Während die Pläne für den Baukomplex voranschreiten, rückt auch das Geschehen unter der Erde weiter in den Fokus. "Die Geothermie ist gesetzt", sagt Damaschke. Probebohrungen sollen zeigen, wie tief man dafür ins Erdreich eindringen müsse und wie viele Pumpen erforderlich sein werden. Die Frage sei zudem: "Können wir genug Energie aus dem Boden ziehen?" Was an Erdwärme fehle, müsse durch andere Techniken wie Luft-Wärme-Pumpen ausgeglichen werden. Fotovoltaikanlagen auf dem Dach sind ebenfalls geplant. Gasleitungen wird es in dem neuen Wohnquartier keine geben. Der Verzicht auf fossile Energieträger ist eines der Aushängeschilder der neuen Stadtkante.
Bereits seit einem Jahr wird zudem der Grundwasserspiegel in der künftigen Baugrube überwacht. Die Ergebnisse des Monitoring sollen bald ausgewertet werden. Ziel ist es, bei möglichst trockenen Bedingungen mit den Bauarbeiten zu beginnen, um Kosten für das etwaige Abpumpen von Wasser einzusparen, erklärt Damaschke. Die Ergebnisse können somit auch Auswirkungen auf den Baubeginn haben. Es sei besser, zwei Monate zu warten, wenn sich dadurch eine sechsstellige Summe einsparen ließe, macht der Planer deutlich.
Verzögerungen als Vorteil
In der Verzögerung sieht er auch einen möglichen Vorteil für das Projekt: "Die Baukonjunktur kühlt sich ab. Das wird uns zugutekommen." In letzter Zeit hätten sich Baufirmen auf der Suche nach Aufträgen direkt an Architekten gewandt. "Das hatten wir schon seit Jahren nicht mehr", erzählt Damaschke. In den Auftragsbüchern einiger Unternehmen gebe es zunehmend Lücken. Dadurch entstehe wieder ein Wettbewerb. "Das führt zwangsläufig dazu, dass die Baukosten nicht weiter steigen."

Die Planung für das neue Wohnquartier steht, doch an allerlei Feinheiten wird noch gearbeitet.
Die Asset Gruppe ist weiterhin mit einem möglichen Betreiber des geplanten Hotels im Gespräch. Unterschrieben sei noch nichts, sagt Damaschke, dafür seien die Planungen noch nicht weit genug vorangeschritten. Generell seien die genauen Grundrisse von Wohnungen, Hotelräumen und Co. noch in Arbeit. Doch nicht nur Hotelbetreiber haben bereits ihr Interesse angekündigt. Auch potenzielle Eigentümer der Wohnungen sowie Betreiber der kleinen Ladenflächen, die am sogenannten Stadtbalkon zum Bummeln und Verweilen einladen sollen, haben sich bei Damaschke und seinem Team gemeldet. Rund 100 Wohnungen sollen auf dem Areal entstehen. Die genaue Anzahl werde sich in den kommenden Monaten ergeben.
Und auch an den Gebäuden selbst wird sich noch etwas tun. Da das Areal nicht eben ist, müssen die Höhen der verschiedenen Baukörper baulich ausgeglichen werden. Die Häuser werden daher etwas höher als ursprünglich anvisiert. Für den Betrachter, der eines Tages vor dem Gebäudekomplex stehen wird, sei der Unterschied allerdings nicht bemerkbar, ist Damaschke überzeugt.
Bürgerbeteiligung im Sommer
Im Laufe des Sommers soll die Bürgerbeteiligung anlaufen, bei der Interessierte sich einen genaueren Eindruck von dem Vorhaben verschaffen und eventuelle Einwende zu Papier bringen können. Rund 50 Millionen Euro soll das Vorhaben insgesamt kosten, lautet die aktuelle Kalkulation. Dreieinhalb Jahre – ein Puffer für etwaige Lieferschwierigkeiten ist eingerechnet – sollen die Bauarbeiten dauern, mit einer Fertigstellung ist also frühestens im Sommer 2026 zu rechnen.