Regionale Geschichte zugänglicher machen, das ist das Ziel einer neuen Veranstaltungsreihe im Verdener Domherrenhaus. Bei den für den Auftakt geplanten drei Terminen bekommen die Gäste Wissenschaftliches mundgerecht und unterhaltsam serviert. Große Ereignisse auf Verden reduzieren, das sei das Konzept der Reihe mit dem kurzen Titel: "Bam". Bei dem Namen haben sich Museumsleiterin Frauke Müller und ihre Mitstreiter vom englischen Akronym "Glam" (Galleries – Libraries – Archives – Museums) inspirieren lassen. Die drei Buchstaben, die Menschen ins Domherrenhaus locken sollen, stehen hingegen für Bibliothek – Archiv – Museum.
Klischees auflösen
"In den Institutionen schlummert viel Wissen", sagt Müller. Doch im Gegensatz zu einem Museum seien Archive und Bibliotheken wie die des Pferdemuseums oder die historische Variante des Domgymnasiums nicht für die breite Öffentlichkeit zugänglich. "Archive sind verstaubt, dunkel, man darf nichts anfassen", so sei zumindest die Vorstellung von vielen Menschen, ist Verdens Stadtarchivarin Wencke Hinz überzeugt. Klischees auflösen und zeigen, wie spannend Geschichte vor Ort sein kann, das sei eines der Ziele, die das Trio eint, ergänzt Kreisarchivar Florian Dirks.
Der Kontakt zwischen Museum und Archiven ist nicht neu. "Wir tauschen uns schon länger aus zu gemeinsamen Themen", erzählt der Kreisarchivar. Doch den ersten Vortrag der neuen Reihe bestreitet ein anderer. Unter dem Titel "Die Erfindung der Götter" wirft Florian Klimscha vom Landesmuseum Hannover einen Blick in die Steinzeit. Klimscha ist im Landesmuseum Kurator des Bereichs Archäologie. In Verden wird er erzählen, wie die Menschen im heutigen Niedersachsen sesshaft wurden und welche Folgen dies hatte. Sammler, Fischer und Jäger ließen sich nieder, die Landwirtschaft entstand. In der Wissenschaft wird diese Phase als Neolithische Revolution bezeichnet. Sie gelte als Wiege der Zivilisation, erklärt Müller. Nach einem Besuch im Landesmuseum habe sie den Kurator nach Verden eingeladen. Im Domherrenhaus wird er am Mittwoch, 26. April, erläutern, was sich vor Jahrtausenden auch in der Region Verden zugetragen hat.
Von der Steinzeit ins Mittelalter
Von der Steinzeit geht es beim zweiten Vortrag (6. September) ins mittelalterliche Verden. "Wie kam der Fisch zum Verdener Bischoff?" lautet die Frage, der sich Florian Dirks angenommen hat. Dass Hering und Kabeljau schon im 12. Jahrhundert in Verden verspeist wurden, sei belegt, erzählt er. Im Domherrenhaus erfährt sein Publikum, wie der Fisch aus dem Atlantik nach Verden kam. Die Spurensuche gebe Einblicke in die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Verdens vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit – lange bevor es sichere Kühlketten gab. Wo kamen die Fischer her? Welche Wirtschaftsbeziehungen gab es? Diese Fragen will der Kreisarchivar beantworten. Natürlich sei der Fischgenuss damals einem auserlesenen Kreis vorbehalten gewesen, sagt er. "Der Bischoff hat sich anders ernährt als Menschen von niederem Stand."
Mit Verdens Start in das Kaiserreich endet die Veranstaltungsreihe vorerst am 1. November. Dann ist Wencke Hinz im Domherrenhaus zu Gast. Damals habe es unter anderem in Verden große Friedensfeiern gegeben, erzählt sie. Der Deutsch-Französische Krieg sei gerade beendet worden, es herrschte Aufbruchsstimmung. "Zur Friedensschließung kam eine Festschrift raus", zeigt Hinz ein kleines, vergilbtes Heft. Artefakte wie dieses sollen bei den Vorträgen helfen, die Geschichte greifbarer zu machen.
Unterhaltsame Wissenschaft
"Man bekommt einen anderen Bezug zur Geschichte", sagt Müller mit Blick auf die anstehenden Vorträge. Die beginnen jeweils um 18.30 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro. Bewusst habe sich das Team für preiswerte Tickets entschieden, um das Angebot niedrigschwellig zu halten. Auch inhaltlich werde es nicht zu fachlich, verspricht Müller. Stattdessen soll an den drei Abenden Geschichte unterhaltsam vermittelt werden.
Neben der wissenschaftlichen Vortragsreihe gibt es unter anderem den Museums-Talk "Mensch, wir müssen reden" sowie die Reihe "Blue Thursday", bei der berühmte Persönlichkeiten zu neuem Leben erwachen. Sie alle sollen das Museum zu einem Ort der Begegnung machen, erklärt Frauke Müller.
Tickets sind im Domherrenhaus erhältlich. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0 42 31/ 21 69 sowie unter www.domherrenhaus.de.